Lucy & Olivia - Das Vampirgeheimnis
ihr tapfer überall rein, egal wie viel Überwindung es ihn offensichtlich kostete. Sie war kurz davor, sich geschlagen zu geben, als sie an Panzers Kaufhaus vorbeikam.
Die Damenunterwäscheabteilung lag gleich vorne neben dem Eingang. Olivia schnappte sich das verrückteste Teil, das sie finden konnte, und trug es zu einem großen Spiegel. Im Spiegel sah sie, wie Toby nervös vor dem Laden auf und ab ging und ganz offensichtlich versuchte, den Mut aufzubringen, ihr zu folgen.
Olivia hielt das Kleidungsstück vor sich hoch. Es war ein Slip aus falschem Leopardenfell, der so spitz zulief, dass er aussah wie ein Papphütchen. Sogar auf die Entfernung konnte sie im Spiegel erkennen, dass Toby feuerrot wurde. Er hob verzweifelt die Hände und lief rückwärts weg. Dann ließ er sich auf den Rand des Springbrunnens draußen im Gang sinken und vergrub seinen Kopf in den Händen.
Ein besiegter Reporter, triumphierte Olivia. Sie vollführte einen kleinen Tanz. »Gewonnen!«, sang sie leise vor sich hin. »Gewonnen, gewonnen, gewonnen!« Dann bemerkte sie, wie eine Verkäuferin sie anstarrte, als hätte sie achtzehn Köpfe. »Entschuldigung«, flüsterte Olivia, hängte den Slip zurück und rannte aus dem Laden.
Sie sah auf Lucys klobige schwarze Uhr. Ich glaube,
ich habe Toby lange genug beschäftigt , dachte sie, zufrieden mit ihrer guten Arbeit. Es war Zeit, zu Lucy nach Hause zu gehen.
Nachdem sie die Restaurants hinter sich gelassen und die Haupthalle durchquert hatte, sah Olivia den Haupteingang des Einkaufszentrums vor sich.
»Lucy!«, rief jemand. »Lucy!«, brüllte die Stimme erneut.
Der muss mich meinen!, wurde Olivia plötzlich klar und sie wirbelte herum.
In einiger Entfernung winkte jemand. Ein Junge in Schwarz. Plötzlich drehte sich Olivias Magen um. Sie erkannte Lucys Freund Brendan Daniels.
»Hey«, rief Brendan und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem blassen Gesicht aus, als er herangeschlendert kam.
»Brendan«, sagte Olivia und sah sich nervös um. Ja, Toby war ihr immer noch auf den Fersen und trieb sich ein paar Meter hinter ihr herum. »Was machst du denn hier?«
»Nur ein bisschen abhängen«, antwortete Brendan. Er umarmte sie liebevoll.
Toby an der Nase herumzuführen, ist eine Sache, aber Lucys Freund kann ich nicht täuschen!, war Olivia sich sicher.
Brendan spürte, wie sie sich versteifte und zog seinen Arm weg. »Lucy, was ist los?«
Olivia blinzelte, ihre Gedanken rasten. Es wäre eine Katastrophe, wenn Brendan ausgerechnet jetzt feststellen würde, dass ich nicht Lucy bin, dachte sie. Das
könnte das Ende von Lucys Beziehung bedeuten und, da Toby Decker zuschaut, vielleicht auch das Auffliegen der Vampire!
»Lucy?«, hakte Brendan nach und sah jetzt leicht besorgt aus.
»Nichts«, sagte Olivia schließlich. »Ich habe nur … ich habe meinem Vater gesagt, ich wäre um halb fünf zu Hause, und nun bin ich schon viel zu spät dran.« Sie versuchte sich an ihrem besten Lucy-Augenrollen.
»Perfekt.« Brendan grinste. »Ich bring dich nach Hause. Ich brauch das Englischbuch, das ich dir geliehen habe, damit ich heute Abend meinen Aufsatz schreiben kann.«
Olivia rührte sich nicht.
Brendan hielt Lucy galant seinen Arm hin. »Sollen wir?«
»Sollen wir was?«, stieß Olivia hervor.
Brendan runzelte die Stirn. »Sollen wir zu dir gehen und das Buch holen?«, fragte er mit verwirrtem Gesichtsausdruck.
Olivia verdeckte ihr Gesicht mit den Haaren, wie Lucy es manchmal machte. »Geniale Idee«, krächzte sie und nahm seinen Arm. Das war nun wirklich überhaupt nicht eingeplant!, ärgerte sie sich.
Lucy stand vor der Adoptionsagentur und versuchte, den Mut aufzubringen hineinzugehen. Sie beneidete Olivia nicht, die von Toby durchs Einkaufszentrum verfolgt wurde, aber sie war trotzdem wahnsinnig nervös wegen ihrer eigenen Mission.
Auf dem Schild über dem Laden stand Milk Duds . Er sah aus wie ein gewöhnlicher kitschiger Menschenladen für Babysachen, aber in der Schaufensterecke hing ein winziges umgedrehtes »V«. Daher wusste Lucy, dass sie hier richtig war – Läden, die Vampire bedienten, nutzten häufig ein solches Zeichen als Erkennungsmerkmal für ihre Kunden. Wenn das hier so war wie bei den meisten Vampirgeschäften, wäre die Agentur im Hinterzimmer versteckt.
Im Schaufenster spiegelte sich Olivias oberpeinliches Top wider und schwebte neben einem leeren Stubenwagen. Lucy spürte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug. Hier finde ich vielleicht
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