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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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und sein Blick blieb hängen an einem Akt, den er sich vor einiger Zeit zugelegt hatte. Nymphe am Badeteich, hatten die »Männer« in der Mensa gelästert.
    »Das erste Glied«, sagte Stachelmann, »bist du, weil du der Erste warst, dem ich das Manuskript gegeben habe.«
    Wieder dieser Blick, diesmal flackerte er leicht. Wahrscheinlich war er sauer, so mit hineingezogen zu werden. Er lächelte wieder: »Mein Lieber, nur der Genauigkeit halber, zu der wir Historiker ja nicht zuletzt verpflichtet sind: Das erste Glied bist du.«
    Stachelmann nickte und dachte: Du Idiot.
    »Bist du dir sicher, dass niemand an deinen PC konnte? Da gibt es ja heute die unbegreiflichsten Dinge. Unlängst habe ich von Trojanern gehört, gemeint sind Trojanische Pferde, und ich habe gleich an Griechen gedacht, die da hinausschlüpfen, aber das sind wohl Programme, die unbemerkt schlimme Dinge tun.«
    Stachelmann nickte und dachte: Warum redest du so ein Blech? »Natürlich habe ich ein Schutzprogramm, und der Server der Uni wird nicht von Laien gewartet.«
    »Gut, gut. Aber es könnte doch was durchrutschen. Der Mensch ist fehlbar.«
    Stachelmann zog die Augenbrauen hoch und dachte: Warum dieses Theater? Nur weil es dir peinlich ist, dass meine Arbeit, die ich dir anvertraut hatte, herumgelegen hat? Wenn Frankie keinen Mist erzählt hatte.
    »Möglich ist fast immer fast alles. Aber ich muss mich nach der Wahrscheinlichkeit richten. Wenn ich alles recherchiere, was möglich ist, dann brauche ich gar nicht erst anzufangen.«
    Bohming nickte bedächtig. »Du hast natürlich recht. Warum, frage ich mich, warum wirst du eigentlich immer in solche Geschichten verwickelt? Einmal wäre schon ungewöhnlich, aber nun spielst du schon das vierte Mal Polizist, und ich fürchte, das liegt nicht nur daran, dass du Pech hast, sondern irgendwie ... entschuldige ... also irgendwie auch an dir. Du ziehst das an. Du suchst die Gefahr ...«
    »Ganz bestimmt nicht«, unterbrach Stachelmann. »Am liebsten würde ich brav meine Arbeit machen und die Verbrechen der Polizei überlassen. Ich kann nichts dafür, dass ein Irrer beschlossen hat, genau zu dem Zeitpunkt im Von-Melle-Park herumzuballern, als ich auftauchte. Ich habe niemandem was getan.« Er sagte es lauter, als er es wollte.
    »Gewiss, gewiss, Josef. Versteh mich nicht falsch. Man macht sich so seine Gedanken, und, ich bin ja einer aus der alten Schule, ich fühle mich verantwortlich für meine Mitarbeiter, besonders für meinen besten.« Er schaute Stachelmann besorgt in die Augen.
    Der dachte: Heuchler, den Kollegen aus Berlin hattest du schon überredet herzukommen, um den Posten zu übernehmen, den du mir versprochen hast. Er sagte: »Manchmal kommt es mir auch seltsam vor.«
    »Manchmal?«
    Stachelmann lachte grimmig. »Immer. Tag und Nacht.«
    »Ich verstehe deine Erregung.«
    Natürlich verstand Bohming nichts. Stachelmann erregte sich in diesem Augenblick wegen Bohmings Heuchelei, nicht aus Angst.
    Das Telefon klingelte. Bohming nahm ab und meldete sich. Dann hörte er zu und wurde einsilbig: »Ja ... besser nicht ... können wir ... nein, nicht.« Und so ging es immer weiter.
    Stachelmann ließ seinen Blick über die Schreibtischplatte schweifen. Da stand eine Statuette, nackter Athlet mit Speer kurz vor dem Wurf. Ein Stapel Akten, die Rücken konnte Stachelmann nicht entziffern. Bohming war immer noch einsilbig, ab und zu warf er Stachelmann einen Blick zu, einmal zog er die Augenbrauen hoch, wie um sich zu entschuldigen. Neben der Statuette erkannte Stachelmann einen Bilderrahmen, darin ein Foto, eine Frau, ein junger Mann, der Sohn vielleicht. Die Frau hatte Stachelmann wenige Male gesehen, das Familienleben hielt Bohming sonst unter der Decke. Sie war ihm blass erschienen, als er sie zuletzt bei einem der seltenen Empfänge an Bohmings Seite erblickt hatte. Ihren kurzen Händedruck hatte er kaum gespürt. Aber das Familienleben des Sagenhaften interessierte Stachelmann nicht. Neben dem Bilderrahmen lagen ein Schreibetui und ein Block. Auf der anderen Seite entdeckte Stachelmann eine mächtige Uhr mit Handaufzug. Jetzt hörte er sie ticken. Er hätte dieses Monster einem Trödler vermacht.
    Bohming legte auf und schaute Stachelmann an.
    Der sagte: »Lass mich zum Anfang von allem zurückkehren. Nachdem ich die Arbeit ausgedruckt habe, habe ich dir eine Kopie gegeben, und du hast mir versichert, dass du Frau Breuer beauftragst, weitere Kopien zu machen, vor allem für die Gutachter.« Bohming

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