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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war wohl meine eigene Schuld. Ich hatte mir die Enttäuschung selbst eingebrockt. Ich war mit zu hohen Erwartungen und viel zu großen Bedürfnissen gekommen.
    Ich sehnte mich nach ein wenig Freundlichkeit und Aufmerksamkeit, hätte gern von Gus gehört, daß ich schön sei, ihm gefehlt hätte und daß er verrückt nach mir sei.
    Aber nein – nichts von alldem. Er hatte mich nicht einmal gefragt, wie es mir geht, hatte sich mit keinem Wort dazu geäußert, wo er gesteckt und warum er sich fast vier Monate lang nicht gemeldet hatte.
    Aber ich verlangte zuviel von ihm – ich war so unglücklich über mein Leben, daß ich hoffte, er werde mich retten und sich um mich kümmern. Ich wollte ihm mein Leben anvertrauen und zu ihm sagen können: »Bring das in Ordnung.« Ich wollte alles.
    Nicht so hastig mit den jungen Pferden, riet ich mir, während ich die Aufmerksamkeit des Kellners hinter dem Tresen auf mich zu lenken versuchte. Genieße es. Immerhin bist du mit ihm zusammen. Ist er nicht gekommen? Ist er nicht nach wie vor der witzige, unterhaltsame Mensch, der er immer war? Was willst du denn noch?
    Ich kehrte voll neuer Hoffnung mit den Gläsern an den Tisch zurück.
    »Recht so, Lucy«, sagte Gus und stürzte sich auf die Getränke wie eine Frau mit Prämenstruellem Syndrom auf eine Schachtel Pralinen.
    Kurz darauf verkündete er: »Wir nehmen noch einen.« Als sei ihm das erst gerade eingefallen, fügte er hinzu: »Du zahlst.«
    Irgend etwas glitt in meinem Inneren von einem Regal und zerklirrte auf dem Boden. Ich sah mich nicht als Wohlfahrtseinrichtung, jedenfalls war ich es die längste Zeit gewesen.
    »Ach ja?« sagte ich, unfähig, meinen Zorn zu verbergen. »Seit wann ist frische Luft ein gesetzliches Zahlungsmittel?«
    »Wovon redest du?« fragte er und sah mich argwöhnisch an. Mein Verhalten schien ihm nicht ganz geheuer.
    »Ich bin blank«, sagte ich mit grimmiger Befriedigung.
    Das stimmte nicht ganz. Ich hatte noch genug Geld, um nach Hause zu fahren und mir unterwegs eine Portion Pommes zu gönnen, aber das sagte ich ihm nicht, denn sonst würde er noch die letzten paar Pfund aus mir herausquetschen.
    »Du bist eine schreckliche Frau«, sagte er. »Wie kannst du mir solche Angst einjagen?«
    »Es ist mein Ernst.«
    »Hör doch mit den Späßen auf«, fuhr er fort. »Du hast doch so ’ne kleine Zauberkarte, mit der man Geld aus dem Automaten ziehen kann, klingelingeling.«
    »Ja, aber...«
    »Nun, worauf wartest du – vorwärts, Lucy, wir haben keine Zeit zu verlieren. Lauf schon und hol die Kröten, und ich halt uns hier die Stühle frei.«
    »Und du, Gus?«
    »Nun, ich glaub schon, daß ich noch ’ne Halbe runterkrieg, solange du weg bist. Vielen Dank.«
    »Nein, ich meine, hast du keine Automatenkarte?«
    »Ich?« sagte er unter gellendem Gelächter. »Ist das dein Ernst?« Er hörte überhaupt nicht auf zu lachen und zog dann ein Gesicht, als nehme er an, ich hätte den Verstand verloren.
    Schweigend saß ich da und wartete, daß er aufhörte.
    »Nein, Lucy, hab ich nicht.« Er räusperte sich und beruhigte sich schließlich, doch zuckte es immer noch um seinen Mund. »Ich auch nicht, Gus.«
    »Das weiß ich aber genau «, bedrängte er mich. »Ich hab gesehen, wie du damit Geld geholt hast.«
    »Ich hab sie nicht mehr.«
    »Laß doch den Scheiß.«
    »Ehrlich, Gus.«
    »Und warum nicht?«
    »Der Automat hat sie geschluckt. Weil nichts mehr auf dem Konto war.«
    »Tatsächlich nicht?« Es klang ungläubig.
    Das hat gesessen, dachte ich befriedigt. Dann überfiel mich die Scham. Es war nicht recht von mir, den Zorn, den ich auf meinen Vater hatte, an Gus auszulassen.
    Mit einem Mal merkte ich, daß ich ihm alles berichten wollte, ihm erklären, warum ich so schwierig und so schlecht gelaunt war. Ich wollte Verständnis und Verzeihen, Herzenswärme und Zuneigung. Also begann ich ohne Einleitung die Geschichte über mein Zusammenleben mit Dad, daß ich ihm Geld geben mußte, für mich keins übrig hatte...
    »Lucy«, unterbrach er mich auf einmal.
    »Ja?« sagte ich hoffnungsvoll und freute mich auf ein wenig Anteilnahme.
    »Ich weiß, was wir tun«, sagte er mit strahlendem Lächeln.
    »Ja?« Großartig! dachte ich.
    »Du hast doch bestimmt ein Scheckheft«, sagte er.
    Scheckheft? dachte ich. Was hat ein Scheckheft damit zu tun, wie unglücklich ich bin?
    »Ich kenn’ den Kellner«, fuhr er mit leuchtenden Augen fort. »Er löst dir ’nen Scheck ein, wenn ich dafür gradesteh.« Ich

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