Ludlum Robert - Covert 03
Ohren von Echelon sind taub.« Im Echelon-Programm fingen die Vereinigten Staaten und Großbritannien sämtliche über Satelliten laufenden Telefongespräche ab und zapften auch die interkontinentalen Unterseetelefonkabel an.
Der Präsident zwang sich, tief durchzuatmen. »Rufen Sie die Vereinigten Stabschefs wieder zusammen. Wahrscheinlich haben sie das Gebäude noch nicht verlassen. Wenn doch, dann sagen Sie Admiral Brose, er soll den anderen mitteilen, dass sie sich auf das Schlimmste gefasst machen sollen – einen unmittelbaren Angriff auf die Vereinigten Staaten. Mit allen Möglichkeiten, von biologischer Kriegführung bis hin zu Atomraketen. Und dann bringen Sie sämtliche Verteidigungsmaßnahmen und alles, was wir offiziell nicht haben, in Einsatz.«
»Auch das experimentelle Antiraketensystem, Sir? Aber unsere Verbündeten …«
»Mit denen werde ich reden. Sie müssen Bescheid wissen, damit sie ihre eigenen Leute alarmieren können. Wir lassen denen ohnehin eine ganze Menge Informationen von unseren Satelliten zukommen. Verdammt, viele kaufen ja sogar Satellitenzeit. Ihre Systeme müssen Datenverluste aufzeigen, manche davon solche von dramatischen Ausmaßen. Wenn ich sie nicht anrufe, werden die mich anrufen. Ich werde das Ganze irgendeinem verrückten Hacker zuschreiben, dem Besten, den wir je erlebt haben. Eine Weile werden sie das glauben. Und in der Zwischenzeit bringen wir alles in Einsatz. Zumindest das geheime experimentelle System sollte von außen nicht beeinflussbar sein, weil ja niemand weiß, dass wir es haben. Damit sollten wir alles außer einem massiven Raketenangriff bewältigen können, und dazu werden Terroristen nicht imstande sein. Das könnten nur die Briten und Moskau, und die sind Gott sei Dank auf unserer Seite. Für jede andere Art von Schlägen müssen wir uns auf unser konventionelles Militär, das FBI und die Polizei verlassen – und, Chuck, dass mir davon ja nichts an die Presse durchsickert. Unsere Alliierten werden auch nicht wollen, dass ihre Medien Wind davon bekommen. Keiner von uns sieht in dieser Situation besonders gut aus. Los, fangen Sie an, Chuck.«
Ouray eilte hinaus, und der Präsident öffnete die andere Tür. Kleins Gesicht war grau vor Sorge, als er in das Büro zurückkehrte.
»Sie haben alles gehört?«, fragte der Präsident.
»Und ob ich es gehört habe.«
»Finden Sie heraus, wo dieses höllische Ding steckt, Fred, und diesmal machen Sie ihm ein Ende! «
29
Paris
Als Marty wieder einschlief, schlich Peter sich aus dem Zimmer, um mit der lokalen Station von MI6 Verbindung aufzunehmen. Randi wartete noch zehn Minuten und ging dann ebenfalls. Ihr Ziel war freilich nicht so weit entfernt, bloß die Telefonzelle, die sie beim Hereinkommen etwas abseits von der Eingangshalle entdeckt hatte. Sie wartete zunächst eine Weile an der Tür zur Feuertreppe und beobachtete das Kommen und Gehen von Krankenhausangestellten, die hier für die wohlhabenden Patienten sorgten, die das Krankenhaus bald wieder mit einem neuen Gesicht oder einem neuen Körper verlassen würden. Als sie sich vergewissert hatte, dass in der Lobby niemand Verdächtiger zu sehen war, ging sie hinunter. Überall standen Vasen mit Flieder, Peonien und Forsythien und verkündeten den Anbruch des Frühlings. Es duftete wie in einem Blumenladen, nur dass hier wesentlich mehr Geld verdient wurde.
Als sie hinter der Glaswand der Zelle stand, wählte sie über eine sichere Faseroptikleitung, die unter dem Atlantik verlegt war, die Nummer ihres Vorgesetzten in Langley, Doug Kennedy.
Dougs Stimme klang düster. »Ich habe schlechte Nachrichten. Miserable Nachrichten, um es genau zu sagen. Die Überwachungs- und Fernmeldesatelliten sind immer noch offline. Und was noch schlimmer ist, wir haben alles, was uns im Orbit zur Verfügung steht, verloren, die militärischen Satelliten ebenso wie die zivilen. Die NASA und das Pentagon arbeiten rund um die Uhr wie die Verrückten – aber im Augenblick ist hier wirklich tote Hose. Ohne diese Satelliten sind wir blind, stumm und taub.«
»Ich habe schon verstanden. Was meinen Sie eigentlich, woran ich hier arbeite? Wie ich Ihnen bereits sagte – der Prototyp ist zerstört, Schluss, Punkt, Ende. Ich kann mir also nur vorstellen, dass Chambord überlebt hat, obwohl ich keine Ahnung habe, wie das sein kann. Und wie er so schnell einen neuen Prototyp zum Funktionieren gebracht hat, ist mir wirklich ein Rätsel.«
»Weil er eben ein Genie ist.«
»Selbst Genies
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