Ludlum Robert - Covert 01
schlagen, die letztlich, und da war sie sich sicher, zu Tremonts Gunsten überstimmt werden würde.
Victor Tremont machte sich unterdessen um Jon Smith und seine beiden Freunde Gedanken. Seit dem Fiasko in der Sierra hatte er von al-Hassan nichts mehr über sie gehört. Dann wandte er sich wieder der Gegenwart zu. Er dachte an eine tapfere Geste, die den Generalstabsarzt und dann auch Präsident Castilla hoffentlich überzeugen würde. Aber das Timing musste stimmen.
Als er Oxnards und Petrellis düsteren und gedankenverlorenen Gesichtsausdruck sah, wusste er, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war.
Er musste aus der Sackgasse heraus. Wenn er Generalstabsarzt Oxnard nicht überzeugen konnte, war es möglich, dass all die Anstrengungen, die er für über ein Dutzend Jahre auf sich genommen hatte, umsonst waren.
Innerlich nickte er grimmig. Er würde nicht verlieren - das war schlicht unmöglich. »Sicher können wir nur sein, wenn wir das Serum an einem Menschen testen.« Er beugte sich vor und seine Stimme klang herrisch und ernst. »Wir haben kleine Mengen des tödlichen Affenvirus isoliert. Er ist nicht besonders lange haltbar, aber für ungefähr eine Woche kann er konserviert werden.« Tremont zögerte, als ob er mit einer schwer wiegenden moralischen Frage ringen würde. »Es gibt nur eine Möglichkeit. Und versuchen Sie bitte nicht, mir Einhalt zu gebieten - es steht zu viel auf dem Spiel. Wir müssen an das große Ganze denken, nicht nur daran, was wir als Individuen riskieren.« Er schwieg einen Augenblick und atmete tief durch. »Ich werde mich selbst mit dem Affenvirus infizieren…«
Generalstabsarzt Oxnard zuckte zusammen. »Ihnen ist doch klar, dass das unmöglich ist!«
Der Unternehmenschef hob eine Hand. »Nein, nein. Lassen Sie mich bitte ausreden. Ich werde mir selbst den Virus injizieren und dann das Serum nehmen. Der Affenvirus mag nicht exakt identisch mit demjenigen sein, der sich jetzt bei Menschen ausbreitet, aber ich glaube daran, dass er ihm ähnlich genug ist, dass wir dann über negative Nebenwirkungen Bescheid wissen.«
»Das ist doch absurd!«, rief Nancy Petrelli aus, die den Advocarus diaboli spielte. »Sie wissen, dass wir das nicht zulassen können.«
Jesse Oxnard zögerte. »Würden Sie das wirklich tun?«
»Aber natürlich.« Tremont nickte energisch. »Nur so können wir alle davon überzeugen, dass unser Serum eine sich schnell entwickelnde, entsetzliche Pandemie stoppen kann.«
»Aber…« Nancy Petrelli spielte ihre Oppositionsrolle aus.
Der Generalstabsarzt schüttelte den Kopf. »Darüber haben nicht wir zu befinden, Nancy. Mr. Tremont bietet uns eine menschlich wunderbare Geste an. Wir müssen das zumindest respektieren und dem Präsidenten seinen Vorschlag unterbreiten.«
Die Gesundheitsministerin runzelte die Stirn. »Verflixt, Jesse, wir haben keinerlei Gewissheit, dass die beiden Viren mit dem Serum im menschlichen Körper auf dieselbe Art und Weise interagieren.« Sie bemerkte, dass Tremont sie erneut stirnrunzelnd ansah, als ob er daran zweifelte, sie richtig verstanden zu haben. »Wenn Dr. Tremont sich uns als menschliches Versuchskaninchen zur Verfügung stellen will, sollte er mit dem Virus infiziert werden, dem Menschen zum Opfer gefallen sind. Zumindest sollten wir die beiden Viren miteinander vergleichen, um zu sehen, ob sie vielleicht identisch sind.«
Innerlich kochte Tremont vor Wut. Was zum Teufel war nur in sie gefahren? Sie wusste verdammt gut, dass das Serum nicht hundertprozentig wirksam war. Das konnte man von keinem Impfstoff und von keinem Serum sagen. Er hatte für diese Eventualität Vorsorge getroffen, aber davon wusste die Gesundheitsministerin nichts. Er nickte. »Natürlich hat Frau Petrelli Recht. Das wäre die beste Lösung. Aber wenn wir erst die beiden Viren vergleichen, wäre das ein unnötiger Zeitverlust. Ich versichere Ihnen, dass ich bereit bin, mich mit dem Virus zu infizieren, der Menschenleben fordert. Unser Serum wird wirken, da bin ich mir sicher.«
»Nein.« Der Generalstabsarzt schlug sich auf das Knie. »Das können wir auf keinen Fall zulassen. Aber die Familienangehörigen der Infizierten schreien bereits nach Hilfe, so dass es sinnvoller ist, wenn wir sie fragen, ob sie es zulassen, dass ihre kranken Verwandten Versuchskaninchen spielen. So werden wir herausfinden, was wir wissen müssen, und vielleicht dazu ein bedrohtes Menschenleben retten. In der Zwischenzeit werde ich Fort Detrick und die CDC damit beauftragen, die
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