Luegen haben huebsche Beine
von meiner Begegnung mit ihm im Supermarkt zu erzählen. Ich hatte das Gefühl, der kleine Vorfall könnte unter die Kategorie »alles vermasseln« fallen.
Am nächsten Morgen waren wir alle rechtzeitig auf den Beinen, um uns frisch und fröhlich auf den Weg zu unserem großen Familienauftritt beim Gottesdienst zu machen. Charlie und ich sahen in unseren guten Kostümen äußerst sittsam aus. Meines war grau, ihres war schwarz. Kip hatten wir bestechen müssen, schicke Jeans und einen Blazer anzuziehen, indem wir ihm eine Fahrt zu McDonald’s Drive-In versprachen, wenn er mit uns ging.
»Was steht heute an?« Ich legte den Sicherheitsgurt um, während Kip sich die langen Beine verrenken musste, um auf dem Rücksitz Platz zu finden.
»Heute sehen wir uns alles an. Sollte ich Philippes Aufmerksamkeit erregen, wäre das großartig. Morgen habe ich das Vorstellungsgespräch für den Job bei der Wohltätigkeitsorganisation, und danach müssen wir darauf hinarbeiten, uns Zutritt zu dem Anwesen zu verschaffen. Da kommst du mit dem Hundetraining auf den Plan.« Charlie drückte den ersten Gang hinein und schwang den Golf aus unserer ruhigen Straße auf die belebtere Hauptstraße hinaus.
»Äh, was das angeht … Ich bin mir nicht sicher, ob Hunde für mich das Richtige sind.« Ich hatte gehofft, sie hätte die Idee mit der Haustierpsychologie inzwischen verworfen.
»Nur weil dich einmal ein Deutscher Schäferhund gebissen hat, bedeutet das nicht, dass du mit Philippes Hunden nicht fertig wirst. Das Ganze ist doch nur ein Ablenkungsmanöver, damit du an den Safe herankommst und dir mal die Alarmanlage ansehen kannst.« Unbeeindruckt von meinem Protest, scherte sie an der Ampel scharf vor einem Jaguar ein, bevor sie auf den Parkplatz der Kirche schoss und den Golf in eine freie Lücke quetschte.
»Was, wenn mir irgendjemand eine Frage stellt?«
Charlie sah mich an und runzelte die Stirn. »Was für eine Frage? Das habe ich alles bedacht. Es ist nicht davon auszugehen, dass man dich etwas fragt, das dazu führen könnte, dass du den Plan verrätst. Im schlimmsten Fall würdest du etwas Unpassendes von dir geben, und die Leute würden denken, dass du leicht plemplem bist.«
Kip und ich folgten Charlie auf dem Fuße, und sie lief die Treppe hinauf, in die Kirche hinein und bekreuzigte sich artig.
»Das gefällt mir nicht«, murrte Kip, als jeder von uns sein Gesangbuch in Empfang nahm und sich in eine der Sitzreihen einordnete.
»Mir auch nicht.« In kurzer Andacht senkten wir alle für einen Augenblick die Köpfe. Dabei kalkulierte ich die Möglichkeit ein, dass der Himmel sich öffnete und ich von einem weiteren Blitz niedergestreckt wurde, ebenso wie es mir vor Debenhams passiert war.
»Da sind Philippe und seine Familie«, flüsterte Charlie.
Eine kleine, zierliche Frau mit grau gesträhntem dunklen Haar schritt auf gefährlich hohen Absätzen an uns vorüber. Ihr folgte ein kleines dünnes Mädchen von etwa zehn Jahren, das ein äußerst steif gestärktes Spitzenkleid und Söckchen trug, und ihm wiederum folgte Philippe mit seinen dunklen Augen, und er sah ungemein gut aus in seinem Designer-Anzug.
Mir fiel auf, dass Charlie, die am Ende der Reihe am Gang saß, die Beine übereinanderschlug, als Philippe sich näherte. Nur das Zucken seiner Augenlider verriet, dass er sich für die langen Unterschenkel in den hauchdünnen schwarzen Nylonstrümpfen interessierte. Er nahm neben seiner Schwester Platz, und unmittelbar danach drehte er sich scheinbar zufällig in unsere Richtung hin um. Zum Glück galt seine Aufmerksamkeit Charlie, und er erweckte nicht den Anschein, als erkenne er mich wieder.
Der Gottesdienst schien sich endlos hinzuziehen, und Charlie stieß uns immerzu an, damit wir nur ja immer zur rechten Zeit aufstanden und uns wieder hinsetzten. Wir öffneten bei den Gesängen und Gebeten pro forma die Münder, wobei Kip die ganze Zeit herumzappelte und vor Nervosität schwitzte, weil so viele Menschen um ihn herum waren. Endlich war es dann vorbei, und alle standen auf, um wieder zu gehen.
Charlie wartete damit, unsere Sitzreihe zu verlassen, bis sie es so einrichten konnte, dass sie dabei vor Philippe auf den Gang trat.
»Guten Morgen.« Er hatte ein nettes Lächeln. Zu genau hatte ich ihn mir im Supermarkt nicht angesehen, doch war er wirklich ein gut aussehender Mann.
»Hallo.« Meine Schwester lächelte zurück, und ich wusste, dass sein Charme seine Wirkung bei ihr nicht verfehlte. Tatsache war,
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