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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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Diese Mitteilung beweist die Richtigkeit der allgemeinen Annahme, daß russische Truppen durch England befördert worden sind.
    „Daily News“, 14. September 1914.
    (Bericht)
     
    Heute abend finde ich in einer Abendzeitung die Meldung „de bonne source“, daß das deutsche Heer in Belgien abgeschnitten worden ist … und zwar von dem durch russische Truppen verstärkten belgischen Heere. Dieser letzte Satz veranlaßt mich, zur Feder zu greifen. Zwei Tage lang bin ich auf der Suche nach den Russen umhergezogen, und jetzt habe ich sie gefunden – zu sagen wo und wie, wäre nicht diskret, aber die veröffentlichte Meldung, daß sie hier sind, genügt, und ich kann aus eigener Kenntnis für ihr Hiersein bürgen.
     
    Eine amtliche Widerlegung des Gerüchtes vom Kriegsministerium wurde am 16. September 1914 von den Daily News vermerkt.
    Der Daily Mail enthielt am 9. September 1914 einen witzigen Artikel über das russische Gerücht, der mit den Worten schloß:
     
    Aber jetzt erfahren wir von Rom, daß die Russen in Frankreich sind. Wie können wir uns bei den Bernets, Brocklers und Pendles alle entschuldigen – wenn sie schließlich doch recht hatten.
    Mr. King fragte den Unterstaatssekretär im Kriegsministerium, ob er ohne Schaden für die militärischen Interessen der Alliierten mitteilen könne, ob irgendwelche russische Truppen durch England nach dem westlichen Kriegsschauplatz befördert worden sind.
    Der Unterstaatssekretär im Kriegsministerium (Mr. Tennant): Ich weiß nicht, ob mein ehrenwerter Freund mit Befriedigung oder mit Bedauern vernehmen wird, daß keine russischen Truppen durch England nach dem westlichen Kriegsschauplatz befördert worden sind.
    Unterhaus, 18. November 1914.

 
    6
    Die verstümmelte Krankenschwester
     
    Es wurden viele Schauergeschichten in Umlauf gesetzt, die sich weder beweisen noch widerlegen ließen, aber in den ersten Kriegsmonaten entsetzte sich die Öffentlichkeit über eine schreckliche Geschichte von barbarischer Grausamkeit, von der wir einen vollständigen Bericht zu geben vermögen. Sie ist ein merkwürdiges Beispiel von der Findigkeit des vorsätzlichen, individuellen Lügners.
     
    Die Leidensgeschichte einer Krankenschwester.
     
    Ein junges Mädchen aus Dumfries das Opfer empörender Roheit.
     
    Die Nachricht von dem entsetzlichen Tode einer jungen Dumfrieserin, der Krankenschwester Grace Hume, ist nach Dumfries gelangt. Schwester Hume war im Feldlazarett in Vilvorde tätig, und sie fiel der fürchterlichen Grausamkeit deutscher Soldaten zum Opfer. Es wurden ihr die Brüste weggeschnitten, und sie starb unter furchtbaren Qualen. Die Familie der Krankenpflegerin Hume empfing einen Brief, den sie noch kurz vor ihrem Tode geschrieben hatte. Er war vom 6. September datiert und lautete. „Liebe Käte. Hiermit sage ich Dir Lebewohl. Habe nicht mehr lange zu leben. Lazarett ist in Brand gesteckt worden. Deutsche grausam. Einem Mann hier wurde der Kopf abgeschnitten. Mir ist die linke Brust weggeschnitten worden. Grüße an – – Lebewohl. Grace.“
    Nachdem Schwester Hume diese Zeilen geschrieben hatte, wurde ihr auch die rechte Brust weggeschnitten. Sie war ein junges dreiundzwanzigjähriges Mädchen und war früher Krankenschwester im Krankenhause Huddersfield gewesen.
    Schwester Mullard von Inverneß übergab den Brief eigenhändig der Schwester von Grace Hume in Dumfries. Erstere war auch in Vilvorde, und sie erklärte, daß Schwester Hume sich wie eine Heldin benommen habe. Ein Deutscher griff einen verwundeten Soldaten an, den Schwester Hume ins Lazarett brachte. Sie ergriff hierauf sein Gewehr und erschoß den Deutschen.
    ,,The Star“, 16. September 1914.
     
    Ein Brief, den Schwester Mullard Miß Hume überbrachte.
     
    Ihre Schwester, die Krankenpflegerin Grace Hume, hat mich gebeten, Ihnen den beiliegenden Brief zu überbringen. Mein Name ist Schwester Mullard, und ich war bei Ihrer Schwester, als sie starb. Unser Feldlazarett in Vilvorde ist bis auf den Grund niedergebrannt, und von 1517 Männern und 23 Schwestern sind nur 19 Schwestern gerettet worden, aber 149 Männern ist es gelungen zu entkommen. Grace bat mich, Ihnen zu sagen, daß ihre letzten Gedanken Ihnen galten, und daß Sie sich ihretwegen nicht grämen sollen, da sie wieder mit ihrem Jack vereint sein wird. Dies waren ihre letzten Worte. Sie hat in ihren letzten Stunden große Qualen ausgestanden. Ein Soldat (einer von den unserigen) überraschte zwei deutsche Soldaten, als sie ihr die

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