Ludlum Robert - Covert 03
Infanterieregiment der Fremdenlegion im Einsatz in Nordafrika, auf Bitten von Nationen, die früher einmal unsere Kolonien waren und die uns gelegentlich immer noch um Unterstützung bitten, Er ist aus den Mannschaftsdienstgraden aufgestiegen. Wie können Sie einen solchen Ehrenmann verdächtigen?«
»Ein gemeiner Soldat in der Fremdenlegion? Er ist kein Franzose?«
»Natürlich ist er Franzose!«, brauste La Porte auf. Es war, als würde sein breites Gesicht plötzlich erstarren, und ein Ausdruck des Unbehagens legte sich darüber, veränderte seine Gesichtszüge. »Sein Vater war Deutscher, Darius ist als Deutscher geboren worden, aber seine Mutter war Französin, und als er sein Offizierspatent bekam, hat er ihren Namen und die französische Staatsangehörigkeit angenommen.«
»Was wissen Sie über sein Privatleben?«
»Alles. Er ist mit einer hochanständigen jungen Frau aus guter Familie verheiratet, die viele Jahre Frankreich gedient hat. Er studiert unsere Geschichte so wie ich auch.«
La Porte machte eine weit ausholende Armbewegung, die das ganze Büro einschloss, und Jon sah, dass sämtliche Wände mit Gemälden, Fotos, Zeichnungen und Karten bedeckt waren, die alle großen Momente in der Geschichte Frankreichs darstellten. Nur ein Foto wollte nicht ganz dazupassen; es zeigte die Burg aus rotem Sandstein, die Jon das erste Mal in der Pariser Villa des Generals gesehen hatte.
Der General hatte unterdessen weitergeredet. »Geschichte ist mehr als nur eine Aufzählung von Fakten im Leben einer Nation, eines Volkes. Wahre Geschichte ist ein Abbild der Seele eines Landes: Die Geschichte nicht kennen, heißt die Nation oder das Volk nicht kennen. Wenn wir die Vergangenheit nicht kennen, Colonel, dann sind wir dazu verdammt, die Fehler zu wiederholen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, non ? Wie kann ein Mann, der die Geschichte seines Landes liebt, dieses Land verraten? Impossible .«
Jon hörte zu, und in ihm wuchs das Gefühl, dass La Porte zu viel redete, Bonnard zu heftig verteidigte, als müsse er sich selbst überzeugen. Hatte der General tief in seinem Inneren erkannt, dass das, was er für unmöglich hielt, durchaus möglich sein konnte? In den letzten Worten des Generals war mehr als nur eine Andeutung von Zweifel zu spüren.
»Nein, ich kann es nicht glauben. Nicht Darius.«
Aber Jon konnte das sehr wohl, und als er das Büro verließ, warf er im Hinausgehen noch einmal einen Blick auf den General in seinem großen thronähnlichen Sessel. La Porte brütete, und man konnte das Unbehagen in seinem glasig gewordenen Blick erkennen.
Paris
Peter Howell lag in leichtem Schlummer auf der schmalen Pritsche, die das Krankenhaus auf sein Drängen in Martys Zimmer gestellt hatte, als eine Biene oder Wespe oder sonst ein lästiges Insekt an seinem Ohr vorbeisummte. Er schlug zu, wachte sofort von dem Schmerz an der Wange auf, wo er sich selbst geschlagen hatte … und hörte das schrille, durchdringende Klingeln des Telefons auf dem Nachttisch neben seinem Kopf.
Auf der anderen Seite des Zimmers regte sich Marty im Schlaf, murmelte etwas.
Peter sah zu ihm hinüber und griff nach dem Telefonhörer.
»Howell.«
»Wohl eingeschlafen, was, Peter?«
»Das ist gelegentlich selbst für einen Feldagenten eine bedauerliche Notwendigkeit, ganz gleich, wie unbequem das auch für Beamte mit geregeltem Dienst von neun bis fünf sein mag, die jede Nacht in ihrem eigenen verdammten Bett oder dem ihrer Geliebten verbringen müssen.«
Sir Gareth Southgate in London schmunzelte, wenn auch nicht sonderlich amüsiert. Als Leiter von MI6 war er schon viel zu lange mit der wenig beneidenswerten Aufgabe betraut, Peter Howell zu führen, obwohl er den widerborstigen Agenten lieber von hinten gesehen hätte. Aber an diesem pensionierten Agenten war nichts normal, auch nicht die Freude, die es ihm bereitete, ständig Schwierigkeiten zu machen. Tatsache war, dass Peter Howell ein brillanter Agent war und deshalb in Notsituationen ausgesprochen nützlich. Southgate hatte sich deshalb schon lange damit abgefunden, dass diesem Mann nur mit Humor beizukommen war.
Jetzt gefror ihm freilich das Schmunzeln auf den Lippen.
»Wie geht es Dr. Zellerbach, Peter?«
»Unverändert. Was zum Teufel wollen Sie?«
Southgates Tonfall wurde ernst. »Ihnen beunruhigende Informationen durchgeben und Sie um Ihre ach so weise Meinung bitten.«
Marty bewegte sich in seinem Bett. Er wirkte unruhig. Peter sah voll Hoffnung zu ihm hinüber. Als es dann so
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