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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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schnell, ich hätte Oskar, unseren alten Schul-Oskar, getroffen, was sie jedoch ziemlich kalt ließ. Dann schaute ich mit den beiden eine langweilige Ami-Komödie aus den Achtzigern. Gehst du – gehst du nicht? überlegte ich, aber irgendwie war es in Tonis Samtsessel doch gemütlich, und die Spicy Chips, die sie auf den Tisch gestellt hatte, schmeckten wirklich ziemlich spicy Nach dem Film machte Toni anstandshalber eine zweite Tüte auf, wir guckten Spiegel-TV, Toni schielte hin und wieder zu Henrik rüber und Henrik zu Toni, ich wußte, sie sollten langsam mal zur Tat schreiten, und doch konnte ich nicht aufstehen. Auch wenn ich gewollt hätte. Ich mußte mir eingestehen, daß ich scharf auf Oskar war, und gönnte den beiden ihre Kinderzeugungsnummer nicht. Ich gönnte überhaupt niemandem irgend etwas. Toni nicht ihren Henrik, keinen Sex und ein Baby schon gar nicht, nur mir gönnte ich etwas, und zwar viel zu viele Chips. Irgendwann war mir schlecht, Henrik schaute mißmutig, und kurz darauf verzog er sich ins Bett.
    »Ich geh dann auch mal«, verkündete ich endlich.
    »Ja.« Toni hatte es ziemlich eilig, mich auf den Flur zu schieben. »Viel Spaß in Berlin.«
    »Danke«, antwortete ich lahm und war keine zwei Sekunden später draußen.
    Irgend etwas war anders zwischen mir und Toni. Seit eben erst? Schon seit längerem? Ich wußte es nicht zu sagen.
    *
    Es konnte mir nur recht sein, daß Karl mich nicht abholte. Zwar mußte ich so meinen Brocken von Tasche, deren Gewicht sich durch allerlei unnötige Einkäufe am Bahnhof Zoo noch erhöht hatte, allein schleppen, dafür hatte ich aber alle Zeit der Welt, um in mich zu gehen und mir auszumalen, wie Oskarwohl nackt aussah. Er wirkte durch und durch untrainiert, in etwa wie Karl, doch schien sich sein Fett lediglich auf seine Leibesmitte zu konzentrieren. Ich stellte mir vor, er wäre weich, aber griffig, mit einer kleinen Kuhle über dem Po …
    Wie telefonisch besprochen, lag der Schlüssel unter Karls Fußmatte. Ich schloß auf und kam mir, während ich die Wohnung betrat, dennoch wie ein Eindringling vor Eigentlich fand ich es zu intim, den Geruch einer fremden Wohnung ohne Anwesenheit des Bewohners zu atmen. Beim letzten Mal war mir der karltypische Wohnungsgeruch gar nicht aufgefallen, aber jetzt, da ich verloren im Flur herumstand, stach er mir zu frisch und sauber, geradezu antiseptisch in die Nase und wollte sich nicht ins Einerlei meiner Geruchsempfindungen einfügen.
    Was sollte ich jetzt bloß machen? Ein bißchen herumschnüffeln oder sofort ins Café gehen? Aber im selben Moment schrillte das Telefon, und kurz darauf sprach Karl aufs Band: »Nimm ab, Sylvie. Nun nimm schon ab!«
    Sofort griff ich zum Hörer.
    »Woher weißt du, daß ich gerade eben zur Tür hereingekommen bin?« fragte ich.
    Karl lachte nur Wir tauschten ein paar Floskeln, schon mußt Karl zurück in seinen Aufnahmeraum.
    »Gegen sieben bin ich da. Mach dir einen schönen Nachmittag.«
    Worauf er sich verlassen konnte. Zuerst sah ich mir das Pergamonmuseum an, dann ging ich auf Karls Geheiß zu Fuß ins »Einstein« Unter den Linden, wo ich mich vor Skip sicher fühlte.
    War ich noch vor zwei Tagen wild entschlossen gewesen, ihn anzurufen, um ihn vielleicht zu treffen, hatte ich mich inzwischen umentschieden. Erstens war ich bei Karl zu Besuch, und zweitens hatte die kurze Begegnung mit Oskar dazu geführt, daß ich ihn noch ein wenig antesten wollte, bevor ich meine halbherzigen Affären mit Skip und Karl weiterführte.
    Zum Teufel noch mal, wer konnte denn ahnen, daß Berlin soklein war? Gerade hatte ich in kleinen Schlucken eine Melange konsumiert, dabei ein paar Zeitungen durchgeblättert und wollte just zu einem Bummel durch die Friedrichstraße aufbrechen, als draußen ein Rennrad scharf abbremste und eine auf jugendlich getrimmte Gestalt vom Rad stieg, die sehr nach Skip aussah. Ich registrierte das ohne jeden Gedanken, mit leerem Kopf und fiel gleichzeitig in eine Art Kaninchenstarre. Mein Gehirn arbeitete erst wieder, als Skip sich kurz darauf vor meinem Tisch aufbaute und sich bemühte, weder vorwurfsvoll noch enttäuscht auszusehen.
    »Gute Reise gehabt?« fragte er müde lächelnd, woraufhin ich mich sogleich bemüßigt fühlte, mich zu rechtfertigen. Etwas von einem kurzfristigen Entschluß tischte ich ihm auf und daß ich dringend für meine Doktorarbeit recherchieren müsse.
    »Hättest du mich angerufen?«
    »Natürlich.«
    Skip glaubte mir nicht, das war eindeutig

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