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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Schritt zu halten. Wenn Bruni und ich in Fahrt kommen, sind wir nicht zu bremsen.
    Nach Feierabend heftet sich Vivi erneut an unsere Fersen; im Aufzug stoßen wir auf Heike und Ulrike, die betretene Gesichter machen.
    Vivi bricht das Schweigen. »Was treibt ihr denn so nach Feierabend? Ich bin erst vor Kurzem hierher gezogen; in Lübeck hatte ich einen großen Freundeskreis.«
    Die gute Bruni hatte es geahnt. Ich halte mich an die Regeln. »Och, eigentlich nichts. Nach einem anstrengenden Tag im Büro bin ich froh, mal nichts zu machen. Ich schaue jeden Abend fern.«
    Bruni nickt, sie gähnt gespielt und reckt sich ausgiebig. »Ich halte es genauso. Ab auf die Couch und Füße hoch.«
    Die Neue nickt verstehend.
    Ulrike Assmann mischt sich vorsichtig ein. »Triffst du dich denn am Abend nie mit Herrn Geiger, Karo?«
    Ich bin sauer auf mich. Warum plappere ich ständig los, ohne vorher nachzudenken? »Selbstverständlich treffe ich mich mit Herrn Geiger. Ich genieße das TV-Programm nach den Treffen, Ulrike. Nach den Treffen. Man kann ja rund um die Uhr schauen, es läuft immer irgendetwas. Manchmal schaue ich bis weit nach Mitternacht …«
    »Klar, sicher. Das dachte ich mir schon.« Ulrike blickt gelangweilt auf ihre Fingernägel.
    Die Fidschi-Schönheit lacht. »Ich bin auch so eine Nachtschwärmerin, ab 22 Uhr fängt für mich die Nacht erst an.«
    Vivi, die hochqualifizierte Fachkraft, scheint gut verdient zu haben, sie steigt in ein weißes VW-Käfer-Cabrio mit knallroten Ledersitzen.
    Als Bruni und ich alleine sind, flippe ich fast aus. »Die doofe Assmann. Sie popelt und bohrt, das ist nicht mehr zum Aushalten. Die glaubt nie und nimmer, dass Paul und ich zusammen sind.«
    »Vielleicht hört das auf, wenn du den Ring am Finger trägst. Warte mal ab, über die Sache wird schneller Gras wachsen, als du denkst. Und dann, Karo … ich glaube, Machungwa ist sehr angetan von dir.«
    Ich höre Brunis Spekulationen nicht gerne. Das Hier und Jetzt ist schon kompliziert genug, an die Zukunft werde ich erst denken, wenn dieser leidige Abschnitt meines Lebens ad acta gelegt wurde.
    Und das wird wohl noch eine Weile dauern, denn kaum zu Hause, erklärt mir Geigenpaul am Telefon, dass er mich heute Abend wieder ›brauche‹. Ich koche vor Wut, bemühe mich um einen ungezwungenen Tonfall, der aber nur von kurzer Dauer ist. Nach Pauls Erklärung, dass wir heute Abend bei meinen Eltern eingeladen sind, bricht mein ›rotes‹ Temperament durch.
    Moment mal … ist das nicht meine Familie? Wie kommt dieser Irre dazu, mich zu meiner eigenen Familie einzuladen? Hier läuft ganz entschieden was verkehrt. Ich balle die sprichwörtliche Faust in der Tasche. Es wäre fatal, wenn Geiger mich durchschaut haben sollte. Ich hatte in der Tat seine Bitte, meine Eltern um ein Gespräch wegen unserer Verlobungsplanung zu bitten, noch wochenlang hinauszögern wollen. Insgeheim hoffte ich, dass dieses Schmierentheater auch ohne Verlobungsring an mir vorübergehen würde.

29. Die Möhre und der Muskelmann
    Bockig wie ein Kleinkind, trottele ich hinter Paul her, der, wie selbstverständlich, durchs Gartentor das Grundstück meiner Eltern betritt. Genauso selbstverständlich umarmt er meine Mutter und Conny, den Männern reicht er die Hand, den Zwillingen gestattet er, dass sie an seinen Armen hängen und nach Kaugummis betteln. Paul reicht Hanni den Autoschlüssel und erklärt ihr, dass auf dem Rücksitz seines Autos etwas viel besseres als Kaugummis läge. Gleichzeitig greifen die Kinder nach den Schlüsseln des Mercedes und eilen kreischend davon. Ich stelle eine schön verzierte Tüte mit drei Flaschen Wein auf den Tisch, die Paul mir nach der Ankunft in die Hand gedrückt hatte.
    Opa Heini übernimmt die Begutachtung jeder einzelnen Flasche. Er lupft die Brille. »Herbert, nimm dir mal ein Beispiel an Paul. Der hat nicht nur einen schöneren Garten, der kauft auch besseren Wein.«
    Der Angesprochene sieht ihn pikiert an. »Vater, du hast eine gute Pension. Wenn dir unser Wein nicht schmeckt, kauf dir demnächst deinen eigenen.«
    Ich erkundige mich nach Antons Ohrensausen und beteuere noch einmal, ohne die Gesichtsfarbe zu wechseln, meine Unschuld. Er schenkt mir einen feindseligen Blick und erklärt, dass das Pfeifen aufgehört habe.
    Ich gähne verhalten. »Na, dann bist du ja noch mal mit einem blauen Auge davongekommen.«
    Hanni und Nanni kommen mit zwei großen Wasserpistolen angelaufen; nach einem kurzen »Danke« Richtung Paul

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