Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)
Eltern oder sonstige Verwandten wohnen. Außerdem werden wir ihr Zimmer durchsuchen, vielleicht finden wir da was.«
Er ging zur Tür und wartete nicht, ob sich einer der anderen anschließen würde. Es war zu spät, um nach Lübeck zu fahren. Hotel oder Anne? Er entschied sich für Anne, obwohl die vermutlich nicht begeistert war, wenn er so spät bei ihr auftauchte.
Es war halb drei Uhr am Morgen. Stachelmann steckte vorsichtig den Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür und drehte ihn um. Er öffnete die Tür, sie knarrte leise, aber davon würde Anne nicht aufwachen. Er schlich in den Flur und schloss die Tür. Seine Hand suchte den Lichtschalter. Er ging einen Schritt, stieß an etwas, stolperte und fiel hin. Der Gegenstand, über den er gestolpert war, knallte gegen die Wand. Stachelmann lag auf dem Boden und lauschte. Dann wurde das Licht eingeschaltet, Anne stand vor der offenen Schlafzimmertür und gähnte. »Was machst du denn hier?«
Stachelmann rieb sich das schmerzende Schienbein und warf dem Kinderwagen, den er an die Wand gestoßen hatte, einen bösen Blick zu. »Ich habe mich gerade in deiner Sperranlage verfangen. Wahrscheinlich liegen hier auch noch ein paar Tretminen.«
»Hast du getrunken?«
»Nein, aber ich bin müde.«
»Und wo hast du dich herumgetrieben?« Sie war nun fast wach.
»Bei komischen Typen, die alle nicht wissen, wo Brigitte ist.«
Er berichtete kurz. Sie hörte aufmerksam zu, kniff die Augen zusammen, und sollte sie böse auf ihn gewesen sein, weil er so spät gekommen war, dann war es schon vorbei.
»Diese Brigitte steckt also dahinter?«
»Sie hat damit zu tun, mehr, als ihr lieb sein dürfte. Und sie weiß offenbar, wer der Schütze ist. Oder sie weiß wenigstens, wie man ihn finden kann. Ich vermute, sie ist untergetaucht. Vielleicht wird sie bedroht.«
»Kannst du jetzt schlafen?«
»Ich muss, bin fertig. Und morgen geht es weiter.«
»Dann komm.«
Sie schliefen eng aneinander, sie streichelte ihn sanft, dann schlief er ein.
Am Morgen kniff Felix ihm in die Nase. Als Stachelmann blinzelte, lachte Felix und krabbelte unter die Decke. Es endete in einer Kitzelorgie, die Felix kreischend über sich ergehen ließ, ohne zu flüchten. Während des Frühstücks redeten sie wenig. Als Stachelmann sich angezogen hatte und aufbrach, sagte Anne: »Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Außerdem, du hast ja einen Schlüssel.« Sie nahm ihn in den Arm, küsste ihn auf den Mund, dann ging sie ins Schlafzimmer.
Als er die Treppe hinunterstieg, fühlte er sich gut. Sie verstand ihn, das war nicht immer so gewesen, auch wenn er zugeben musste, er war manchmal ein schwieriger Fall und Anne nicht zu beneiden, dass sie es immer noch mit ihm aushielt. Er hatte ihr oft unrecht getan, und er hatte sie betrogen. Er wusste nicht, wie viel es ihr ausmachte, sie hatte sich kaum etwas anmerken lassen. Aber er ahnte, dass es in ihr anders aussah. Nur, was sie an ihm fand, dass sie schon so lange zu ihm hielt, er begriff es nicht. Er würde sich selbst nicht lieben.
Er nahm ein Taxi zu Brigittes Wohnung. Er hatte nicht die Nerven fürs U-Bahn-Fahren und Laufen. Außerdem, vielleicht lauerte sein Mörder auf ihn, das Gewehr im Anschlag.
Es dauerte ewig, bis Georgie die Tür öffnete. Er sah fertig aus. Und er hatte sich nicht rasiert, nicht gewaschen und auch die Zähne nicht geputzt. Alkohol lag in seinem Atem. Die Augen waren blutunterlaufen, mit dicken Ringen drumherum. Sie setzten sich an den Küchentisch. Es roch nach Kaffee.
»Du hast ja nette Kumpels«, sagte Stachelmann. »Vor allem dieser Frankie ist ein wahrer Wonneproppen. Ich glaube, der wird mal mein bester Freund.«
»Reg dich ab.« Georgie goss sich noch einen Kaffee ein. »Der Frankie hat es nicht leicht. Reiche Eltern, damit muss man erst mal fertig werden. Die hassen alles Linke, aber Frankie schreckt nicht zurück. Na gut, gestern, oder war es heute, hast du ihn nicht in Topform erlebt. Der war zu.«
»Toll, eine Freundin verschwindet, und Frankie säuft.«
»Der hat das nicht ernst genommen. Mein Gott, Gitte ist kein Kind mehr. Die ist nicht zum ersten Mal irgendwohin gefahren, und sie wird nun nicht gerade Frankie um Erlaubnis fragen.«
Stachelmann wischte über den Tisch. »Gut, wir müssen Brigitte finden. Wo fangen wir an?«
»Die anderen Leute in der Gruppe habe ich schon angerufen, die wissen nichts.«
»Wenn es denn die Wahrheit ist. Aber gut, ich will es mal glauben. Hat Brigitte so was wie eine beste
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