Ludlum Robert - Covert 03
hörte sie zwei Fahrzeuge, die über die Straße herangerast kamen und deren Motorengeräusch die Stille der Nacht zerriss. Sie brausten vorbei, und dann quietschten ihre Reifen plötzlich, als sie die scharfe Kurve landeinwärts erreichten, die Max aus der Luft identifiziert hatte. Augenblicke später verstummte das Motorengeräusch, so als hätte sich ein Vorhang der Stille über das Land gelegt. Randi wusste, dass die einzige Behausung in dieser Gegend die Villa war. Das Tempo der Fahrzeuge deutete darauf hin, dass jemand ein dringendes Bedürfnis verspürt hatte, zu der Villa zu kommen.
Sie wurde schneller, fing zu rennen an, hatte bald die hohe weiße Mauer erreicht und stellte dort fest, dass die Mauerkrone mit Stacheldraht gesichert war. Zwischen der wuchernden Vegetation und der Mauer war ein zehn Meter breiter Streifen gerodet worden, und das bedeutete, dass es keine Deckung durch überhängende Zweige geben würde. Sie nahm den Rucksack ab, in den sie auf der Saratoga die diversen Gerätschaften gepackt hatte, die von der CIA für sie eingeflogen worden waren, und holte eine kleine Luftdruckpistole, einen winzigen mit Widerhaken versehenen Bolzen aus einer Titanlegierung und eine Rolle dünnen, nylonbeschichteten Draht heraus. Den Draht befestigte sie an dem Bolzen, steckte den Bolzen in den Pistolenlauf und suchte das Gehölz hinter der Mauer ab, bis sie drei Meter dahinter einen dicken, alten Olivenbaum entdeckte.
Sie trat einen Schritt zurück und schoss. Der Bolzen traf dort auf, wo sie das gewollt hatte – am Stamm des Olivenbaums. Sie verstaute die Pistole wieder in ihrem Rucksack, streifte sich dick gepolsterte Lederhandschuhe über und hangelte sich Hand über Hand die Mauer hoch. Oben angelangt hakte sie den Draht an ihren Gürtel, verwahrte die Handschuhe im Rucksack und entnahm ihm eine Miniaturdrahtschere. Sie schnitt eine ein Meter breite Öffnung in den Stacheldraht, verstaute die Schere wieder, glitt über die Mauer und ließ sich auf der anderen Seite zu Boden fallen.
Hightech-Sicherheitseinrichtungen waren äußerst teuer, und Terroristen konnten sie sich deshalb nur selten leisten. Fundamentalisten, die zu Terroristen wurden, achteten außerdem auf so extreme Geheimhaltung, dass sie meist darauf verzichteten, sich das nötige Gerät zu beschaffen, dessen Verkauf häufig für ihren Geschmack zu sorgfältig überwacht wurde. So lautete zumindest die Theorie, und sie konnte nur hoffen, dass sie stimmte – und darüber hinaus die größte Vorsicht walten lassen.
Mit diesen Gedanken löste sie den Draht von dem Bolzen, zog ihn über die Mauer und verstaute alles wieder in ihrem Rucksack. Dann tauchte sie in der Vegetation unter und bewegte sich auf die von dieser Stelle aus noch unsichtbare Villa zu.
Dr. Émile Chambord hielt inne, seine beiden Hände lagen auf der Abdeckung des gläsernen Behälters. »Es ist möglich. Ja, ich glaube, Sie haben Recht, Colonel. Wir sollten es schaffen, auf diesem Weg zu entkommen. Anscheinend sind Sie mehr als bloß ein gewöhnlicher Arzt.«
»Wir müssen uns sofort in Bewegung setzen. Wer weiß, wann die entdecken, dass ich hier bin.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den erst teilweise zerlegten Computer.
»Wir haben jetzt keine Zeit mehr. Wir nehmen die Gelpacks und lassen den Rest …«
Draußen im Korridor war plötzlich Lärm zu hören, die Tür flog auf, und Abu Auda und drei bewaffnete Terroristen stürzten mit erhobenen Waffen herein. Thérèse stieß einen Schrei aus, und Dr. Chambord versuchte sich vor sie zu stellen, um sie mit seiner Pistole zu schützen. Doch er stieß dabei nur gegen Jon und brachte ihn zum Straucheln.
Er war sofort wieder auf den Beinen, griff nach seiner Walther und wirbelte herum. Es war zu spät, den DNSPrototyp zu zerstören, aber er konnte ihn zumindest so stark beschädigen, dass Chambord Tage brauchen würde, um ihn wieder einsatzfähig zu machen. Damit würde er Randi und Peter Zeit verschaffen, um ihn zu finden, falls er nicht mehr in der Lage sein sollte zu helfen.
Aber ehe Jon die Waffe auf die Gelpacks richten konnte, sprangen Abu Auda und seine Männer ihn an, schlugen ihm die Pistole aus der Hand und drückten ihn zu Boden.
»Ich muss schon sagen, Doktor.« Mauritania hatte den Raum hinter seinen Männern betreten und nahm jetzt Chambord die Pistole weg. »Das ist nun wirklich nicht Ihr Stil. Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt oder entsetzt sein soll.«
Abu Auda sprang auf und zielte mit seinem
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