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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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ungeduldig er war.
    Über den Traum oder die Vision oder was immer es war, wollte ich mehr erfahren. Ich hatte versucht, mich selbst davon zu überzeugen, dass es sich um einen Film handelte, den ich einmal gesehen hatte, vielleicht um einen von Hitchcock, der in meinem Hirn nun immer wieder wie verrückt ablief. Und doch nagte das Gefühl an mir, es könne sich bei dem Ganzen um etwas Bedeutsames handeln, um etwas Wichtiges. Als gehe es um ein Ereignis, an das ich mich einfach erinnern musste.
    »Du bist ganz sicher, dass es nicht gefährlich ist?« Ich nahm ihm die CD aus der Hand.
    »Hand aufs Herz und großes Indianerehrenwort.« Seine Augen funkelten.
    »Okay, sag mir, was ich tun muss.«
    Wir marschierten in mein Schlafzimmer, und ich zog die Vorhänge zu. Die Anweisungen, die der CD beilagen, hielten eine gedämpfte Beleuchtung für angemessen. Ich knipste die Stimmungsleuchte an, die Kip mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Blaue und rosafarbene Kreise tanzten auf der Wand und unter der Zimmerdecke.
    »Und schon komme ich mir dämlich vor.« Ich legte mich aufs Bett, und Kip schob die CD in meinen CD-Spieler, um sich alsdann mit einem Spiralblock und einem Kugelschreiber in der Hand ans Fußende zu stellen.
    »Du wirst dich ernsthaft darauf einlassen, oder?«, fragte er mich in warnendem Ton.
    »Ja.«
    Er drückte die Starttaste, und wir warteten auf unsere Anweisungen. Musik erklang, und ich unterdrückte ein Kichern. Es waren zwar keine Walgesänge, aber irgendein merkwürdiges keltisches Gedudel – alles sehr jammervoll und gruselig. Kip starrte mich mit düsterer Miene an, und ich schluckte mein Lachen herunter, um mich auf die Stimme des Sprechers zu konzentrieren.
    Ich muss müde gewesen sein, weil mir die Augenlider zufielen, als ich dem monotonen und gedehnten Gerede des Mannes auf der CD lauschte.
    »Du wirst aufhören, immer die Wahrheit zu sagen.« Kips Stimme drang wie aus weiten Fernen zu mir und hörte sich auf seltsame Weise an wie die des Mannes, die aus dem Gerät kam.
    »Ich werde aufhören, immer die Wahrheit zu sagen«, wiederholte ich beflissen. Irgendwo in der Ferne hörte ich, wie die Haustür zuschlug. Ich konzentrierte mich auf die Stimme und meine positiven Affirmationen.
    Die Augen fielen mir zu, und da war ich wieder. Nur wo war ich da wieder einmal?
    »Sag mir, wo du bist, Abbey.«
    »Auf dem Fußboden.«
    Das entsprach der Wahrheit. Ich lag nicht mehr auf meiner schönen weichen Matratze. Stattdessen spürte ich mit jeder Faser meines Körpers harte, mit Teppichboden belegte Holzplanken unter mir. Ich konnte Hitze auf meinem Gesicht spüren, als läge ich direkt neben einem Gasofen.
    »Was kannst du sehen?«
    Ich wusste, was passieren würde. »Ich kann eine Türöffnung sehen, die in eine Diele führt.« Ich konnte die keltische Musik nicht mehr hören. Da war das Geräusch eines Fernsehapparats, und jetzt kamen die Füße der Frau auf mich zu.
    »Beschreibe, was du fühlst.«
    »Ich will …« Ich wollte, dass die Frau mich hochnahm. Tränen rollten mir über das Gesicht. Die Füße kamen näher. Dunkelblaue Pumps mit hohen Stilettoabsätzen und kleinen Goldschnallen. Sie waren so hübsch. Die Schnallen glitzerten im Licht des Kaminfeuers. Der schwere Duft eines Parfums hing in der Luft.
    »Abbey, was kannst du sehen?«
    Sie ging weg. Ich fühlte Enttäuschung. Ich wollte, dass sie blieb.
    »Abbey?«
    Die Füße entfernten sich von mir und liefen in die Diele, und ich wollte ihr nachlaufen. Dann war sie weg.
    »Abbey?« Kips Stimme hatte einen dringlichen Klang.
    Die CD war zu Ende. Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass mir die Tränen über die Wangen liefen.
    »Oh Kip. Ich glaube, es war Mum.«
    Plötzlich stand Charlie im Türrahmen, immer noch im Mantel, und in dem dämmrigen Licht wirkte ihr Gesicht leichenblass. »Was zum Teufel führt ihr beiden da auf? Was hat das mit Mum zu tun?«
    Kip stolperte auf die Füße. »Wir haben es mit Regressionstherapie versucht.«
    Charlie schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Ich zog ein paar Kleenextücher aus der Dose, die neben der Stimmungsleuchte stand, und trocknete mir die Augen.
    »Warum weint Abbey?« Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, stemmte sie dann in die Hüften und wartete darauf, dass einer von uns den Mund aufmachte.
    »Es ist nicht Kips Schuld.« Mir war, als wären wir wieder klein und dass ich Kip vor Charlies Zorn bewahren musste, weil er schon wieder irgendein Haushaltsgerät kaputtgemacht hatte.
    Sie

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