Lügen haben hübsche Beine
Idee gewesen, dieses Kleid anzuziehen«, dachte sie frustriert, als sie sich ein wenig beruhigt hatte.
Zögernd ging sie wieder in den Saal, schaute sich suchend nach Craig um, aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Dann erspähte sie seitlich mehrere Glastüren, die auf einen Balkon hinaus führten, und nachdem sie sich an der Bar einen weiteren Cocktail geholt hatte, steuerte sie zielstrebig darauf zu. Der ganze Rummel fiel ihr allmählich auf die Nerven. Sie hatte weder Lust auf weitere Interviews noch auf irgendwelche Kerle wie Mick, die es nur drauf anlegten, sie zu betatschen oder anzumachen.
Rasch schlüpfte sie durch die Tür und sah sich kurz um. Zu ihrer Erleichterung war sie alleine hier draußen, und mit einem tiefen Atemzug ging sie langsam zur Brüstung. Versonnen betrachtete sie das Lichtermeer der Stadt und nippte ab und zu an ihrem Glas.
Auf einmal hörte sie Craigs Stimme hinter sich. »Hier hast du dich also versteckt.«
Sie hatte ihn nicht kommen hören, und vor lauter Schreck verschüttete sie ein wenig von ihrem Cocktail.
»Sag mal, musst du mich so erschrecken?«, fragte sie vorwurfsvoll, »Schau was du gemacht hast!«
Hektisch wischte sie an ihrem Ausschnitt herum, wo winzige Rinnsale des Getränks sich langsam den Weg zwischen ihren Brüsten nach unten bahnten.
Wortlos schaute er ihr einen Moment zu, dann hielt er ihre Hand fest und zog sie weg.
»Jill hör auf damit, oder willst du mich noch mehr verrückt machen?«, fuhr er sie leise an, »Was machst du überhaupt hier draußen?«
»Ich bin geflüchtet, vor den Reportern und einem Kerl der meinte, dass er meinen Hintern betatschen muss«, erklärte sie hilflos.
»Das kann ich ihm nicht verübeln, dieses Kleid schreit ja regelrecht danach.«
»Eigentlich habe ich das für dich angezogen«, murmelte sie unglücklich.
Schweigend starrte er sie an, durchbohrte sie förmlich mit seinem Blick, und ein warmes, sehnsüchtiges Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus.
Rasch senkte sie den Kopf. »Schau mich doch nicht so an«, sagte sie unbehaglich. »Wenn du findest, dass es zu aufreizend ist, gehe ich nach oben und ziehe es aus.«
Mit einer schnellen Bewegung zog er sie an sich und beugte sich zu ihr. »Ja, es ist aufreizend«, flüsterte er rau. »Und nein, du musst jetzt nicht nach oben gehen und es ausziehen, denn das werde ich nachher tun.«
Jill schluckte, sie spürte seine Finger, die ihre Schultern streichelten, fühlte, wie seine Lippen sanft ihr Ohr berührten, und das verlangende Kribbeln in ihrem Bauch wurde stärker.
Abrupt löste er sich von ihr und holte tief Luft. »Ich habe keine Ahnung, was du mit mir angestellt hast, ich weiß nur, dass es mich langsam meine letzte Kraft kostet«, sagte er kopfschüttelnd. »Lass uns jetzt wieder reingehen.«
Sie nickte zaghaft, und er wollte sich schon zum Gehen wenden, doch plötzlich hielt er inne. Mit einer raschen Bewegung nahm er ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf die Brüstung.
»Das bleibt besser hier.«
Gemeinsam gingen sie nach drinnen. Er schob sie zu Sophie, die irgendwo im Raum stand und sich mit einer älteren Frau unterhielt, dann verschwand er wieder im Getümmel.
Abwesend folgte Jill dem Gespräch, antwortete mechanisch, wenn sie angesprochen wurde, und war mit ihren Gedanken bei Craig, und dem, was heute Nacht noch passieren würde.
Während sie sich versonnen im Saal umschaute, fiel ihr auf, dass Mick und Emily zusammen an der Bar standen und sich offenbar bestens amüsierten. Mick hatte eine Hand auf Emilys Po liegen, betatschte sie ausgiebig, und ihr schien es zu gefallen, sie flirtete ganz ungeniert mit ihm.
Angewidert drehte sie den Kopf weg. Für einen Moment kam ihr in den Sinn, dass Mick und Emily nichts anderes machten, als das, was sie selbst und Craig miteinander taten. Doch dann dachte sie daran, wie unaufdringlich und zurückhaltend Craig sich ihr gegenüber stets benommen hatte, und sie schüttelte den Kopf.
Nein, man konnte das wirklich nicht vergleichen. Craig hatte sie nie begrabscht oder sich unangemessen verhalten, und sie hatte auch nie gesehen, dass er es einem der anderen Mädchen gegenüber getan hätte. Selbst als sie sich ihm im alkoholisierten Zustand mehr oder weniger an den Hals geworfen hatte, hatte er die Situation nicht ausgenutzt. Mick hingegen war verheiratet, schlief dennoch mit Harriet, starrte nebenbei jedem weiblichen Wesen in den Ausschnitt und konnte ganz offensichtlich auch seine Finger nicht bei sich behalten. Was Emily
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