Lügen haben hübsche Beine
rief er ihr enthusiastisch zu, und der Verschluss der Kamera klickte dabei ununterbrochen. »In Ordnung meine Schöne, das war es.«
Jill stapfte aus dem Wasser, ohne Harriet noch eines Blickes zu würdigen hob sie ihren Bademantel auf und steuerte dann aufs Zelt zu.
Drinnen wurde sie von Mandy empfangen, die ihr sofort ein paar Handtücher reichte.
»Das war doch reine Schikane von Harriet«, flüsterte sie Jill leise zu, die sich zitternd und mit blauen Lippen abtrocknete.
»Ja, das war es«, nickte Jill grimmig, »aber ich schätze sie weiß jetzt, dass ich nicht so schnell aufgebe.«
16
W ährend Jill sich mit den Handtüchern abrubbelte, fiel ihr Blick zufällig auf Ewan, der in einer Ecke des Zelts leise mit Grace sprach und dabei lebhaft mit den Händen gestikulierte. Das Mädchen schien nicht angetan zu sein, sie machte ein skeptisches Gesicht, doch dann ging sie mit ihm hinaus.
Jill ließ die Handtücher fallen und folgte ihnen, beobachtete, wie die beiden sich ein ganzes Stück weit entfernten und hinter einem Felsen verschwanden.
»Was hat er mit ihr vor?«, dachte Jill beunruhigt, schaute sich kurz nach allen Seiten um und schlenderte unauffällig hinterher.
Als sie ungefähr die Hälfte des Wegs zurückgelegt hatte, hörte sie auf einmal Craigs Stimme hinter sich. »Jill, wieso zum Teufel läufst du halbnackt herum? Geh rein und zieh dir was an, du wirst dir den Tod holen.«
Er hatte sie eingeholt und legte ihr besorgt seine Jacke um die Schultern.
Abwehrend hob sie die Hände. »Craig, ich kann dich hier jetzt nicht gebrauchen. Geh wieder zu den anderen.«
»Was machst du denn, du musst aus den nassen Sachen raus«, sagte er kopfschüttelnd.
»Ich ... ich muss mal für kleine Mädchen«, erklärte sie hastig, innerlich froh darüber, dass ihr diese Ausrede so spontan eingefallen war.
»Oh – okay, entschuldige«, grinste er, »Dann will ich dich natürlich nicht aufhalten.«
Nervös drückte sie ihm seine Jacke in die Hand, und zu ihrer Erleichterung drehte er sich um und ging wieder zurück.
»Versprich mir, dass du dich gleich umziehst«, warf er ihr leise über die Schulter zu, und sie nickte.
Eilig strebte sie auf den Felsen zu, verringerte kurz davor ihr Tempo und schob sich langsam daran vorbei.
»Verdammter Mist«, fluchte sie, als sie feststellte, dass weder von Ewan noch von Grace weit und breit etwas zu sehen war. Sie ließ ihren Blick suchend den Strand entlang gleiten, doch die beiden waren verschwunden. Enttäuscht und verärgert machte sie sich auf den Rückweg zum Zelt, zog sich dann rasch um.
Als sie wieder nach draußen kam, stand Grace bei den anderen Mädchen, als wäre sie nie weg gewesen.
»Wenigstens ist nichts passiert«, seufzte Jill innerlich, obwohl sie sich nach wie vor fragte, was Ewan von dem Mädchen gewollt hatte. Sie beschloss, Ewan auf den Zahn zu fühlen, sobald sich eine Gelegenheit dazu bieten würde.
Am späten Nachmittag waren sie endlich wieder zurück in der Villa. Jill nahm ein ausgedehntes, heißes Bad und machte es sich danach auf ihrem Bett gemütlich.
»Du warst die Einzige, die ins Wasser musste, Harriet hat es wirklich auf dich abgesehen«, sagte Mandy, als sie aus dem Bad kam. »Das ist reine Schikane. Aber du hast das so toll gemacht, ich glaube ich hätte das nicht gekonnt.«
»Falls sie denkt, dass sie mich mit so etwas aus der Fassung bringt, dann liegt sie falsch – da muss sie schon schwerere Geschütze auffahren«, schmunzelte Jill.
In Gedanken war sie immer noch bei der Sache mit Ewan und Grace. Während Mandy geduscht hatte, hatte sie ihre Beobachtung in ihr Notizbuch eingetragen, und war jetzt am Grübeln, was da los gewesen sein könnte.
»Hätte Craig bloß nicht dazwischen gefunkt«, dachte sie frustriert, aber ihr Ärger galt nicht Craig, sondern sich selbst. Ihr war bewusst, dass er es gut gemeint und sich Sorgen gemacht hatte, doch das hätte er nicht getan, wenn sie sich nicht auf diese ganzen Treffen eingelassen hätte. Wenn es so weiter ging, würde diese ganze Geschichte ihre Ermittlungen in Gefahr bringen, und ihr war klar, dass es besser wäre, die Bremse zu ziehen. Sie mochte Craig, mehr noch – sie hatte angefangen sich in ihn zu verlieben, aber damit würde sie alles andere aufs Spiel setzen. Unglücklich vergrub sie sich in ihrem Kissen. Sie musste sich Craig aus dem Kopf schlagen, zumal sie wusste, dass sie bei ihm sowieso keine Chance haben würde.
Mandy war unterdessen kurz nach unten gegangen und hatte ihnen
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