Ludlum Robert - Covert 03
Kopf. »Du warst dort, um Marty zu schützen, nicht um ihn zu töten. Deshalb hast du, als du dann schließlich geschossen hast, in die Decke gefeuert.«
»Stimmt«, nickte Peter. »Ich war zufällig im Krankenhaus, um ein Auge auf unseren Freund zu haben, als ich hörte, dass ihn jemand aus seiner ›Familie‹ besuchen würde. Da Marty ja keine engeren Familienangehörigen hat, falls du den Hund nicht mitzählst, den wir bei dieser Hades-Geschichte aufgegabelt haben, hat mich das unruhig gemacht, und ich bin mit meiner kleinen Sterling dort hingerannt. Als ich dich sah, musste ich schleunigst verduften, damit meine Tarnung nicht auffliegt.«
»Das heißt, dass SAS oder MI6 Marty beobachten lässt?«, meinte Randi vom Rücksitz.
»Na ja, für die Jungs von Special Air Service bin ich ein wenig alt, aber MI6 findet mich von Zeit zu Zeit noch ganz nützlich. Denen läuft in Whitehall wegen diesem DNSDingsbums das Wasser im Mund zusammen.«
»Die haben dich gerufen?«
»Ich weiß ein wenig darüber Bescheid, was man mit einem solchen Apparat anfangen kann, und ich habe ziemlich häufig mit den Franzosen zusammengearbeitet; das ist etwas, was nicht gerade zu den Spezialitäten von MI6 gehört. Einer der Vorteile, wenn man sich im Ruhestand befindet, also sozusagen nicht mehr im Spiel ist, besteht darin, dass ich ziemlich freie Hand bekomme. Wenn die glauben, dass sie mich brauchen, müssen sie zu mir kommen. Und wenn ich dann keine Lust habe, packe ich einfach meine Spielsachen zusammen und ziehe mich mit Stan in meinen Schlupfwinkel in den Sierras zurück. Das treibt die natürlich zur Weißglut.«
Randi unterdrückte ein Lächeln. Peter machte häufig so geringschätzige Bemerkungen über sein Alter, vielleicht um damit von seinen tatsächlichen Fähigkeiten abzulenken, die manchen Dreißigjährigen neidisch machen konnten.
Jon runzelte die Stirn. »Warum hast du dich denn mir nicht zu erkennen gegeben und dich von mir jagen lassen? Verdammt noch mal, deinetwegen musste ich über einen Krankenwagen springen!«
Peter grinste. »Das war wirklich ein hübsches Bild, das allein schon diesen Kratzer wert ist.« Er hielt kurz inne, dann wurde seine Stimme wieder ernst. »Aber sicher ist man ja nie, oder? Ich konnte schließlich nicht wissen, warum du dort bist, nicht wahr? Downing Street und das Oval Office setzen ja nicht immer auf dasselbe Pferd. Da ist’s schon besser, wenn man vorher herausfindet, wer gerade was macht.«
Jons Stirn blieb gerunzelt. »Aber später habe ich dann gesehen, wie du in General Henzes Pension gegangen bist. Die, in der er eigentlich gar nicht sein sollte. Das sieht doch so aus, als hättest du dich dort für dasselbe Pferdchen interessiert.«
»Du hast mich entdeckt? Das gefällt mir aber gar nicht. Andere könnten das auch getan haben.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass du das warst. Beide Male übrigens, falls dir das gut tut.«
Peters Stimme klang befriedigt, als er feststellte: »Das war ja schließlich Zweck der Übung, nicht wahr?«
»Besonders, wenn du einen amerikanischen General besuchst«, sagte Jon und musterte seinen Freund dabei scharf.
»Er ist schließlich auch NATO-General, weißt du. Man muss doch nett zur EU sein.«
»Und was hast du dem NATO-General gesagt?«
»Geheim, mein Junge. Strenge Anweisung.«
Und das hieß, dass Peter jetzt nichts mehr sagen würde, Freund oder nicht.
Für jemanden, der den dichten Verkehr Madrids gewohnt war, wirkte die Fernstraße beinahe verlassen. Einige wenige Fahrzeuge brausten mit überhöhter Geschwindigkeit vorbei, aber Peter benahm sich und hielt sich an die Höchstgeschwindigkeit. In der Nähe der üppig grünen Stadt Aranjuez, einer ehemaligen Sommerresidenz der Könige und Königinnen Spaniens, verließ er die N400 und fuhr in nördlicher Richtung auf die A4 und damit in Richtung Madrid, das jetzt noch fünfzig Kilometer entfernt war. Der Mond spähte hinter den Wolken hervor und tauchte die vorbeiziehenden Felder mit Erdbeeren, Tomaten, Zuckerrüben und Weizen in silbernen Schein. Randi beugte sich vor und stützte sich mit beiden Armen auf die Sitzlehne.
»Okay, Jon, jetzt möchte ich wissen, für wen zum Teufel du eigentlich arbeitest?« Kaum, dass die Worte über ihre Lippen waren, bedauerte sie sie auch schon. Das klang gereizt und aggressiv. Aber verdammt nochmal, sie wollte es schließlich wirklich wissen. »Sag mir, dass es nicht meine hoch geschätzten, hinterhältigen Chefs in Langley sind, die wieder einmal lügen, was das Zeug
Weitere Kostenlose Bücher