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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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Strick ist die Absolution für diesen Verbrecher.
    Lord Robert Cecil sagte, daß die Leute, die für die schrecklichen Frevel, die unzähligen Verletzungen aller Gesetze und Gebräuche der zivilisierten Kriegführung, deren sich die Deutschen schuldig gemacht haben, verantwortlich sind, der deutsche Kaiser und seine nächsten Berater sind, und daß unsere Strafe und unser Zorn, wenn möglich, sie treffen muß.
    „Times“, 15. Mai 1915.
     
    Auf Befehl dieses gekrönten Verbrechers sind Städte in Asche gelegt, Greise und Kinder ermordet, Frauen und junge Mädchen geschändet, harmlose Fischer ertränkt worden. „An dem großen Tage, an dem die ganze Welt gerichtet werden wird“, wird er für die Opfer der Falaba und der Lusitania zur Verantwortung gezogen werden.
    Leitartikel des „Daily Erpreß“ am 14. Mai 1915, als dem Kaiser der Hosenbandorden entzogen wurde.
     
    Aus einer Karikatur im Punch im Jahre 1918 war der Kaiser als Kain dargestellt. Darunter stand geschrieben:
     
    Mehr als 14 000 Nichtkämpfer sind auf Befehl des Kaisers ermordet worden.
     
    Es gab ein Plakatbild des Kaisers, das man an Bauzäunen sehen konnte, aus dem sein Körper aus Leichnamen gebildet war und das Blut ihm aus dem Munde floß. Das Gegenstück hierzu in Frankreich war „Wilhelm der Fleischer“, der Kaiser in einer Schürze mit einem von Blut triefenden Messer in der Hand. Er eignete sich überhaupt gut für die Karikaturisten, da er so leicht zu zeichnen war.
    Nachdem die Fiktion von dem verbrecherischen Kaiser in allen alliierten Ländern volkstümlich geworden war und allseitigen Glauben gefunden hatte, sahen sich die alliierten Staatsmänner gezwungen, in den Friedensvertrag eine Sonderklausel einzusetzen, die beginnt:
     
    Die alliierten und assoziierten Mächte stellen Wilhelm den Zweiten von Hohenzollern, vormaligen deutschen Kaiser, wegen schwerster Verletzung des internationalen Sittengesetzes und der Heiligkeit der Verträge unter öffentliche Anklage,

    und die dann weiter die Zusammensetzung des „außerordentlichen Gerichtshofs“, vor dem er verhört werden soll, beschreibt.
    Da die Alliierten sich durch eine Klausel im Friedensvertrage zum gerichtlichen Verfahren gegen den Kaiser verpflichtet hatten, mußten sie sich an die Formalität halten und am 16. Januar 1920 an die niederländische Regierung eine Note abschicken, in der sie „die ungeheure Verantwortlichkeit“ des Kaisers hervorhoben und seine Auslieferung verlangten, „damit er vor Gericht gezogen werden könne“. Die Weigerung der niederländischen Regierung am 23. Januar wurde sofort angenommen, und sie ersparte den alliierten Regierungen, sich vor aller Welt lächerlich zu machen. Aber noch ehe der Beschluß öffentlich bekannt war, und nachdem man sich privatim versichert hatte, daß Holland, wohin der Kaiser sich geflüchtet hatte, ihn nicht ausliefern würde, wurde der „Hängt-den-Kaiser-Feldzug“ in Gang gesetzt, und bei den allgemeinen Wahlen von 1918 verloren jene Kandidaten Stimmen, die sich zu dieser Politik nicht verpflichten wollten.
    Der Feldzug war aber vor der Bekanntgebung des Beschlusses der niederländischen Regierung in Gang gesetzt worden.
     
    Der Herrscher (der Kaiser), der dreißig Jahre lang von seinem Stolze und seiner Majestät und seiner Macht gesprochen hat, ist jetzt ein Flüchtling und wird in Bälde vor den Gerichtshöfen jener Länder, denen er seines Landes halber Furcht einzuflößen versuchte, zur Verhandlung gezogen werden (lauter Beifall).
    Mr. Lloyd George im Unterhaus, 3. Juli 1919.
     
    In Wirklichkeit bestand nicht die geringste Absicht, etwas so Sinnloses wie ein Gerichtsverfahren gegen den Kaiser zu unternehmen. Auch glaubte niemand, der von den Tatsachen Kenntnis hatte, daß der Kaiser persönlich für die Entfesselung des Krieges irgendwelche Verantwortung trug. Er war und ist immer eine glitzernde Schaufigur gewesen, ohne Bedeutung, ohne den Mut, einen Krieg zu unternehmen, und ohne die Macht, einen solchen zu verhindern.
    Emil Ludwig 6 , sein Biograph, hat über Wilhelm II. die vernichtendste Kritik geschrieben, die je in irgendeiner Sprache erschienen ist, in der er seine Eitelkeit, seinen Größenwahn und seine Unfähigkeit bloßstellt. Doch weit davon entfernt, ihn je zu beschuldigen, den Krieg gewollt oder in die Wege geleitet zu haben, hebt er vielmehr immer wieder die friedliche Haltung des Kaisers hervor.
     
    Bei allen europäischen Verwicklungen zwischen 1908 und 1914 war der Kaiser

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