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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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nutzt die Gunst der Stunde. »Ich kenne mich ein wenig in der Gegend aus. Ist das die herrliche Villa in der … ach, ich komme nicht auf den Namen der Straße.«
    Frau Piefke schließt Brunis ›Wissenslücke‹.
    »Störtebekerwiese 1. Der große weiße Prachtbau. Also, ich hätte da Angst allein, es steht sehr abgelegen.«
    »Ahhh, jaaaa, ich glaube, ich kenne dieses Haus.«
    »Oh Gott, der Anstrich!« Schnellen Schrittes läuft die ›Informationsquelle‹ ins Arbeitszimmer des Juniorchefs und stoppt aufgeregt die Arbeit der Anstreicher. »Überstreichen Sie um Himmels willen sofort diese schreckliche Farbe! Herr Geiger wünscht einen beigefarbenen Ton, mit braunem Teppichboden.«
    Bruni zieht eine Schnute. »Schade aber auch«, murmelt sie leise.
    Jacob Geiger wird sich heute, laut Gundula, nicht blicken lassen. Bruni und ich atmen vor Erleichterung tief durch, als die Piefke ihren Raum dicht macht. Im Laufe des Vormittags färbt sich Geigenpauls Arbeitszimmer beige, Bruni schleimt sich nach und nach bei Heiner ein.
    Wie toll er doch pinseln könne, vor allen Dingen so schnell. Dann wieder verfällt sie ins Jammern. Ihre Wohnung bräuchte auch mal wieder einen neuen Anstrich, aber sie würde ja Wochen für diese Arbeiten brauchen. Und wie anstrengend das wäre! Nach dem letzten Anstrich hätte sie sogar unter einer Sehnenscheidenentzündung gelitten.
    Mir kommen fast die Tränen. Zumal Brunis letzte Renovierung erst wenige Monate her ist, bei der ich ihr half.
    Irgendwann fragt Heiner dann tatsächlich, ob es keinen Mann in Brunis Leben gebe, der ihr dabei helfen könne, was Bruni wehleidig verneint. Und tatsächlich schnappt Heiner nach dem Köder.
    »Ich könnte mich ja darum kümmern. An einem Wochenende.« Worauf Bruni scheinheilig erwidert: »Ach, lassen Sie mal, Ihre Frau wird froh sein, wenn Sie am Wochenende mal nicht arbeiten.«
    Nachdem Heiner lächelnd erklärt hat, dass es keine Frau, weder unter der Woche noch an den Wochenenden, gebe, strahlt Bruni wie eine 400-Watt-Lampe. Ich sehe kleine Engel mit Pfeil und Bogen durch die Räume schwirren, die permanent ihre Geschosse auf Heiner und Bruni abfeuern. Bruni lässt das Süppchen nicht kalt werden, weil der Anstrich im Büro heute fertig wird, und fragt, ob Heiner am übernächsten Wochenende Zeit hätte. Er hat … und sagt zu.
    Die drei Gesellen, die fleißig beim Pinseln helfen, können sich hier und da ein fettes Grinsen nicht verkneifen. Sie scheinen es gewohnt zu sein, ihrem Chef beim Flirten zuzuhören.
    Pünktlich um 12 Uhr stehen wir in der Kantinenschlange vor der Theke und entscheiden uns beide für einen großen Salatteller mit Putenstreifen. Bloß kein Hüftgold mehr ansetzen, unsere ›Trauerkleidung‹ darf nicht spack sitzen.
    Heike und Ulrike sind noch nicht in Sichtweite, so sitzen wir alleine an unserem Stammplatz. Bruni pult die Zwiebeln aus ihrem Salat und wirft sie mit Schwung auf meinen Teller.
    »Du darfst. Du wirst heute bestimmt niemanden mehr küssen.«
    Bevor ich antworten kann, fährt Bruni fort: »Ich schwöre dir, Karo, den Geigenpaul-Wett-Topf holen wir uns. Wenn nicht in seinem Haus, wo dann sollte man Beweise finden, dass er schwul ist!«
    Wenn ich Bruni nicht kennen würde, würde ich lachen. Aber ich lache nicht, weil ich Bruni kenne. Sie meint es tatsächlich ernst.
    »Und wie willst du in sein Haus kommen?«
    »Die Piefke hat einen Schlüssel.«
    »Ja, Bruni, die Piefke hat ihn, wir aber nicht!«
    »Doch, wenn wir ihn der Piefke klauen, dann haben wir Geigers Hausschlüssel. So einfach ist das.«
    »Das ist Diebstahl!«, rufe ich ein wenig zu laut.
    Bruni zischt mich an. »Mensch, schrei nicht so. Müssen ja nicht alle mitbekommen. Wir stehlen ihn nicht wirklich, wir leihen ihn besser gesagt aus. Verstehst du? Das ist ein großer Unterschied. Dazwischen liegen Lichtjahre.«
    Sie tupft den Mund mit einer Serviette ab. »Du hast doch auch den Wagen deines Vater geliehen … oder hast du ihn etwa geklaut?«
    Ich denke einen Moment nach. »Ja, aber mein Vater weiß davon. Die Piefke würde es nicht wissen und der Paule erst recht nicht.«
    »Papperlapapp! Du verlierst dich in Kleinigkeitskrämereien. Außerdem bist du schon eine Kleinkriminelle.«
    Wir schrecken zusammen, als Ulrike und Heike ihre Tabletts neben uns auf den Tisch stellen.
    »Bin ich nicht!«, entgegne ich wütend.
    »Wer ist kleinkriminell?« Ulrike reibt im Sitzen ihre geschwollenen Fußgelenke.
    »Ich jedenfalls nicht«, sage ich so hoheitsvoll,

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