Lucy & Olivia - Das Vampirgeheimnis
und allen Cheerleadern als »Recherche« für seinen Film anzügliche Blicke zuwarf.
Plötzlich sprang die Tür der Sporthalle auf und Serena Star kam hereinmarschiert. Im Schlepptau hatte sie Toby Decker und ihren Kameramann. Charlottes Freundin Katie kreischte und flüsterte: »Aber heute sitzen meine Haare überhaupt nicht!«
»Hey, Serena!« Garrick Stephens sprang von der Tribüne auf und schlenderte hinüber. Er trug immer noch sein Interna-3-T-Shirt, von dem Olivia fand, dass es langsam etwas schmuddelig aussah. »Ich hab mich schon gefragt, wann Sie kommen, um mich wieder vor die Kamera zu holen!«
Serena Star wandte sich an Toby und sagte laut genug, dass alle es hören konnten: »Halt ihn mir vom Leib.«
Toby warf Garrick einen unsicheren Blick zu und stellte sich neben ihn, während Serena auf Charlotte zuging.
»Ich muss mit dir sprechen«, erklärte Serena.
»Natürlich!« Charlotte zwinkerte Olivia selbstgefällig zu, als Serena Star sie außer Hörweite führte.
Ich muss hören, worüber sie reden!, dachte Olivia. Sie begann mit ein paar ausladenden Hampelmann-Sprüngen, wobei sie sich mit jedem Hüpfer ein bisschen weiter Charlotte und Serena näherte. Schließlich hörte sie Serena Star fragen: »… du hast eine große Rolle in einem Film, den Garrick Stephens dreht?«
Charlotte warf ihre Haare über die Schulter und sagte: »Nicht wirklich, es ist bloß …«
»Er heißt ›Cheers for Fears‹«, unterbrach sie Garrick, der neben ihnen auftauchte, während Toby versuchte, ihn aufzuhalten. »Das wird ein Kassenschlager!«
Serena wirbelte zu Garrick herum und fuhr ihn an: »Hast du keinen Sarg, in dem du dich verkriechen kannst?« Dann sah sie über seine Schulter hinweg ihren neuen Assistenten an. »Toby, gibt’s ein Problem?«
»Nein, Misss Star«, antwortete Toby verlegen. »Ich meine, ja, Miss Star. Ich meine, komm schon, Garrick.« Er legte Garrick die Hand auf den Arm.
Garrick schüttelte ihn ab. »Das Showgeschäft«, grummelte er. »An einem Tag bist du die große Story und am nächsten hockst du auf der Straße.« Er funkelte Serena Star vorwurfsvoll an und stolzierte dann davon.
Serena wandte sich zurück an Charlotte und knipste ihr Lächeln wieder an. »Haben dich Garrick und seine
Freunde schon einmal gebeten, etwas Eigenartiges zu tun?«, erkundigte sie sich.
»Was denn zum Beispiel?«, fragte Charlotte.
»In einem Sarg zu schlafen zum Beispiel? Oder irgendwas mit Vampirzähnen?«
Charlotte lachte. »Ach, das!« Olivias Hampelmänner ließen einen Hampel aus. »Ich dachte, Sie meinten was Ernstes. Die Typen spielen doch immer Dracula. Das ist dermaßen öde. Sie faseln die ganze Zeit so Sachen wie ›Ich will dein Blut saugen‹ und ›Ich sollte dem Typen in den Hals beißen‹.« Charlotte verdrehte die Augen. »Wir sind schließlich in der siebten Klasse. Da wär’s ja wohl langsam mal Zeit, mit dem Verkleiden aufzuhören.«
Serena Star nickte. »All dieses Vampirgerede könnte der Beginn von etwas Gefährlichem sein«, meinte sie. »Hast du von brutalen Tierangriffen oder grausamen Morden gehört, die in Franklin Grove passiert sind?«
Charlotte runzelte die Stirn und sah ein bisschen erschrocken aus.
»Nein, ich kann mich nicht… ich meine, ich erinnere mich nicht…«, stammelte sie.
Serena lächelte sie aufmunternd an und wechselte das Thema, aber Olivia drehte sich der Magen um. Serena Star wurde langsam besessen von der Vampirsache. Das Problem war, dass ihre Fixierung sehr gut dazu führen konnte, dass sie über die Wahrheit stolperte.
Aus den Augenwinkeln sah Olivia, wie Garrick weiter an der Seite herumlungerte. Er lauschte ganz offensichtlich, genau wie sie, und schien über Charlottes Beschreibung des Verhaltens der Bluthunde nicht sehr
glücklich zu sein. Olivia sah, wie er Kyle Glass ein Zeichen gab. Kurz darauf glitten die beiden Jungen aus der Sporthalle.
Toby war immer noch in der Nähe und wartete darauf, dass Serena Star ihr Gespräch mit Charlotte beendete. Olivia fiel plötzlich wieder ein, was sie Lucy versprochen hatte.
Das ist die Gelegenheit, dachte sie.
Sie machte einen besonders weiten Hampelmann, sodass sie mit ihrem Arm versehentlich auf Tobys Schulter schlug.
»Ups, tut mir leid!«, entschuldigte sich Toby und machte einen Schritt zurück.
Olivia japste: »Oh, mein Gott! Toby, es tut mir so leid. Ist alles in Ordnung?«
Er strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. »Ja«, sagte er, wobei er leicht errötete.
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