Ludlum Robert - Covert 01
erzählen.«
Marty hatte genau zugehört. Auch wenn sein Medikament wirkte und seine Gedanken etwas gebändigt waren, war er immer noch cleverer als achtundneunzig Prozent der Menschheit und deshalb ärgerte er sich zunehmend über Peter Howell. »Wo hat sie denn vor ihrem Abschluss studiert?«, fragte er schnell, um unter Beweis zu stellen, dass er geistig hellwach war.
Der Professor blickte ihn an. »In Syracuse. Aber damals hat sie nicht Biologie studiert, so dass ich nicht sehe, wie ihre Reise mit Giscours und seinem Bericht in irgendeinem Zusammenhang stehen könnte.«
Peter öffnete bereits den Mund, aber Marty war schneller. »Es muss einen geben.« Plötzlich lief es ihm kalt den Rücken hinunter und er blickte Howell an.
Peter zog eine Grimasse, weil er verstanden hatte. »Das ist unsere letzte Chance.«
Adele Schweik beobachtete aus ihrem kleinen Honda das Haus. Auf dem Beifahrersitz saß der dicke Maddux. Sie hatte gesehen, wie der schwarz gekleidete Einbrecher Fort Detrick verlassen hatte und in das am Straßenrand geparkte Wohnmobil eingestiegen war, dem sie dann nach Princeton gefolgt war. Jetzt musste sie wieder an ihren Arbeitsplatz im USAMRIID zurückkehren.
»Das da ist sein Wohnmobil«, sagte sie zu Maddux. »Der Mann sieht gefährlich aus und benimmt sich auch so. Er ist in Begleitung eines anderen, der Ihnen keine Probleme machen dürfte. Verfolgen Sie sie, wenn sie aus dem Haus kommen.« »Haben Sie Mr. al-Hassan Bescheid gesagt?«
»Dazu hatte ich keine Zeit.«
Maddux nickte. »Okay, verduften Sie. Wir übernehmen die Sache.«
Nachdem er aus dem Honda ausgestiegen war, eilte er zu seinem Lastwagen. Schweik fuhr davon, ohne ihm oder dem Wohnmobil noch einen weiteren Blick zuzuwerfen.
30
9 Uhr 14
Long Lake Village, New York
In den Adirondack Mountains war die Bergluft lieblich und frisch und an diesem Morgen warf die Sonne wegen der hohen Kiefern lange Schatten auf den ausgedehnten Gebäudekomplex von Blanchard Pharmaceuticals. Generalstabsarzt Jesse Oxnard, der sich mit Nancy Petrelli in dem aus Backstein erbauten Hauptquartier aufhielt, war beeindruckt. Gemeinsam mit der Gesundheitsministerin hatte er gerade einen Rundgang durch die Laboratorien und Produktionsstätten von Blanchard Pharmaceuticals beendet, wobei sie Victor Tremont persönlich begleitet hatte. Vom Hörensagen hatte der Generalstabsarzt die Firma natürlich gekannt, aber da sie eher im Hintergrund operierte, hatte er keine Ahnung gehabt, dass sie so groß und weltweit aktiv war.
Zum Kaffee trafen sich die beiden Repräsentanten der Regierung mit Führungskräften, dann suchten sie Tremont in seinem großen, zur Hälfte mit einer Holztäfelung versehenen Büro auf. Durch ein riesiges Panoramafenster blickte man auf den von Wäldern gesäumten See, nach dem die Stadt benannt worden war. Sie nahmen neben dem Kamin Platz, in dem ein angenehmes Feuer brannte. Dann hörten Oxnard und Gesundheitsministerin Petrelli aufmerksam zu, wie Tremont enthusiastisch die Herkunft des vielversprechenden Serums beschrieb.
»Vor über einem Jahrzehnt haben mir unsere Mikrobiologen diesen Vorschlag unterbreitet, weil ich damals für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung verantwortlich war. Sie prognostizierten, dass in Ländern der Dritten Welt mehr und mehr Krankheiten auftreten würden, weil sie jetzt für mehr Menschen zugänglich sind und die Bevölkerungszahl dort explodiert. Mit anderen Worten, es würde immer weniger abgelegene Gegenden geben, auf die sich der Ausbrach tödlicher Krankheiten beschränkt. In ihren Augen würde die industrialisierte Welt diesen Krankheiten schutzlos gegenüberstehen, deren Folgen noch verheerender sein könnten als die von AIDS. Meine Mitarbeiter hofften, dass sie durch die Erforschung einiger eher obskurer Krankheiten nicht nur zu wertvollen Forschungsergebnissen gelangen, sondern auch Seren gegen bisher unheilbare Krankheiten entwickeln können. Einer der Viren, auf die sie sich spezialisiert hatten, war für eine bestimmte Affenspezies tödlich, die genetisch besonders eng mit dem Menschen verwandt ist. Daraufhin haben wir ein Rekombinations-Antiserum gegen diesen Virus entwickelt und gleichzeitig auch die biotechnologischen Voraussetzungen für die zukünftige Massenproduktion dieser Antikörper geschaffen.« Er blickte seine beiden Gäste ernst an. »Wegen dieses erfolgreichen Tests habe ich Sie angerufen, Frau Gesundheitsministerin. Vielleicht können unsere Anstrengungen jetzt der
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