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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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setzte sich an den Tisch, die Tür im Blick, das Fenster im Rücken. Immerhin, mit dem Anruf bei Taut hatte er schon etwas getan an diesem Tag.
    Er frühstückte gerade, als Georgie erschien. Er trug ein T-Shirt und einen knappen Slip, die Haare waren verstrubbelt, und er sah unendlich müde aus. Er hielt sich den Handrücken vor den Mund. »Du bist ja schon wach.« Es klang kläglich. Dann sagte er: »Hm.« Und setzte sich an den Tisch. Da blieb er eine Weile und rieb sich die Augen. Er stand wieder auf, öffnete einen Hängeschrank und holte eine Dose heraus, dann nahm er Milch aus dem Kühlschrank. Er schraubte die Milchflasche auf und schnupperte an der Öffnung, dann füllte er Müsli aus der Dose in eine Glasschale und schüttete Milch darüber. Schließlich stellte er einen Becher auf den Tisch und goss sich von Stachelmanns Tee ein. Dann schob er sich eilig einen Müslilöffel nach dem anderen in den Mund, kleckerte auf den Tisch, aber das störte ihn nicht. Um etwas zu sagen, erzählte ihm Stachelmann von seinem Gespräch mit Taut.
    »Ein Doppelgänger? So was gibt's nur im Film.«
    »Mag sein. Fällt dir was Besseres ein?«
    »Hm. Mir fällt gar nichts ein, bevor ich gefrühstückt habe.«
    Stachelmann lächelte.
    Als Georgie fertig gegessen hatte, trank er Tee – »nicht schlecht, kannst du öfter machen« – und kratzte sich auf dem Kopf.
    »Glaubst du, Brigitte hat was gewusst von dem Rollstuhltrick?«
    »Hm. Nein, das hätte sie mir gesagt. Die konnte sich schrecklich aufregen, manchmal auch wegen Kleinigkeiten. Da hab ich den Kopf eingezogen und gewartet, bis der Orkan nach Dänemark weitergezogen war.« Er lachte, das Lachen klang am Ende bitter.
    »Wenn wir herausbekommen, wo Brigitte in den Tagen zwischen ihrem Verschwinden und ihrer Ermordung war, dann haben wir vielleicht eine Spur.«
    »Lass das doch die Bullen machen.«
    »Ich zweifle, dass die da weiterkommen. Vor allem zweifle ich, ob man mit den Mitteln der Polizei weiterkommt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die sind an die Strafprozessordnung und das Polizeirecht gebunden, wir nicht.«
    »Du meinst, wir machen nochmal so eine Aktion wie mit dem Kraft? Mit mir nicht. Lächerlich mach ich mich ungern, und wenn, dann nur einmal im Monat.«
    »Wenn das das einzige Risiko ist.«
    Georgie trank Tee, behielt die Tasse in der Hand und belinste sie, als könnte er etwas lesen. Er setzte die Tasse ab und sagte: »Du hast Nerven.«
    »Wir sollten uns das Internetcafé mal anschauen, in dem ich angeblich die Mail an Brigitte geschrieben habe, um sie in mein Büro zu zitieren.«
    »Du glaubst, die können sich noch an einen Typen erinnern, der vor einiger Zeit eine Mail geschrieben hat? Vergiss es.«
    »Musst ja nicht mitkommen.«
    »Ist ja gut. Hm.« Georgie stand auf und verließ die Küche. Stachelmann hörte Wasserrauschen aus dem Bad. Es dauerte eine Weile, bis Georgie wieder auftauchte, aber nun glänzte das Haar, und er duftete nach Rosen oder ähnlich, nach Blumen jedenfalls.
    »Glotz nicht so«, sagte Georgie. »Es kann ja nicht jeder so schlampig herumlaufen wie du.«
    Stachelmann verkniff sich eine Antwort, aber wohl fühlte er sich nicht in seiner gebrauchten Wäsche.
    Sie fuhren mit Georgies Auto zum Grindelhof. Nur einmal, als sie lange an einer Kreuzung standen, überkam Stachelmann Panik. Im Internetcafé guckte Georgie sich missmutig um, als fürchtete er etwas. Es saßen viele Leute an den PCs, von manchen erkannte man nur den Haarschopf hinter Trennwänden.
    Da stürzte mit strahlendem Gesicht ein Mann auf Georgie zu, die glatten roten Haare über die Halbglatze geklebt.
    »Mensch, dass du mal reinschaust!«, rief der Mann. Er sprach hamburgisch. Der Mann umarmte Georgie und küsste ihn auf den Mund. Georgie verzog das Gesicht und sagte: »Lemmi, das ist Josef.« Er zeigte auf Stachelmann.
    Lemmis Gesicht verfinsterte sich. »Hallo«, sagte er und wandte sich gleich wieder ab. Er ließ Georgie los und fragte beleidigt: »Also, was treibt dich her?«
    »Schwer zu sagen«, sagte Georgie. »Josef, du kannst das vielleicht erklären. Die Idee ist ja auf deinem Mist gewachsen.«
    Lemmi schaute nun wieder Stachelmann an, diesmal neugierig und doch abweisend.
    »Wir suchen einen Typ, der in meinem Namen eine Mail verschickt hat, von hier aus. Und zwar am 10. Mai, gegen halb zehn Uhr.«
    Lemmi runzelte die Stirn, faltete sie wieder glatt, strich mit der Hand über die Stirn, wie um sicherzugehen, dass keine Falte geblieben war, dann

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