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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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tröstend ihre Hand. Der liebe Gott hat sich schon wieder was dabei gedacht, dass sie sich die Knochen gebrochen hat. Paul redet weiter, er ignoriert meinen Vorschlag.
    »Nein, Gundula, das geht natürlich nicht. Heini und du könnt euch, wann immer ihr wollt, ins Tal fahren lassen. Einen Rollstuhl organisiere ich, das ist kein Problem. Es soll sehr heiß werden, packt eine Sonnenmilch mit einem hohen Lichtschutzfaktor ein.« Der perfekte Organisator nimmt mich wieder in den Arm. »Besonders du …« Paul vergräbt sein Gesicht in meine Haare und flüstert ergänzend »… Möhrchen« in mein Ohr.
    Gundula strahlt erleichtert.
    Connys Blicke wandern neidisch zwischen Paul und mir hin und her. Wenn sie nur ansatzweise ahnen würde, wie wenig ich zu beneiden bin.
    Abrupt steht sie auf. »So, dann will ich mal die Kinder abholen. Karo, wir können ja morgen Vormittag wie gewohnt ein bis zwei Stündchen quatschen, ich rufe dich im Büro an.«
    Erbost schließe ich die Augen. So was nennt man glatt ›jemanden in die Pfanne hauen‹.
    Theatralisch legt sie eine Hand vor den Mund. »Sorry. Habe ich jetzt gepetzt, dass du lieber mit mir telefonierst, statt zu arbeiten?«
    Weder Paul noch die anderen reagieren auf Connys Boshaftigkeit. Ich lasse sie ebenfalls ins Leere laufen. Mir ist klar, dass sie den Druck weitergibt, der sie belastet.
    Nachdem meine Schwester weg ist, sitzen wir noch eine Weile zusammen. Ich entschließe mich, doch bei meinen Eltern zu übernachten; Paul bestellt sich, wie angekündigt, ein Taxi.

37. Baldrian & Co
    Am nächsten Morgen schlage ich mit dem Kopf mit voller Wucht gegen die Wand, als ich mich vornüberbeugen will, um den Weckruf meines Handys auszuschalten. In meinem ehemaligen Kinderzimmer ist alles seitenverkehrt. Im Haus herrscht eine Grabesstille; die Rentner und Kranken haben’s gut, die können weiterschlafen. Mit halb geschlossenen Augen tapse ich ins Bad und stolpere über Gundulas Krücken, die unglücklich geparkt wurden. Eine Knöchelverstauchung wäre jetzt das Optimale; das Pech ist leider nicht auf meiner Seite. Um niemanden aufzuwecken, dusche ich so leise es geht; aufs Haareföhnen verzichte ich. Erstaunt registriere ich, dass Geigenpauls Auto nicht mehr vor dem Haus parkt. Entweder hat er es schon abgeholt oder es ist geklaut worden. Mir soll es egal sein. Ohne zu frühstücken, verlasse ich auf leisen Sohlen das Haus. Gisela bleibt im Gartengehege; morgen müsste ich sie eh wieder herbringen. Beim Bäcker um die Ecke versorge ich mich mit einem Kaffee to go. Ein mit Käse und Salat belegtes Brötchen lacht mich so appetitlich an, dass ich nicht widerstehen kann es zu kaufen.
    Bruni schwärmt von der Nacht mit Heiner; sie outet sich, ihn mit jedem Tag mehr zu lieben. Ich freue mich für die beiden. Conny ruft tatsächlich an, jedoch nicht für ein oder zwei Stündchen; sie hält mich lediglich fünf Minuten von der Arbeit ab. Die Detektei habe den Auftrag angenommen, ihre Hemmungen seien vollkommen unbegründet gewesen. Der Herr Privatermittler sei ja ein so netter und verständnisvoller Mensch, sie könne sich sogar zwischendurch nach dem Stand der Dinge erkundigen. Ich könnte vor Lachen kreischen, wenn ich mir vorstelle, welche Dinge einen gewissen Stand haben könnten.
    Bruni gibt zu, auf das Ermittlungsergebnis gespannt zu sein wie ein Flitzebogen. Mir geht es ebenso.
    Während des Mittagessens beschließen wir, im nächsten Leben auch den Beruf Privatschnüfflerin in Erwägung zu ziehen. In sechzehn Stunden 2.000 Euro zu kassieren, das hört sich verflixt verlockend an. Ulrike und Heike halten dagegen. Bestatterin, das wäre die richtige Berufswahl. Die ›Kollegen‹ auf dem Tisch würden kein dummes Zeug reden, außerdem könne man auch mit Schminke und Lockenstab hantieren.
    Bruni und ich werfen gleichzeitig angeekelt unser Essbesteck auf die Teller. Irgendwie ist uns nicht mehr nach Gulasch mit Nudeln zumute.
    Geigenpaul hat heute Laufschuhe an. Kaum ist er im Büro, ist er wieder weg. Kaum ist er fort, ist er wieder da. So vergeht Stunde um Stunde; das Wochenende rückt mit erbarmungsloser Schnelligkeit immer näher.
    Kurz vor Feierabend schlägt Geigenpaul mir großzügig vor, morgen zu Hause zu bleiben, was ich jedoch dankend ablehne. Er macht eine Geste, die wohl »Wie du willst« bedeuten soll, und verschwindet. Ich gehe jede Wette ein, dass er morgen in einer Seppeljacke und mit einem Hut mit Gamsbart antanzen wird. Obwohl ich nicht vorhabe, viel

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