Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
jetzt da hin«, sagte Stachelmann.
    »Warum, es genügt doch, wenn die beiden Hänger sich dort langweilen.«
    »Quatsch. Ich habe eine Idee, um die Sache zu beschleunigen. Nicht ganz legal, aber wirksam.«
    »Illegal ist gut«, sagt Karla. »Ich mache mit.«
    »Nein«, sagte Stachelmann. »Wir können sonst ja gleich im Ausflugsbus vor Krafts Wohnzimmerfenster vorfahren. Je weniger, desto besser.« Es war zwar Unsinn, was er sagte, aber für sensationslustige Zaungäste hatte er keine Nerven. Außerdem war jeder, der mitmachte, auch ein Zeuge. Und die konnte er nicht brauchen bei der Kraft-Aufklärungsaktion. Ein Dummejungenstreich, nur dass er kein Junge mehr war. Und doch musste er kurz lachen. Dann spürte er die Aufregung. Vielleicht würden sie heute einen Mörder fangen.
    »Rekapitulieren wir das mal: Kraft ist eifersüchtig, weil Brigitte mich offenbar schätzt« – das gefiel ihm –, »und sie sagt vielleicht irgendetwas, das das Fass zum Überlaufen bringt. Eifersucht ist ja eine Krankheit, jedenfalls wenn sie massiv auftritt, und manchmal genügt eine Kleinigkeit. Kraft will mir die Karriere vermasseln. Er bildet sich ein, wenn er mich fertig macht, dann verliere ich Brigittes Aufmerksamkeit« – Karla starrte ihn unentwegt an –, »aber wenn er mich tötet, dann trauert Brigitte um mich, hält mich vielleicht für ein Vorbild, und daran kann ihm nicht gelegen sein. Aber als Nervenwrack wäre ich ihm gerade recht.«
    Er ließ es sich noch einmal durch den Kopf gehen und fand es nun eher abwegig. Aber war nicht der ganze Fall abwegig? Egal, er hatte einen Verdacht und sah eine Chance, den Täter zu stellen. »Kraft inszeniert also diese Sache im Von-Melle-Park, aber Brigitte kommt ihm auf die Schliche. Sie hatte diese Internetkampagne angezettelt, aber dann wachsen ihre Bedenken, und es passiert, was immer passiert, wenn der Geist aus der Flasche schlüpft. Die Kampagne geht weiter, auch wenn ihre Urheberin sie längst für falsch hält. Persönliches Kennenlernen zerstört Feindschaft.« Sei nicht schlaumeierig, schalt er sich. Aber wenn es doch stimmte? »Als Kraft erkennt, dass Brigitte ihn im Verdacht hat ...«
    »Warum?«, fragte Georgie.
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat er sich verplappert. Vielleicht hat sie etwas in seiner Wohnung entdeckt und ihn darauf angesprochen. Vielleicht hatte er die Zeitungsartikel darüber ausgeschnitten und sie gesammelt wie Jagdtrophäen. Das ist die unwichtigste Frage. Also, Kraft fühlt sich gefährdet und er empfindet Eifersucht. Ich könnte an Krafts Stelle treten, sie könnte mich nach historischen Dingen fragen und nicht mehr ihn. Möglicherweise waren Brigittes Fragen das Letzte, das ihm Selbstvertrauen gab. Eine junge Frau, intelligent, hübsch, so anders als viele andere, so ernst vor allem, bewundert ihn, jedenfalls kann er es glauben ...«
    »Aber dieses Bild unterstellt, der Kraft ist behindert und tut nicht so«, sagte Karla.
    »Nicht unbedingt. Vielleicht sitzt er im Rollstuhl, um mehr Beachtung zu finden, weil er sonst nur ein gescheiterter Stalinist ist. Die Details tun nichts zur Sache. Ich bin mir ja auch nicht sicher, dass er es war. Aber ich kenne keinen, der mir verdächtiger wäre und bei dem ich leichter ein Motiv fände. Und wenn er jetzt noch aus dem Rollstuhl steigt und die hundert Meter in zehn null läuft ...« Er vollendete den Satz nicht.
    Georgie grinste. »Nette Idee.«
    Karla guckte ungläubig. Aber sie war wohl nur beleidigt, weil sie nicht mitdurfte.
    »Los!«, sagte Stachelmann. Er stand auf, Georgie blickte ihn verwirrt an.
    »Vielleicht kannst du mir mal erklären, was nun läuft.«
    »Später.«
    Er eilte zur Tür, Georgie hinterher. Sie fuhren mit Georgies rottigem Fiesta nach Steilshoop.
    »Scheiß Geheimnistuerei, Jossi«, brummte Georgie. »Ich dachte, wir sind Partner.«
    »Du guckst zu viele Amiserien. Wenn wir die beiden anderen aufgelesen haben, erkläre ich, was wir tun.«
    »Jawohl, mein Führer.«
    Frankie saß im Auto auf dem Parkplatz vor dem Betonsilo, in dem Kraft wohnte. Hier standen viele Autos, sodass Frankie nicht auffiel. Frankie telefonierte Halil zu den anderen, der hatte vor dem Eingang herumgelungert, um Kraft zu verfolgen, sobald er das Haus verließ.
    »Und wenn er gerade jetzt abhaut?«
    »Egal«, sagte Stachelmann. »Dann kommt er zurück.« In diesem Augenblick glaubte er zu begreifen, dass die Überwachung nichts bringen würde. Wohin sollte Kraft gehen, um sich zu verraten? Es war eine Schnapsidee

Weitere Kostenlose Bücher