Ludlum Robert - Covert 03
Führung inzwischen tot ist?«
»Ich wette nicht gern, wenn ich weiß, dass ich verliere«, erklärte Peter. »Dieser Mauretanier … Ein raffinierter Bursche wie er hat sich mit Sicherheit zusammengereimt, wie du ihn gefunden hast, Jon. Wenn wir Glück haben, weiß er nichts von mir.«
»Die Schwarze Flamme ist eine Tarnung, die jetzt aufgeflogen ist«, nickte Jon. »Mauritania hat diese Leute sicherlich im Dunkeln tappen lassen, weil er schließlich wusste, dass sie sich gegen ihn stellen, ihn erpressen und auf hundertfache Weise seine Pläne stören könnten. Womit er nicht gerechnet hat, war, dass sie jemanden wie mich auf seine Spur locken würden. Er hat sie mit Sicherheit inzwischen getötet, und zwar nicht nur aus Rache, sondern auch, um sicherzustellen, dass sie ihm nicht mehr schaden können.«
Bei diesem Gedanken musste Jon unwillkürlich an Marty denken. Ihm wurde bewusst, dass fast ein Tag vergangen war, seit er sich das letzte Mal nach ihm erkundigt hatte. Der Gedanke bedrückte ihn, und er zog sein Handy heraus. Randi sah ihn fragend an. »Wen rufst du an?«
»Das Krankenhaus. Vielleicht ist Marty aufgewacht.«
Peter nickte kurz. »Dann hat er, so darf man hoffen, uns eine Menge zu erzählen, was uns bei der schweren Aufgabe helfen wird, Mauritania und seinen Halbmondschild wieder aufzuspüren.«
Aber das Pompidou-Hospital konnte Jons Hoffnung nicht erfüllen: Martys Zustand war praktisch unverändert. Sie waren immer noch zuversichtlich, aber in Dr. Zellerbachs Befinden gab es keine Fortschritte.
17
Gibraltar
Von Unruhe geplagt, saß Lieutenant General Sir Arnold Moore allein auf dem Rücksitz des Dienstwagens des Kommandanten des Royal-Air-Force-Stützpunkts und grübelte über das Geheimtreffen in dem Konferenzraum an Bord der Charles de Gaulle nach, das er vor kurzem verlassen hatte. Was war da im Gange? Was hatte seinen alten Freund und Verbündeten Roland La Porte wirklich dazu veranlasst, sie zusammenzurufen? Während draußen die Scheinwerferbalken der auf dem Flughafen der Kronkolonie landenden und startenden Flugzeuge vorbeihuschten, starrte er vor sich ins Leere und überdachte voll Sorge die jetzt hinter ihm liegende Diskussion. Am Ende konzentrierte sich alles immer wieder auf General La Porte.
Jedermann wusste, dass die Franzosen sehnsüchtig ihrer ruhmreichen Vergangenheit nachtrauerten, aber andererseits wusste auch jedermann, dass die Franzosen pragmatische Leute waren und dass zumindest ein Mann, der eine so hohe Verantwortung wie La Porte trug, la gloire nicht so todernst nahm, wie man das die Öffentlichkeit glauben machte. Obwohl La Porte stets sowohl persönlich als auch in seiner Eigenschaft als stellvertretender NATO-Befehlshaber die europäische Schnelle Eingreiftruppe favorisiert hatte, war Sir Arnold immer der Ansicht gewesen, dass dahinter rationale Gründe standen …, dass damit der Druck auf die NATO verringert werden sollte, die in so hohem Maße von den Vereinigten Staaten abhängig war, wenn es darum ging, in Verwicklungen auf der ganzen Welt einzugreifen. Es war allgemein bekannt, dass La Porte Washington gegenüber stets diese Argumentation vertreten hatte.
Aber jetzt hatte der General auf deutlich zur Schau getragenen Anti-Amerikanismus umgeschaltet. Aber hatte er das wirklich? War diese Integration der europäischen Militärstreitkräfte, die er vorschlug, einfach eine logische Folgerung aus seinem Wunsch, den Amerikanern einen Teil ihrer Bürde abzunehmen? Das hoffte Sir Arnold eindringlich, weil die andere mögliche Motivation so etwas wie die erste Stufe einer höchst gefährlichen Vision von Europa als einer zweiten – und mit Amerika rivalisierenden – Supermacht in dieser neuen, von Terroristen erfüllten Welt, wie sie nach dem Kalten Krieg entstanden war, sein könnte. Es war nie klug, seine Fronten zu teilen – Hitler wie Napoleon hatten das zu ihrem Leidwesen erfahren müssen. Und in der jetzigen Situation, davon war Sir Arnold fest überzeugt, war es von entscheidender Wichtigkeit, dass die zivilisierte Welt gemeinsam auftrat und handelte.
Trotz aller rhetorischen Entgleisungen hätte Sir Arnold sich noch mit La Portes Einstellung abfinden können, wäre da nicht die beiläufige Bemerkung gewesen, dass Amerika in Kürze einem elektronischen Überfall ausgesetzt sein könnte, der sämtliche Kommando- und Kommunikationskanäle lahm legen würde. Eine schreckliche Vorstellung – denn das würde natürlich das amerikanische Militär ebenso hilflos
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