Ludlum Robert - Covert 01
packte Martys Schulter. »Nehmen Sie jetzt besser Ihr Mideral. Tut mir Leid, ich weiß, dass Sie Ihre Pillen nicht ausstehen können. Aber jetzt haben wir eine langweilige Aufgabe zu bewältigen. Am besten, Sie lenken Ihr Gehirn mit dem Medikament ab.«
Während Peter Howell laut den Bericht des Prinz-LeopoldInstituts vorlas, verglich Marty den Inhalt mit Sophias Personalakte. Er las Zeile für Zeile und sein Gehirn arbeitete methodisch, während Peter den Bericht noch einmal vorlas. Mideral war ein Wundermedikament - durch seine schnelle Wirkung sprach Marty bereits langsamer und er blieb auch ruhig sitzen, während sie die mühsame Aufgabe zu bewältigen versuchten. Er verhielt sich wie ein vornehmer, ein wenig melancholischer Gentleman.
Als die Morgendämmerung anbrach, hatten sie immer noch kein Bindeglied zwischen Sophias früheren Aktivitäten und ihrer Zeit beim USAMRIID gefunden.
»Okay«, sagte Peter. »Gehen Sie mal einen Schritt weiter zurück. Wo hat Sie nach ihrer Promotion gearbeitet?«
»An der Universität von Kalifornien.«
»Welcher?«
Wenn Marty nicht seine Medikamente genommen hätte, hätte er verzweifelt die Hände in die Luft geworfen, weil Peter keine Ahnung hatte. Stattdessen schüttelte er einfach nur den Kopf. »Natürlich in Berkeley.«
»Ach ja. Und da heißt es, wir Briten wären Snobs. Können Sie in das Computersystem dieser ehrwürdigen Institution eindringen, oder müssen wir erst zur Westküste zurückfahren?«
Marty hob die Augenbrauen. »Mögen wir uns auch so wenig, wenn ich meine Medikamente nicht genommen habe, Peter?«, fragte er wohlüberlegt und irritierend langsam.
»Allerdings, mein Junge.«
Marty senkte würdevoll den Kopf. »Hab’ ich’s mir doch gedacht.« Er setzte sich an den Computer und zehn Minuten später hielt er Sophias Unterlagen aus Berkeley bereits in den Händen.
Erneut las Howell den Bericht des belgischen Prinz-LeopoldInstituts vor und Marty verglich die Unterlagen der Universität damit.
»Keine identischen Namen. Keine Exkursionen. Damals hat sie sich nur mit Humangenetik beschäftigt, nicht mit Virologie.« Er lehnte sich zurück und der Ausdruck rutschte auf seine Knie. »Es ist sinnlos.«
»Unsinn. ‹Wir haben noch gar nicht zu kämpfen begonnen¤ wie wir Briten sagen.«
Marty runzelte die Stirn. »Das ist ein Zitat von John Paul Jones und es war gegen die Briten gerichtet.«
»Aber offiziell war er noch Brite, als er es gesagt hat.«
»Sie hätten Ihre ehemaligen Kolonien wohl gern zurück?«
»Es war mir immer verhasst, eine gute Investition aufzugeben. Na gut, wo hat sie an ihrer Dissertation gearbeitet?«
»In Princeton.«
»Dann raus aus dem Berkeley-Computer.«
Aber die Abschrift aus Princeton zeigte, dass Sophias Studien viel zu weitläufig gewesen waren und keine hilfreichen Details enthielten. In ihrer Dissertation spielten Viren keine Rolle. Stattdessen hatte sie über den Gen-Cluster geforscht, in dem eine genetische Mutation für die fehlenden Schwänze der Katzen auf der Insel Man verantwortlich war.
»Hier hat sie an ausgedehnten Exkursionen teilgenommen«, betonte Marty. »Vielleicht könnte das nützlich sein.«
»Okay. Wird der Name ihres Doktorvaters erwähnt?«
»Dr. Benjamin Liu, mittlerweile emeritiert. Gelegentlich hält er noch ein Seminar und er lebt in Princeton.«
»Ich schmeiße den Motor an. Auf geht’s.«
8 Uhr 14
Princeton, New Jersey
Während Peter und Marty nach Norden fuhren, schien die aufgehende Sonne auf die herbstlich verfärbten Blätter der Bäume und Büsche herab. Wenn einer müde war, wechselten sie sich hinter dem Lenkrad ab und bald überquerten sie die Delaware Memorial Bridge südlich von Washington. Dann rasten sie über den Jersey Turnpike an den geschäftigen Metropolen Philadelphia und Trenton vorbei. Als sie in Princeton ankamen, herrschte strahlender Sonnenschein und die Blätter der Bäume leuchteten rot, golden und orangefarben.
Princeton war eine alte Stadt. Während des Unabhängigkeitskrieges hatte hier eine Schlacht getobt, da die Stadt das Hauptquartier der Briten beherbergt hatte. Es gab immer noch von Bäumen gesäumte Straßen, Heuwiesen und die alten Häuser und klassischen Universitätsgebäude. In dieser friedvollen Atmosphäre ließ es sich gut studieren und man konnte einem ruhigen Lebensstil frönen. Die berühmte Universität und die historische Stadt waren praktisch ein und dasselbe und wären ohneeinander nicht ausgekommen.
Dr. Benjamin Liu wohnte in einer
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