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Luderplatz: Roman (German Edition)

Luderplatz: Roman (German Edition)

Titel: Luderplatz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Jäger
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Lebensende …
    Nachdem Viktoria einen Schluck der eiskalten Cola getrunken hatte, konnte sie wieder klarer denken. Sie wusste, dass es im Leben eigentlich keine Zufälle gab – doch sie wusste auch, dass es für nichts eine Sicherheit gab. Also glaubte sie – vorerst – an einen Zufall und tippte ins Google-Suchfenster Florian Westbevern ein. Sie überflog die angebotenen Links. Es gab einen Florian, der beim SV Ems Westbevern beim letzten Spiel gegen SG Telgte ein sensationelles Kopfballtor erzielt hatte, einen Reiter, der unter die ersten zehn bei einem Turnier in Münster gekommen war, ein Kind, dass die heilige Kommunion empfangen hatte, und einen Florian, der als bester Bäckerazubi des Kreises Warendorf ausgezeichnet wurde. Sie hörte auf zu lesen. Es brachte nichts. Genauso wenig wie ihr Besuch auf dem Gymnasium. Außer, dass sie nun wusste, dass es eine Schule gab, die tatsächlich aussah wie aus einem Harry-Potter-Film. Was hatte sie auch erwartet? Dass am Schwarzen Brett ein Zettel hing, auf dem stand: Florian Meier legt überall Karten aus, auf denen sein Name steht. Es ist ein Spiel. Ein Versteckspiel. Mehr nicht. Es gibt keinerlei Verbindungen zu Berlin. Alles ist Zufall …
    Doch am Schwarzen Brett hingen andere Zettel. Viktoria und Mario waren über den Parkplatz Richtung Schloss gestapft und hatten gestaunt. Die Schule war tatsächlich ein Wasserschloss. Und es lag inmitten eines Parks. »Ist das eine Fata Morgana?« Klar, es gab auch schlichte und moderne Gebäude, die sich vor dem Schloss platziert hatten. Doch im Vergleich zu jeder Kreuzberg-und sogar Grunewald-Schule in Berlin war das hier das reinste Paradies. Ein paar Schüler kamen den beiden entgegen. Sie grüßten höflich.
    Mario lachte leise. »Viktoria – sag, dass das hier nicht echt ist.«
    Doch Viktoria sagte nichts. Einer der Jungen, er war vielleicht dreizehn oder vierzehn, hatte einen zu langen Pony und große Füße. Auf seiner Schulter hing ein blauer Rucksack. Florian trug auch einen Rucksack, als er verschwand, einen schwarzen Lederrucksack. Wie Florian aussehen würde, wenn er noch lebte? Sie riss sich zusammen und nahm die Freitreppe zum Schloss ins Visier. Sie hoffte, dass sie hinter der schweren Eingangstür der Lösung ihres Rätsels ein bisschen näher kommen konnten. Doch im Halbdunkel des leergefegten Gebäudes fanden sie nichts. Das Schwarze Brett war vollgehängt mit Hinweisen auf Kunst- AG s, Kursangeboten und Flyern für Berufsberatungstermine. Die Theatergruppe suchte noch Mitstreiter.
    »Hey, war Flo nicht auch Basketballer?« Mario hatte das Bild zuerst entdeckt. Da hing ein ausgeschnittener Zeitungsartikel. Das Basketballteam der Loburg hatte einen vorderen Platz beim Westfalen-Cup gewonnen.
    Schnell überflog Viktoria den Text. Ein Florian kam nicht darin vor. Warum auch? Sie suchten ja keinen Doppelgänger. Sondern den Beweis, dass irgendein Florian aus Westbevern oder aus der Nähe von Westbevern einen Zettel in dem Schatzkästchen hinterlegt hatte.
    Was für eine bescheuerte Idee, fand sie jetzt und drehte sich um. Beinahe hätte sie die Nonne umgerannt. Und beinahe hätte sie vor Schreck aufgeschrien, als sie in das ernste Gesicht der Frau schaute.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Sie klang gar nicht so, als wolle sie helfen. Eher so, als wolle sie die beiden Unbekannten rauswerfen.
    »Ich, äh …« Viktoria starrte auf die graue Kluft der Schwester. Sie überlegte, wann sie zuletzt eine Nonne gesehen hatte. Wahrscheinlich in irgendeinem Softporno oder Splatterfilm, den ihr alter Schulfreund Markus immer gerne zu später Stunde aus einem Regal zog und voller Vorfreude in seinen quietschenden, zwanzig Jahre alten Videorekorder schob.
    Mario hatte die Gedanken besser beisammen. Er lächelte die strenge Gottesfrau an und sagte: »Wir sind auf der Suche …«
    Die Schwester bekam etwas mildere Gesichtszüge. »Sind wir das nicht alle …?«
    Viktoria spitzte die Ohren. Hatte sie da nicht einen leicht ironischen Unterton herausgehört.
    Mario räusperte sich voller Ehrfurcht. »Ja, das sind wir, Schwester.«
    Ein würdevolles Kopfneigen und ein Augenzwinkern waren die Antwort. Viktoria schaltete sich ein. Offensichtlich war die Nonne real und keinem Film entsprungen. Und sie war durchaus sympathisch. Also taugte sie auch als Informantin.
    »Wir suchen Florian …«
    Die Nonne wartete.
    Viktoria ließ sie nicht aus den Augen. »Geht er hier auf die Schule?«
    Die Nonne zog die Augenbrauen hoch. »Welchen Florian

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