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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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wirklich wissen.
    Ich versuchte Zeit zu schinden, indem ich den Zuckersud aus meiner Tasse kratzte. »Solo«, sagte ich dann. »Ich bin solo.«
    » Solo heißt, du hast keinen Freund?«
    »Genau das bedeutet solo üblicherweise.«
    »Und du bist auch nicht verliebt?«
    Ich grinste schief, hätte es – selbst wenn ich gewollt hätte – nicht zu beantworten gewußt. War ich in Karl verliebt? In Skip? Nein. Am ehesten wohl noch in Oskar, aber das war ebenso lächerlich wie unüberzeugend.
    Oskar schaute taktvollerweise weg, vielleicht war er peinlichberührt, weil er mich in Verlegenheit gebracht hatte, dann sah er auf seine Uhr und meinte: »Ich muß jetzt wirklich los. Sonst wird Nina ungeduldig.«
    Absurderweise kam ein Gefühl von Panik in mir hoch.
    »Wir können uns ja mal …«, fing ich unbeholfen an, und Oskar war so nett, mir aus der Bredouille zu helfen: »Wir sollten uns unbedingt treffen! Hab ich auch grad gedacht.«
    »Wenn ich aus Berlin zurück bin?«
    »Jederzeit.«
    Wir zahlten, Oskar kritzelte den Namen und die Telefonnummer seines Ladens auf die Rechnung, und beim Rausgehen fragte er mich, was ich in Berlin zu tun hätte.
    »Ähm«, machte ich, weil mir auf die Schnelle nichts einfiel, das glaubhaft geklungen hätte und den wahren Anlaß umschiffte, aber da Oskar mich weiterhin so penetrant ansah, murmelte ich etwas von Recherchen für meine Doktorarbeit.
    Es funktionierte. Oskar nickte anerkennend, dann beugte er sich vor, um mir ein Küßchen auf meine rechte Mundecke zu plazieren, Ciao und bis in ein paar Tagen.
    *
    Wie viele Paar Schuhe brauchte man für Berlin? Gut, es war Sommer, das heißt eigentlich war es Sommer,  uneigentlich keineswegs. In Hamburg regnete es cats and dogs, aber auch der ostdeutsche Raum wurde angeblich von einem Tiefdruckgebiet nach dem anderen heimgesucht. Unbedingt Regenschuhe einpacken, am besten gleich Stiefel mit halbhohen Absätzen, Laufschuhe, Sandaletten – also drei Paar Aber was war mit meinen Budapestern, ohne die mein Leben so gar keinen Sinn machte? Die mußten unbedingt mit in die Tasche. Außerdem meine dunkelbraunen Slingpumps, die mir im Falle eines Falles zu einem mondänen Aussehen verhelfen würden. Fünf Paar waren okay Fünf Paar waren sozusagen Minimum, auch wenn mir die Gurte der Tasche dann schon in die Schulter schneiden und dort häßliche Striemen zurücklassen würden.
    Toni fand die Sache mit meinem Vorstellungsgespräch in Ordnung. Hauptsache, du fängst etwas mit deinem Leben an, meinte sie. Augenscheinlich hatte sie gar keine Angst, ich könne die Stadt verlassen. Mußte ich mich wohl damit abfinden, daß ich mehr Aufhebens von unserer Freundschaft machte als sie. Es gab mir einen Stich, zumal sie sich in letzter Zeit sowieso zurückgezogen hatte. Fernsehabende mit ihrem Henrik bedeuteten ihr mehr, als mal mit mir um die Häuser zu ziehen.
    Nachdem ich meine Tasche gepackt hatte, rief ich sie in einem Anfall von Masochismus und Selbstmitleid an und fragte sie, ob wir uns nicht auf ein Glas Wein in der Stadt treffen könnten.
    »Och, ich weiß nicht«, maulte sie mir erwartungsgemäß ins Ohr.
    »Aber du hast heute frei!«
    »Ja, eben. Ich war die ganze Woche so gut wie jeden Abend weg und brauche mal ein bißchen Ruhe.«
    Ich schluckte und schluckte, aber der Speichel in meinem Mund multiplizierte sich in einem fort.
    »Du willst mit Henrik fernsehen, stimmt’s?«
    »Na ja, so ungefähr. Und später müssen wir noch …«
    »Eisprung-Time?«
    »Mhm.«
    »Also müßt ihr ficken«, brachte ich die Sache auf den Punkt.
    »Nenn es, wie du willst.« Toni war eindeutig beleidigt.
    Ihr Armen, dachte ich und sagte: »Dann wünsche ich euch viel Spaß bei eurem abendfüllenden Programm.«
    »Hör mal, du kannst ja vielleicht zum Film kommen«, meldete sich Toni mit schlechtem Gewissen.
    »Weiß noch nicht«, sagte ich und legte auf.
    Eine halbe Stunde später stand ich dann doch bei Toni und Henrik auf der Matte. Eigentlich wußte ich gar nicht, warum. Lust auf Fernsehen hatte ich nicht, Lust auf Toni und Henrik im Doppelpack schon gar nicht. Es war eher die Lust aufs Gemeinsein, die Lust, die beiden von ihrer Pflichterfüllung namens Ficken abzuhalten, die erfahrungsgemäß sowieso zu nichts führte.
    Henrik machte bei meinem Erscheinen gute Miene zum bösen Spiel, aber Toni begrüßte mich so herzlich, daß es mir fast schon ein wenig leid tat, die beiden zu belästigen. Ich nahm mir vor, nicht allzu lange zu bleiben, erzählte Toni nur

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