Ludlum Robert - Covert 01
Augen, aber fast genauso schnell runzelte sie die Stirn. Sie saß zwar in der Patsche, aber sie war keine Idiotin. »Das hängt ganz davon ab, was ich dafür tun muss.«
In seiner Zeit beim militärischen Geheimdienst war Griffin einer der Besten darin gewesen, hinter dem Eisernen Vorhang Mitarbeiter zu rekrutieren. Er hatte sie so lange mit persönlichen Vorteilen, moralischen Prinzipien oder dem Argument von der gerechten Sache geködert, bis ihr Widerstand erlahmte. Wenn sie sich später sträubten, Befehle auszuführen - und früher oder später war das immer so -, musste man ihnen nur den Köder vor die Nase halten, die Daumenschrauben anziehen und sie unter Druck setzen. Das war nicht der Teil des Jobs gewesen, den er am meisten schätzte, aber er hatte ganze Arbeit geleistet und jetzt war es an der Zeit, diese Frau in die Mangel zu nehmen.
»Nein, eigentlich nicht.« Griffin sprach jetzt deutlich leiser. »Das hängt von gar nichts ab. Sie können Ihre Schulden nicht bezahlen und es sich nicht leisten, dass die Sache auffliegt. Stehen Sie auf und gehen Sie, falls Sie anderer Meinung sein sollten. Vergeuden Sie nicht meine Zeit.«
Lily errötete vor Wut. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie arroganter…«
»Ich weiß, dass es hart ist«, fiel ihr Griffin ins Wort. »Sie sind der Boss, was? Irrtum. Jetzt bin ich der Boss. Ansonsten stehen Sie morgen ohne Job da. Und ohne jede Chance, einen neuen zu kriegen. Nicht bei der Regierung, nicht in Washington, wahrscheinlich nirgendwo.«
Das war ein Schlag in die Magengrube. Lily begann zu weinen. Nein! Sie würde nicht heulen! Sie heulte nie. Sie war der Boss. Sie…
»Ist schon gut«, sagte Griffin. »Weinen Sie ruhig. Lassen Sie’s raus. Das Ganze ist hart für Sie und es wird noch härter werden. Lassen Sie sich Zeit.«
Je mehr er seinem Mitleid Ausdruck verlieh, desto stärker weinte Lily. Durch ihre Tränen hindurch sah sie, wie er sich entspannt zurücklehnte. Er winkte die Kellnerin herbei und zeigte auf sein Glas. Aber er zeigte nicht auf sie und fragte, was sie trinken wolle. Dies war kein geselliges Beisammensein, sondern eine geschäftliche Angelegenheit. Wer immer dieser Mann auch sein mochte - plötzlich begriff sie, dass nicht er sie erpresste. Er war nur der Überbringer der Nachricht, der gleichgültig und unpersönlich seinen Job erledigte.
Als die Kellnerin ihm sein Bier brachte, wandte Lily den Kopf ab, weil sie sich für ihre geröteten Augen und ihre Tränen schämte. Nie hatte sie mit einer solchen Situation und mit einem solchen Mann fertig werden müssen und sie fühlte sich schrecklich allein.
Griffin nippte an seinem Bier. Es war an der Zeit, ihr den Köder erneut hinzuhalten. »Okay. Fühlen Sie sich jetzt besser? Vielleicht hilft das. Sehen Sie die Sache mal so: Eines Tages wäre das Fallbeil sowieso heruntergekommen. So kommen Sie aus der Sache raus und können reinen Tisch machen. Außerdem gebe ich Ihnen eine kleine Bonuszahlung für einen Neuanfang, sagen wir fünfzigtausend Dollar. Und das alles für zwei Stunden Arbeit. Wahrscheinlich noch weniger, wenn Sie in Ihrem Job so gut sind, wie ich glaube. Kein schlechtes Angebot, oder?«
Reinen Tisch machen… Fünfzigtausend Dollar… Die Worte schossen wie ein Sonnenstrahl durch ihre Gedanken. Ein Neuanfang - der Alptraum wäre vorüber. Und sie hätte Geld für einen neuen Start. Sie könnte sich helfen lassen und eine Therapie machen. So etwas würde ihr nie wieder passieren. Niemals!
Sie wischte sich die Tränen ab und hätte diesen Mann plötzlich küssen und umarmen können. »Was… was soll ich tun?«
»Ah, jetzt kommen Sie zur Sache«, sagte Griffin erfreut. »Ich wusste doch, dass Sie clever sind. Das mag ich. Für diesen Job brauche ich eine kluge Person.«
»Versuchen Sie nicht, mir zu schmeicheln. Nicht jetzt.«
Griffin lachte. »Reizbar sind Sie auch. Jetzt sind Sie wieder auf dem Damm, stimmt’s? Mein Gott, bei der Angelegenheit wird niemand zu Schaden kommen. Es müssen nur ein paar Computerdateien vernichtet werden. Dann sind Sie frei.«
Computerdateien löschen? Ihre Dateien? Niemals! Sie erschauderte und riss sich dann zusammen. Was hatte sie denn erwartet? Weshalb sollte sie der Mann sonst brauchen? Sie arbeitete in der Datenverwaltung und war Chefin der Zentralstelle für medizinische Datenerfassung. Natürlich ging es um medizinische Informationen.
Griffin beobachtete sie - dies war der entscheidende Augenblick: Der erste Schock eines neuen Mitarbeiters, der jetzt
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