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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Tränen quollen hervor, er konnte es nicht verhindern, und dann war es ihm gleichgültig. Anne stand einen Augenblick unschlüssig, dann hatte sie ein Papiertaschentuch in der Hand und wischte ihm über die Wangen.
    Es klopfte wieder. Taut trat ein. »Der Arzt sagt, wenn Herr Dr. Stachelmann aussagen wolle, hätte er aus medizinischer Sicht nichts dagegen.« Taut sagte das in den Raum hinein, als suchte er Bestätigung. Niemand antwortete.
    Taut stellte sich ans Bett und fragte Stachelmann: »Können Sie schon aussagen?«
    Der nickte. Natürlich, die Polizei hatte es eilig. Keine Zeit verlieren. Und er musste sowieso dauernd daran denken, dann konnte er auch darüber sprechen.
    »Wann haben Sie Frau Stern zum letzten Mal gesehen?«
    »Weiß ich jetzt nicht auf den Tag genau. Aber bevor ich Sie informierte, dass sie verschwunden ist.«
    »Und Sie haben seitdem nichts mehr von ihr gehört?«
    »Nein.«
    »Wo waren Sie heute Nacht zwischen 21 Uhr und 2 Uhr? Ich muss Sie das fragen. Genauer haben wir den Todeszeitpunkt noch nicht eingegrenzt.«
    »Im Bett.« Er deutete auf Anne. Da fiel ihm ein, sie hatte ihm einmal ein falsches Alibi gegeben.
    »Stimmt das?«, fragte Taut und schaute Anne an.
    »Ja.«
    »Glauben Sie, ich würde Frau Stern umbringen und sie dann in mein Zimmer schaffen, damit auch bloß der Verdacht auf mich fällt?«
    »Nein«, sagte Taut. »Niemand verdächtigt Sie. Ich musste das fragen, weil ich sonst gefragt werde, warum ich das nicht gefragt habe. Oder weil es mir sonst vorgeworfen wird als Schlamperei.«
    »Ist ja gut«, sagte Anne. Sie war genervt, er kannte den Klang ihrer Stimme, wenn sie genervt war.
    »Wer hat es auf Sie abgesehen?«, fragte Taut.
    »Das frage ich mich schon eine Weile, wie Sie wissen.«
    »Glauben Sie, dieser Verrückte, der auch geschossen hat?«
    »Wer sonst als der Typ, der im Von-Melle-Park herumgeballert hat?« Dann fiel ihm Manfred Kraft ein. »Fragen Sie doch mal Brigittes Spezi Kraft«, sagte Stachelmann. Er erklärte Taut, wer Kraft war. »Dieser Typ ist besessen vom DDR-Antifaschismus. Thälmann ein Held und die KPD die führende Kraft im Kampf gegen den Faschismus.«
    »So was gibt's noch?«, fragte Taut.
    »Und ob. Brigitte hatte mit diesem Kraft zu tun. Und nicht nur mit dem.« Er schilderte Taut, wie er gemeinsam mit Georgie Brigittes Freunde besucht hatte. »Aber diese Knaben wären zu so einer Brutalität nicht fähig.«
    »Wenn wir nur immer so genau wüssten, wer wozu fähig ist«, sagte Taut.
    »In diesem Fall können Sie mir glauben.« Der beißende Geschmack war verschwunden, die Schwäche wich allmählich aus den Gliedern.
    »Herrje, mein Seminar«, sagte Stachelmann.
    »Hab ich schon geregelt. Ist abgesagt«, sagte Anne.
    »Nein, ich geh hin.«
    »Gar nichts wirst du«, sagte Anne bestimmt. »Du bleibst mindestens bis morgen hier. Und wenn ich dich festschnallen muss.« Sie lachte, es klang kläglich.
    »Das ist Freiheitsberaubung!«
    »Das soll es auch sein. Bei Leuten, die mit ihrer Freiheit nichts Vernünftiges anfangen können, muss eine höhere Instanz regulierend eingreifen.«
    »Das nennt man eine Erziehungsdiktatur.«
    »Vollkommen zu Recht«, sagte Anne, die sich freute, dass sein Schock nachließ.
    Aber dann dachte er wieder an Brigitte. Sie hatte furchtbar leiden müssen. »Wurde sie in meinem Zimmer umgebracht?«
    »Wir nehmen es an. Das wird uns der Doc noch sagen.«
    »Und wie ist der Mörder mit ihr hineingekommen ins Seminar und in mein Zimmer? Ich habe meinen Schlüssel nicht verloren.«
    »Wer hat noch einen?«, fragte Taut.
    »Frau Breuer, der Hausmeister wohl. Mehr weiß ich nicht.«
    »Die Türen sind nicht aufgebrochen worden. Die Schlösser sind unversehrt. Zeigen Sie mir mal Ihren Schlüssel.«
    Stachelmann bat Anne, ihm die Schlüssel aus seinem Jackett zu geben, das im Schrank hing. Sie reichte Stachelmann den Schlüsselbund. »Es ist der mit der blauen Kappe«, sagte Stachelmann und gab Taut den Bund.
    Der guckte auf den Schlüssel und schüttelte den Kopf. »So einen kann man leicht nachmachen. Das sind diese alten BKS-Dinger, die sogar Sicherheitsschlösser heißen, aber besser Unsicherheitsschlösser genannt würden. Die Schlüssel kann man bei jedem Schüsseldienst kopieren lassen. Und es gibt Einbruchswerkzeug, wir haben das auch, damit haben Sie so ein Schloss in ein paar Sekunden geknackt.« Er gab Stachelmann den Schlüsselbund zurück.
    Stachelmann schloss die Augen. Er wollte das alles nicht mehr hören. Warum hat

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