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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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seit ich herumstochere.« Er spürte, wie die Niedergeschlagenheit sich anschlich. »Aber ich muss das Rätsel lösen, ich habe keine Wahl.«
    »Du musst gar nichts, aber dich drängt es natürlich, die Menschheit vom Verbrechen zu befreien.« Sie lachte wieder hell. Dann schaute sie ihn ernst an. »Aber du musst auf dich aufpassen. Da gibt es einen, der schießt.«
    »Eben«, sagte er.
    »Wenn du willst, helfe ich dir.«
    »Das wird den Durchbruch bringen.«
    »Entschuldigung, es war nur ein Angebot. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.« Sie erhob sich. »Tschüs, kannst ja nachkommen, wenn du darin einen Sinn entdeckst.«
    Du schaffst es, jemandem in kürzester Zeit die Laune zu verderben, schalt er sich, während sie schnellen Schritts die Cafeteria verließ. Seine Augen folgten ihr, während sie über das Pflaster Richtung Abaton ging. Und dann packte ihn die Angst, dass er zittern musste und gleich schweiß-nass war.
    Stachelmann ging in sein Büro und schloss hinter sich ab. Er fühlte sich wie auf der Flucht. Er rief die Diskussionsgruppe auf, aber es war kein neuer Beitrag verzeichnet. Einen Augenblick versuchte er sich einzubilden, es wäre nichts passiert, weder die Schüsse noch die Kampagne. Aber das half nicht.
    Dann rief er Georgie an, aber der hatte nichts Neues gehört. Nur seine Nerven schienen nicht mehr mitzumachen. Vor allem, dass Brigitte übers Handy nicht zu erreichen war, sorgte ihn. »Gitte ohne Handy ist wie ein Eisbär ohne Wüste.« Er lachte gequält.

    Schließlich ging er doch zu Anne. Sie saßen lange auf dem Sofa, ohne etwas zu sagen. Stachelmann fühlte sich elend. Dann sagte er: »Ich habe sogar schon überlegt, ob die Kreidestriche auf dem Pflaster des Von-Melle-Parks etwas mit Schach zu tun haben könnten.«
    Sie schaute ihn erstaunt an.
    »Ja, weil ich bei dem Schmid eine Schachstellung entdeckt habe, die ein bisschen exotisch ist. Es könnte doch sein, dass jemand gewissermaßen eine Schachstellung ins Pflaster geschossen hat. Die Kreidestriche sind das Brett, die Schüsse die Züge, allerdings nur einer Partei. Aber das Muster passt nicht, die Schüsse, wenn sie denn Züge sein sollen, sitzen anders als die Eröffnung auf Schmids Protzschachbrett.«
    »Das ist doch absurd«, sagte sie. »Wenn du schon auf so etwas kommst, zeigt mir das, dass du besser nicht weitersuchst. Ich dachte, es wäre klar, dass diese Brigitte den Schlüssel zur Schatzkammer hat.« Sie versuchte zu lächeln, aber er wusste, sie tat es, um ihn aufzuheitern. »Immerhin weißt du, dass sie deine Arbeit geklaut hat.«
    »Sie wollte mir wohl gestehen, dass sie dieser E.T. ist. Sie hat das Muffensausen bekommen, weil jemand geschossen hat. Ich gehe davon aus, dass sie mit den Schüssen nichts zu tun hat. Das passt nicht zu ihr.«
    »Aber ihr ist die Sache so peinlich geworden, dass sie sich abgesetzt hat.«
    »Schön wär's«, sagte Stachelmann. »Das wäre wirklich schön.«
    Nun griff der Schmerz nach ihm, er kroch vom Rücken in die Beine und nahm ihm den Atem. Er legte sich auf den Teppich, Anne erkannte, was los war, und ließ ihn in Ruhe.
    »Ich geh schon mal ins Bett«, sagte sie. Ihr Blick blieb ein bisschen länger an ihm hängen. »Komm dann nach. Es ist zwecklos, darüber zu grübeln. Und außerdem ist es nicht dein Job.«
    Nein, es war nicht sein Job. Er konnte auch nicht behaupten, dass es ihm Spaß machte, einen Irren zu jagen, der in der Gegend herumballerte. Aber er hatte keine Wahl. Warum, verdammt, geriet er immer wieder in diese Not? Jetzt spürte er auch die Erschöpfung. Sie gesellte sich zur Niedergeschlagenheit hinzu. Es war alles vergebens. Er hätte nicht anfangen sollen mit der Suche nach dem Schützen. Wenn Brigitte etwas passiert war, dann nur weil er in der Sache gebohrt hatte. Nun gut, sie hatte es sich auch selbst zuzuschreiben. Aber sie wollte auspacken, das wusste er, auch wenn sie es nicht angekündigt hatte. Und bevor sie auspacken konnte, war sie verschwunden. Er kannte sie kaum, er glaubte aber zu wissen, dass sie nicht ängstlich war. Nein, so jemand wie Brigitte haute nicht einfach ab.

    In der Nacht wälzte er sich. Der Schmerz ließ ihn nicht schlafen, und die Gedanken quälten ihn. Chaos im Kopf. Er hielt sich für lächerlich, weil er alles zusammenrührte, was ihn beschäftigte oder bedrohte. Diese wirre Schachgeschichte. In dieser Nacht war er mehrmals überzeugt, dass er den Fall anders anpacken musste. Wie er es bisher versucht hatte, vergrößerte es nur das

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