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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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ließ ich mich neben sie plumpsen. »Unter einer Million Sätzen gibt es nur ein paar, die man besser nicht sagen sollte, und ausgerechnet einen von ihnen habe ich rausgefischt.«
    Voller Selbstmitleid lehnte ich mich an Toni, aber nachdem ich endlich unter Schluchzen den besagten Satz rausgebracht hatte, las sie mir gehörig die Leviten. Das sei pubertär gewesen, und überhaupt, wenn ich mich nicht an bestimmte zwischenmenschliche Regeln hielte, könne ich es auch schlecht von den anderen erwarten.
    »Adriano ist trotzdem ein Schwein«, wimmerte ich.

»Klar ist er ein Schwein. Und deshalb sei froh, daß du ihn los bist.«
    »Das kann ich nicht! Er war … großartig. Auf seine Art …«
    »Mannomann«, sagte Toni nur. Sie lehnte sich zurück und knabberte an ihren Nägeln.
    »… was du offensichtlich nicht verstehen kannst.«
    »Doch. Auch der hinterletzte Idiot hat irgendeine positive Seite.«
    Schon ließ sie den Wagen an, der sich kurz darauf knöternd in Bewegung setzte. Sollte ich Toni von Skip erzählen? Dem kleinen Lichtblick am Horizont? Ich zögerte eine Weile, entschied mich dann dafür. Toni hörte sich die Story regungslos an, um schließlich – wie nicht anders zu erwarten – eine Weile herumzumoralisieren und zu der Feststellung zu kommen, der Mann sei ja wohl mein nächster Anwärter fürs Bett. Ich ließ die Worte an mir abprallen und dachte nur, alle Mittel sind recht, um die Erinnerung an Adriano auszulöschen.
    Toni stoppte am Dammtor, ich holte rasch mein Gepäck aus dem Schließfach, und als wir nach erfolgreicher Parkplatzsuche endlich in der Oper eintrafen, hatte ich mich wieder einigermaßen im Griff.
    Der erste Mensch, der mir entgegenkam, war Konstantin. Er trug einen stonewashed Trainingsanzug, in dem er zum Fürchten aussah.
    »Zieh dich um, Schätzchen. Bist reichlich spät dran.«
    Ich kehrte ihm den Rücken zu und drückte den Fahrstuhlknopf.
    »Außerdem wartet eine nette Überraschung auf dich«, frohlockte er an meinem Ohr.
    »Wie schön.« Zum Glück kam gerade der Fahrstuhl. Rasch sprang ich hinein und drückte den Schließknopf, so daß Konstantin es nicht mehr schaffte hinterherzuschlüpfen. Doch als die Fahrstuhltür im fünften Stock aufging, wartete er bereits lässig grinsend auf mich.
    »Mich trickst niemand so leicht aus«, keuchte er.
    Ich beachtete ihn nicht weiter und ging in den Vorraum zur Probebühne, der bei Proben als provisorischer Umkleideraum benutzt wurde.
    Leider hatte ich so gar nichts zum Umziehen zur Hand, nicht mal ein Paar Schläppchen dabei. Ungehalten drängte ich mich an den Statisten vorbei, um meine Tasche auf der Bank abzustellen.
    »Willst du etwa so tanzen?« Sophie war gerade dabei, sich einen Wickelrock um ihre knochigen Hüften zu knoten, und schaute herablassend auf meine schwarze Workerhose.
    »Ja. Will ich.«
    »Du hast übrigens das große Los gezogen …« Katrin lugte mir über die Schulter und grinste. »Konstantin. Du und er …«
    »Wieso denn das?« fragte ich schwach, während ich darüber nachdachte, warum sich das ganze Elend dieser Welt an einem einzigen Tag auf mir entlud.
    »Hat der Regisseur so befohlen.«
    Sophie drehte sich noch einmal um und zupfte ihr Trikot zurecht, das unter ihrem Flatterröckchen vermutlich in die Arschfalte gerutscht war. »Stimmt doch gar nicht«, sagte sie. »Konstantin ist bei der Partnerwahl übriggeblieben. Und da du es vorgezogen hast, die erste Probe zu schwänzen …«
    Sophie und Katrin lachten synchron. Pech gehabt. Mehr konnte man zu dem Thema eigentlich nicht sagen.
    Konstantin lehnte lässig am Flügel und prüfte, ob seine Eier noch an Ort und Stelle waren. Gott sei Dank entdeckte ich Bernd. Er durchwühlte eine Kiste mit Probentanzschuhen.
    »Na – Schweinskopf verdaut?« begrüßte er mich.
    »Logisch.« Ich gab ihm ein Küßchen auf die Wange und wurde sogleich von einer holzig-aromatischen Duftwolke umhüllt. Schade, daß meine Lover nie so lecker rochen.
    »Homos sind doch die besseren Jungs«, seufzte ich und drückte mich noch einmal an Bernd, der jetzt lächelte. »Die Frauenwelt tut mir auch wahnsinnig leid. Ihr habt eine Auswahl. Mensch …«
    Er ließ seinen Blick durch den Saal wandern, fing jetzt richtig an zu lachen. »Tim, Frank und Dimitri sind okay. Aber Andreas … Und Konstantin …«
    »Was meinst du? Könnte Konstantin nicht ein verkappter Schwuler sein?«
    »Nö.« Bernd kratzte sich am Ohr. »Der kokettiert nur. Damit auch wir ihn scharf finden.«
    »Aber

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