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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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andere Hausfrauen zu beglücken habe, würde uns zur Zeit nichts anderes übrigbleiben, als uns aufs Telefonieren zu verlegen.
    Karl fand das in Ordnung. Er küßte mich durchs Telefon, und nachdem ich aufgelegt hatte, fiel mir doch ein Stein vom Herzen, daß ich meinen neuen Freund und Lebenspartner nicht gleich wiedersehen mußte. Er war mir sicher, sozusagen als Haus- und Hoffreund, aber deshalb mußte die frisch ausgebrochene Liebe ja nicht gleich und andauernd in die Tat umgesetzt werden.
    *
    In den folgenden Tagen kübelte das Wasser nur so auf Hamburg nieder.
    Also blieb ich die meiste Zeit zu Hause und schrieb ohne rechte Überzeugung Bewerbungen an Funk und Fernsehen und was mir noch so einfiel.
    Es war zum Heulen: In einem Alter, in dem andere Frauen mit abgeschlossener Berufsausbildung ihrem Nachwuchs und demEhemann im durch Bausparverträge finanzierten Eigenheim den ersten Spargel der Saison zubereiteten, wußte ich immer noch nicht, was aus mir mal werden sollte. Dabei hatte man mir als Kind immer erzählt, der Typ da oben im Himmel habe für jeden Menschen ein Plätzchen vorgesehen. Hatte er mich denn vergessen? Oder warum sorgte er nicht endlich mal dafür, daß ich meines fand? Ich hätte ja alle Angebote angenommen, ich war ja gar nicht so, aber mich immer noch so haltlos durch die Gegend gondeln zu lassen fand ich wirklich nicht fair von ihm.
    Immerhin sorgte er dafür, daß die Paßfotos, die ich bei Karstadt in der Fotozelle machen ließ, nicht ganz so verheerend wie befürchtet ausfielen, und auch die Proben an der Oper ließen sich besser an als erwartet. Da Konstantin von einem netten kleinen Grippevirus in Schach gehalten wurde, war mir der Ersatzmann Stanislaw zugeteilt worden, der zum einen eine richtige Tanzausbildung absolviert hatte und zum anderen infolge sprachlicher Verständigungsschwierigkeiten keine dummen Sprüche von sich gab. So ließ es sich aushalten, zumal ich insgeheim hoffte, Konstantin würde die Rolle nach seiner Genesung nicht wiederbekommen.
    Doch ich hatte mich getäuscht. Zwei Wochen vor der Premiere stand Konstantin leider Gottes aus seinem Grippebett auf und bestand auf seinem Part, was Diego ihm aus unerfindlichen Gründen gestattete. Ich tobte. Beschwerte mich bei Gundi. Bei Diego höchstpersönlich, aber da dieser nun mal beschlossen hatte, daß Stanislaw fortan wieder von Sozialhilfe leben durfte und sein Augenstern Konstantin – vermutlich im Einvernehmen mit der Intendanz – die Aida-Inszenierung bereichern sollte, wurden für uns beide Sonderproben anberaumt.
    Ich konnte es einfach nicht fassen, und wenn ich nicht auf das Geld angewiesen gewesen wäre, hätte ich kurz entschlossen das Handtuch geworfen. Vor allem weil Konstantin sich einfach nur dumm anstellte. Weder schaffte er es, die Takte zu zählen, noch wußte er, wo er seinen linken und rechten Fuß hatte – eine Katastrophe.
    Toni lugte dann und wann in den Probenraum und wollte sich totlachen, was ich ihr wirklich übelnahm. Und als wir eines Abends mal wieder mit Bernd ein Bier trinken gingen, meinte sie doch tatsächlich, Konstantin und ich gäben – objektiv betrachtet – ein schönes Paar ab. Wahrscheinlich litt sie unter einer vorübergehenden Wahrnehmungsstörung.
    *
    Premieren bedeuteten mir nichts. Sie waren nicht mehr als aufgeregte Regieassis, brüllende Inspizienten und jede Menge Chichi.
    Diesmal lagen die Dinge anders. Mit Konstantin, dem Unbegabten, die Tanznummer durchzuziehen, zudem durch Spangenschuhe mit halsbrecherischen Pfennigabsätzen gehandikapt, war schon ein heikles Unterfangen. Vormittags rief ich Konstantin in seiner alten Männer-WG an, um ihm ein letztes Mal einzutrichtern, er solle bloß daran denken, mit dem linken Fuß anzufangen. Immerhin gab er zu der großen Hoffnung Anlaß, stetiges Wiederholen würde eines Tages Resultate zeigen. Eventuell.
    Obwohl es endlich warm war und die Blätter der Akazie vor meinem Fenster unaufhörlich im Wind tänzelten, zog ich es vor, in der Wohnung zu bleiben, Jazz-Radio zu hören und mir nach einer ausführlichen Pediküre eine Haarkur zu genehmigen, auch wenn die Maskenbildnerinnen das nicht so gern sahen. Lieber waren ihnen drei Tage alte Fetthaare, die sie besser greifen und stecken konnten, aber ich hatte eindeutig etwas dagegen, ungepflegt aus dem Haus zu gehen. Als die Haarkur unter einem karmesinroten Handtuch einwirkte und ich gerade von meiner Käsestulle abgebissen hatte, klingelte das Telefon.
    »Ha-wo«, nuschelte

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