Lucy & Olivia - Das Vampirgeheimnis
etwas über meine Eltern heraus, überlegte sie. Was, wenn mir nicht gefällt, was ich erfahre?
Dann dachte sie daran, wie sehr Olivia sich darüber gefreut hatte, dass sie hierherkam. »Ich hoffe, du findest, wonach wir suchen«, flüsterte die Stimme ihrer Schwester in ihrem Kopf.
Lucy holte tief Luft, ging hinein und steuerte geradewegs auf den hinteren Teil des Ladens zu, wo sie in der Gitterbettenabteilung eine Tür fand, auf der »Privat« stand. Neben der Tür befand sich eine kleine Metallplakette mit einem schwarzen Knopf unter einem runden Lautsprecher. Lucy drückte auf den Knopf und irgendwo ertönte gedämpft ein Summer. Einen Augenblick später ging mit einem Knacken der Lautsprecher an.
Lucy hielt ihren Mund ganz nah daran. »Marmelade«, sprach sie langsam hinein.
Wenigstens ist das besser als das letzte Passwort, dachte sie. Ich hasse Karamell.
»Geh zum Spiegel«, sagte eine nasale Stimme mit einem Knistern.
Lucy blickte sich um und sah, dass ganz in ihrer Nähe an der Wand ein comicartiger Keramikaffe hing, der anstelle seines Gesichts einen runden Spiegel hatte. Sie ging hinüber, der Spiegel glitt hinab und brachte das bleiche, kantige Gesicht eines Manns mit einer Lesebrille zum Vorschein. Der Kopf sah auf dem Körper des blöden Affen ziemlich komisch aus und Lucy musste gegen ihren Willen lächeln.
Der Mann blickte mürrisch zurück. »Kann ich dir helfen?« , fragte er mit monotonem Näseln.
Lucy beugte sich vor und flüsterte: »Ich habe einen Termin bei der Adoptionsagentur.«
Der Mann linste über seine Brille hinweg und registrierte Lucys Glitzertop. »Hat Serena Star dich geschickt?« , erkundigte er sich misstrauisch.
»Nein!«, antwortete Lucy. »Ich bin … das ist bloß meine Verkleidung. Ich würde mich normalerweise nie im Leben so anziehen.«
»Name?«, fragte er.
»Lucy Vega.«
Der Mann verschwand aus dem Spiegel und sah nach unten, vermutlich auf den Terminkalender. Er blickte wieder zurück auf Lucy und musterte zweifelnd ihr Top. »Beweis es.«
Lucy griff in Olivias Schultasche, zog ihren Schülerausweis heraus und reichte ihn dem Mann.
Dieser sah den Ausweis kaum an, bevor er ihn zurückgab und urteilte: »Sieht aus wie eine Fälschung.«
»Ist es nicht!«, rief Lucy, aber der Affenmann blickte sie nur teilnahmslos an. Lucy verdrehte die Augen. »Was soll ich denn tun, jemanden beißen?«
»Sehr lustig«, sagte der Mann ohne den Anflug eines Lächelns.
Lucy seufzte entnervt. Dann hob sie die Hand und nahm vorsichtig eine ihrer Kontaktlinsen heraus, um ihre natürliche leuchtend lila Augenfarbe zu zeigen. »Okay?«, fragte sie.
Der Mann nickte widerstrebend und Lucy hörte ein Summen von der Tür her. Sie beeilte sich, ihre Kontaktlinse wieder einzusetzen und die Tür zu öffnen, bevor er es sich anders überlegte.
Dahinter fand sich Lucy zu ihrer Überraschung in einem mittelgroßen Raum wieder, der mit allen nur denkbaren Dingen vollgestopft war, die sich ein Vampirbaby wünschen konnte. An einer Wand waren unheimlich süße winzige schwarze Särge aufgereiht und von der Decke hingen Papier-Mobiles mit Fledermäusen und Monden. Lucy schmolz beinahe das Herz, als sie einen kleinen schwarzen Body sah, auf dem stand: »Ich will Blut«.
»Kann ich dir helfen?«, fragte eine Stimme hinter ihr.
Lucy drehte sich um und erblickte eine freundlich blickende Frau, deren bleiches Gesicht von einem knallroten Lippenstift betont wurde. Sie saß an einem Tisch mit einem Schild, auf dem »Geschenklisten« stand, und sah Lucy erwartungsvoll an.
Lucy ging zu ihr hinüber. »Ich suche die Adoptionsagentur«, sagte sie.
»Mit einem T-Shirt wie diesem«, erwiderte die Frau, »glaube ich kaum, dass ein Vampir, der alle seine Sinne beisammen hat, dich adoptieren wird, Kleines!«
Lucy musste aufgebracht aussehen, denn die Frau fügte hinzu: »Oh, ich hab nur Spaß gemacht. Du musst Lucy Vega sein!«
Lucy nickte dankbar. Wenigstens musste sie nicht noch jemanden davon überzeugen, dass sie trotz ihres Häschenoutfits hierher gehörte. »Aber verwalten Sie hier nicht die Geschenklisten?«, fragte sie.
»Geschenklisten, Adoptionsagentur, das ist alles ein und dasselbe Computersystem«, erklärte die Frau ihr und klopfte stolz auf den flimmernden Bildschirm hinter sich. »Wir brauchen nur die Genehmigung der Zentralstelle in Transsilvanien.« Sie reichte Lucy ein Klemmbrett. »Jetzt füllst du mal diese Formulare aus, Lucy Vega, und dann wollen wir sehen, was wir für
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