Luegen haben huebsche Beine
einem etwas gleichmäßigeren Rhythmus. Selbst wenn er einfach nur wie jetzt meine Hand hielt, jagten mir schon die Wogen des Verlangens durch die Adern.
Wir erreichten das Ende des Gehwegs, und vor uns taten sich das freie Feld und der See auf. Das Licht der Taschenlampen reichte nicht allzu weit über den Rasen, und über den Halbmond über uns jagten die Wolken. Ich konnte die schimmernde Oberfläche des Wassers kaum erkennen und ebenso wenig die Umrisse der Gänse, die am Seeufer die Köpfe zusammengesteckt hatten und schliefen.
»Passt auf, wo ihr hintretet. Der Boden ist ziemlich uneben«, warnte Mike.
Prompt stolperte Sophies Vater über einen Grasbüschel, schaffte es aber im letzten Moment doch noch, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ich dirigierte uns über das offene Feld in Richtung der langen Reihe ungepflegter Baume und Büsche, die an der Außenseite wuchsen.
»Sollten wir nach ihnen rufen?«, flüsterte ich Mike zu. Die zischende Stille der Dunkelheit, die uns umgab, war unheimlich.
»Nur zu«, antwortete er mit normaler Stimme und drückte meine Hand, um mich zu ermutigen.
»Kip! Sophie!« Wir streiften durch die Baumreihen und riefen ihre Namen. Sophies Vater humpelte neben uns her und stimmte mit seinen Rufen in unsere ein. Die Gänse äußerten vom Seeufer schnatternd ihr Missfallen, während wir uns weiter unseren Weg bahnten, heraus aus der kultivierten Parkanlage, hinein in die struppige Wildnis.
Als Mike seine Taschenlampe quer über das Suchgebiet schwenkte, erblickte ich plötzlich etwas Blaues aus künstlichem Material.
»Da drüben!« Ich griff nach seinem Arm, und wir stolperten, so schnell wir konnten in Richtung des Materials, das ich erspäht hatte. Sophies Vater lief ächzend hinter uns her.
Wir schlugen uns durch die Büsche und fanden das Camp. Auf einer kleinen Rodung stand aufrecht ein leeres, blaues Zwei-Personen-Zelt. Auf dem Boden verstreut lagen zwei halb leere Becher Nudeleintopf und eine Taschenlampe. Es sah so aus, als hätten wir sie beim Essen gestört.
»Christopher Michael Gifford, du kommst jetzt sofort her!« Ich wusste, dass Kip nicht weit weg sein konnte.
Wir warteten neben dem Zelt. Die Zweige eines Busches, der uns gegenüber stand, teilten sich, und Mike ließ das Licht seiner Taschenlampe über die Blätter gleiten. Kips zerzauster, rotbrauner Schopf wurde sichtbar, und er kam aus seinem Versteck, gefolgt von einem kleinen, verängstigt dreinblickenden Mädchen mit blonden Haaren.
»Sophie!« Ihr Vater eilte ihr entgegen und riss die verlorene Tochter linkisch an sich.
»Stecken wir in Schwierigkeiten?« Kip stand abseits und verbog mit den Fingern seine Baseballkappe.
»Und ob!« Ich nahm ihn fest in die Arme und war viel zu dankbar dafür, ihn heil und gesund wiederzuhaben, als dass ich ihn in diesem Moment hätte ausschimpfen können. Diese Aufgabe konnte ich getrost Charlie überlassen, das wusste ich.
17
C harlie saß vor unserer Haustür, als wir wie die armen Sünderlein nach Hause kamen. Ich war heilfroh, dass ich sie in einem Stück vorfand. Ich weiß nicht, was aus mir werden sollte, wenn ich meine Schwester je verlieren würde. Sophie und ihr Vater drehten scharf ab und liefen zu ihrem Haus hinüber, während Kip und ich uns darauf gefasst machten, in die Sturmböen von Hurrikan Charlie zu geraten. Mike hatte auf dem gesamten Rückweg vom Park meine Hand gehalten, und Kip war mürrisch neben uns her geschlichen.
Sophies Vater hatte auf dem Heimweg unaufhörlich auf seine Tochter eingeredet, sodass wir anderen den Mund gehalten und seiner Strafpredigt gelauscht hatten, die aus einer Aneinanderreihung von Kränkungen bestand. Nachdem ich mir das angehört hatte, fing ich an zu begreifen, warum Sophie weggelaufen war.
Charlies Augen waren vom Weinen rot, und ihr sonst immer so makelloses Gesicht war fleckig und verschwollen. Philippe kauerte bekümmert im Hintergrund, offensichtlich in Sorge wegen ihres Zustands.
»Geh nach oben und ins Bett.« Sie entließ Kip aus ihrem Klammergriff, mit dem sie ihn seit dem Moment festhielt, in dem er den Fuß auf die Treppe gesetzt hatte. »Ich bin zu müde und viel zu erregt, um heute Abend noch mit dir zu sprechen.«
Kip nahm sie beim Wort und floh nach oben, erleichtert, dass ihm bis zu dem Sturm, der da unweigerlich kommen würde, noch eine kurze Galgenfrist blieb. Mike und ich folgten ihr und Philippe ins Wohnzimmer.
»Wie fühlst du dich, Charlie?« Ich öffnete meine Jacke, zog sie aus
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