Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)
nicht mit Appetitzüglern arbeiten«, sagte Vivi.
»Außer mit diesen Fruchtfaserwürfeln aus Ananas und Apfelpektin«, meinte Sonja. »Die füllen den Magen und sind obendrein pure Ballaststofflieferanten. Am Anfang wirst du sie brauchen, Hanna, wegen des nagenden Hungergefühls. Du musst auf jeden Fall genug trinken, sonst gibt es Verstopfung. Drei Liter Wasser am Tag sind absolutes Minimum.«
Carla notierte: »Bei Heißhungeranfällen: Kaugummi ohne Zucker.«
»Matetee dämpft das Hungergefühl«, sagte Vivi. »Und Grüner Tee ist gut für die Fettverbrennung. Und ab und an eine Magnesiumtablette, denn ohne Magnesium läuft gar nichts.«
»Kein Salz, keine scharfen Gewürze«, sagte Sonja. »Ersteres hält das Wasser im Körper zurück, und scharfe Gewürze regen den Appetit an. Genau wie Hasch, also keine Joints während der Diät, Hanna.«
Mein Kopf flog zwischen ihnen hin und her, ich fühlte mich wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch.
»Ich bin für die Wundersuppenkur, zumindest für den Anfang zum Entschlacken«, sagte Vivi. »Du wirst zwar ein bisschen streng nach Kohl riechen, aber das Ergebnis ist sensationell. Danach weitermachen mit Trennkost.«
»Verschärfte Trennkost kombiniert mit der Low-Fat 30 Methode«, sagte Carla. »Und unabhängig davon nie mehr als dreißig Gramm Fett am Tag, dann sind wir auf der sicheren Seite.«
»Alle Mühen sind umsonst, wenn man sich nicht gleichzeitig an die Regeln der Blutgruppendiät hält«, sagte Sonja. »Hast du das Buch, Hanna? Sonst kopiere ich dir, was für deine Blutgruppe gilt. Ich hoffe für dich, dass du nicht A hast, denn sonst kannst du so gut wie gar nichts mehr essen.«
Ich konnte nur noch staunen. Offensichtlich hatte ich so etwas wie die Büchse der Pandora geöffnet. Vor mir saßen Deutschlands gewiefteste Expertinnen in Sachen Gewichtsreduktion, alle gertenschlank, und zwar von Geburt an.
»Ganz egal, an was für eine Diät du dich hältst«, sagte Vivi. »Bis mittags solltest du auf jeden Fall nur Obst essen.«
»Das ist überholt«, sagte Carla. »Man braucht morgens wie abends einen kleinen Eiweißschub, um die Fettverbrennung in Gang zu bringen.«
»Aber wenn schon Eiweiß, dann absolut fettlos«, sagte Vivi. »Null prozentiger Quark oder Buttermilch oder ein Stück gegrillte Scholle. Und nie mehr als fünfzig Gramm.«
»Das gleiche gilt auch für Kohlenhydrate wie Kartoffeln, Nudeln oder Reis. Solange du bei einer Mahlzeit nie mehr als fünfzig Gramm davon isst, kannst du nicht zunehmen«, sagte Sonja.
Das war der Augenblick, in dem ich mein Schweigen brach.
»Fünfzig Gramm?«, wiederholte ich. »Ich soll allen Ernstes von fünfzig Gramm Nudeln satt werden? Ich koche sonst dreihundert Gramm für zwei Personen, und das auch nur, wenn es noch eine ordentliche Beilage und Nachtisch gibt.«
»Das hast du falsch verstanden«, sagte Sonja. »Die fünfzig Gramm beziehen sich auf die bereits gekochten Nudeln.«
»Das ist sicher ein Irrtum«, sagte ich. »Fünfzig Gramm, das sind in etwa acht gekochte Spaghetti.«
Keiner widersprach mir.
»Wenn du jede dreißigmal kaust, wird es dir nicht mehr so wenig vorkommen«, sagte Sonja.
»Du kannst dich ja außerdem an der Gemüsebeilage satt essen«, sagte Carla. »So viel gegrillte Tomaten und gedünstete Zucchini wie du willst.«
»Natürlich nur, wenn du mit deiner Blutgruppe Tomaten und Zucchini essen darfst«, sagte Sonja. »Wenn du Blutgruppe A hast, dann sieht es schlecht aus.«
Ich hatte keinen blassen Schimmer von meiner Blutgruppe, aber ich hatte das dumpfe Gefühl, es könne A sein.
»Es ist kein Geheimnis, dass man die besten Ergebnisse erzielt, wenn zwischen einzelnen Mahlzeiten mindestens sechs Stunden liegen«, sagte Carla. »Aber ich denke, für den Anfang ist diese Regelung zu hart. Dann doch besser die bewährten fünf Mahlzeiten am Tag. Bei einem Gewichtsstillstand können wir uns dann immer noch steigern.«
»Alle Weißmehlprodukte sind natürlich auch Tabu. Also Vollkornnudeln und ungeschälten Reis essen«, sagte Vivi. »Eigentlich solltest du auch Möhren weglassen, die haben nämlich einen hohen glykämischen Index …«
»Auf der anderen Seite haben sie einen hohen Ballaststoffanteil, und das Carotin ist sehr gesund«, sagte Carla. »Ich bin ein Befürworter der Möhren. Allerdings bin ich gegen Hülsenfrüchte. Nur grüne Bohnen sind ab und zu erlaubt.«
Sonja und Vivi nickten. Ich glotzte einfältig.
Der Kellner brachte unsere Salatteller. Eisbergsalat,
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