Ludlum Robert - Covert 03
flachen Land kreuzten die verschiedenen Straßen viele kleine Flüsse und Kanäle. Der Verkehr in Richtung der französischen Grenze war relativ dicht – nicht so dicht wie in Los Angeles oder London zur Stoßzeit, aber viel dichter als auf den offenen Interstate-Straßen von Montana oder Wyoming.
Von Zeit zu Zeit hielt er an einem Landgasthof an oder lenkte seinen Wagen einfach bei einem Gebüsch an den Straßenrand, um den Himmel nach Hubschraubern abzusuchen, die möglicherweise nach ihm Ausschau hielten. Wenn er sich dann vergewissert hatte, dass niemand ihm folgte, setzte er die Fahrt bis zum nächsten Halt fort und arbeitete sich auf diese Weise bis zum Stadtrand von Mons vor, fünfundfünfzig Kilometer südwestlich von Brüssel. Kriege und Soldaten waren seit mehr als zweitausend Jahren prägender Bestandteil der Geschichte von Mons – oder »Bergen«, wie das Städtchen in flämischer Sprache hieß – gewesen, seit jener Zeit, als die römischen Legionen hier an der Nordgrenze ihres Imperiums ein befestigtes Lager angelegt hatten. Später hatten dann die Generäle von Ludwig XIV. hier eine ihrer blutigen Schlachten gegen ihren Erzfeind John Churchill, Herzog von Marlborough, geführt. Noch später war Mons dann ein Schlachtfeld für die Armeen der Französischen Revolution und wiederum später für das weit unterlegene britische Expeditionskorps gewesen, das hier im Ersten Weltkrieg zum ersten Mal Feindberührung gehabt hatte.
Ein passender Standort also für das Supreme Headquarters of Allied Powers in Europe (SHAPE) – dem militärischen Arm der NATO und Sitz des Supreme Allied Commander of Europe, SACEUR, General Carlos Henze, US Army. Wenige Kilometer außerhalb der historischen Stadt verwehrte ein schlichter Kiosk vor einer Ansammlung von Fahnenstangen mit den Flaggen sämtlicher Mitgliedsnationen der NATO und der Vereinten Nationen den Zugang zu dem parkähnlichen Gelände. Im Hintergrund war ein flaches, zweistöckiges hellbraun gehaltenes Gebäude zu sehen, hinter dem eine Anzahl weiterer unauffälliger Gebäude in den grauen Regenhimmel ragte.
Smith zeigte dem Wachhabenden seinen Ausweis und erklärte, er habe Anweisung, sich beim leitenden ärztlichen Offizier zu melden. Wegen der erhöhten Sicherheit, die mit dem 21. Jahrhundert überall eingezogen war, rief einer der Dienst habenden Militärpolizisten das Büro des leitenden Stabsarztes an, um sich Smith’ Aussage bestätigen zu lassen, während ein weiterer MP Jons Armeeuniform und insbesondere seinen Lichtbildausweis und die Papiere studierte, die ihn als Mitglied des medizinischen Dienstes der US Army auswiesen.
Als die Posten sich von der Richtigkeit seiner Angaben überzeugt hatten, fuhr Smith auf die rechte von zwei sich vförmig hinter dem Wachhäuschen gabelnden Straßen, parkte auf dem ihm zugewiesenen Parkplatz und ging zum Haupteingang des Gebäudes, wo ein von Stahlträgern gehaltenes Vordach, ähnlich dem eines schlichten Hotels, stolz SUPREME HEADQUARTERS ALLIED POWERS EUROPE verkündete. Darüber war das grüngoldene offizielle Emblem von SHAPE angebracht. Eine Empfangsdame im Inneren des Gebäudes wies ihm den Weg ins Obergeschoss, wo Master Sergeant Matthias ihn mit einer zackigen Ehrenbezeigung begrüßte. Matthias trug Uniform mit zwei Reihen eindrucksvoller Orden und Kampfabzeichen und führte ihn durch eine endlose Folge von Gängen und Korridoren zum Büro von General Carlos Henze.
Der drahtige General machte aus seiner Einstellung kein Geheimnis: »Ist dieses verdammte Mantel- und Degen-Theater wirklich notwendig, Colonel?«
Smith salutierte und erwiderte: »Da dürfen Sie nicht mich fragen, Sir. Das ist nicht meine Idee.«
Henze funkelte ihn an, erwiderte die Ehrenbezeigung und brummte dann: »Zivilisten.« Er bedeutete Smith mit einer knappen Handbewegung, auf einem Ledersessel vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. »Das Büro des Präsidenten hat mich informiert. Hier sind die Unterlagen, die man mir geschickt hat.« Er schob Smith einen Aktenordner hin und ließ einen auf seinem Schreibtisch liegen. »Über diesen Halbmondschild haben meine Leute nichts herausgefunden. Selbst die CIA hat keine Ahnung, wer oder was das ist. Mir scheint, Sie sind da auf eine nagelneue Bande von arabischen Banditen gestoßen, Colonel. Ich hatte meine Zweifel, aber Sie wissen ja vielleicht, was Sie tun. Was nun?«
»Das sind nicht bloß Araber, Sir. Das sind Militante aus allen Bereichen der muslimischen Welt: Araber aus
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