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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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sich wie ein Reptil zusammen und umklammerte sein Kopfkissen.
    »Warum müßt ihr Frauen uns eigentlich so quälen?«
    »Spinnst du?« Mit einem Ruck richtete ich mich auf und stieß dabei gegen mein Sektglas, dessen Inhalt sich auf Skips gelbweiß gestreifte Bettwäsche ergoß. »Ich will dir nur helfen, einen hochzukriegen. Aber wenn du keinen Bedarf hast – bitte schön!« Ich stand auf und begann mich anzuziehen.
    »Laß uns nicht streiten!« Skip klang friedfertig, und während er sich das Kondom abstreifte, fügte er hinzu: »Wir verbuchen den Tag einfach unter der Rubrik Nullnummer, in Ordnung?«
    »Ja …«, murmelte ich und wußte nicht, ob ich jetzt gehen sollte. Schlaksig-dünn schlurfte Skip einmal quer durchs Zimmer auf den Flur und verschwand in seiner Naßzelle. »Ich spring nur schnell unter die Dusche, und dann koche ich uns was«, rief er, während er schon das Wasser anstellte. »Worauf hättest du Lust? Fisch? Gurkensuppe?«
    Das hatte ich nun davon. Lag in einem sektdurchweichten Bett und grübelte darüber nach, was ich Karl später sagen sollte. Hatte ich überhaupt Lust, etwas mit Skip zu essen? Andererseits war ich viel zu träge, um mich jetzt anzuziehen und in die U-Bahn zu bemühen.
    Mit nur einem Schuh wanderte ich im Zimmer umher. Alles sinnlos. Ein Mann, der keinen hochkriegte, ein anderer, der mich umgarnte, ein dritter, nach dem ich mich verzehrte und der es fast nur im Stehen wollte …
    Ohne daß ich eigentlich verstand, was ich tat, kniete ich plötzlichneben der Schublade, in der Skip bei meiner Ankunft die Fotos hatte verschwinden lassen, und zog sie auf. Zum zweiten Mal an diesem Tag schnüffelte ich in einer fremden Wohnung herum und konnte gar nicht begreifen, warum ich das tat. Ich hätte jeden dafür umgebracht, der sich so etwas bei mir erlauben würde.
    Nebenan plätscherte noch das Wasser, und schon hielt ich einen ganzen Packen Schwarzweißfotos in den Händen.
    Frauen, nackt, mir wurde schwindelig. Es war nichts dabei, natürlich nicht, doch dann, beim genauen Hinsehen, lagen die Dinge etwas anders. Eigentlich hatte ich nicht gewußt, daß es solche Frauen gab. Frauen mit schwarzen Haaren an Rücken und Brust, Frauen mit Bärten, mit Fell an den Waden, mit einer Schambehaarung, die sich dunkel bis über die Oberschenkel erstreckte und an der Rückseite der Schenkel weiterlief … War es das, was Skip brauchte? Hatte er mich damals in der Hoffnung fotografiert, daß ich stark behaart war? Wegen meiner dicken, sperrigen Haare? Wegen meines Flaums auf der Oberlippe?
    Ich überlegte nicht lange. Deponierte die Fotos in der Schublade, schlüpfte hastig in meine Sachen und verließ die Wohnung, bevor Skip aus der Dusche kam.
    Unten auf der Straße mußte ich erst mal tief durchatmen. Möglicherweise tat ich ihm unrecht, einfach so abzuhauen, aber irgendwie hatten mich die Fotos derart durcheinandergebracht, daß es mir schwergefallen wäre, Skip ganz locker gegenüberzutreten. Alles nur ein Mißverständnis? Vielleicht gehörten die Fotos einem Freund, oder er hatte sie aus rein beruflichen Gründen in der Schublade liegen. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, wie absurd es war, Skip entschuldigen zu wollen.
    Er stand auf stark behaarte Frauen – gut, sollte er –, aber ich gehörte nicht in diese Kategorie. Er konnte nicht mit mir, ich törnte ihn nicht an, und die ersten Male hatte er es wahrscheinlich nur deshalb hinbekommen, weil wir auf Entdeckungsreise waren.
    Noch während ich die nächste Telefonzelle anpeilte, um Toni anzurufen, wurde mir klar, daß ich mich gerade absolut pubertär verhielt. Hals über Kopf zu türmen, nur weil jemand eine spezielle Vorliebe hatte, war doch reichlich albern. Aber es gab kein Zurück mehr.
    Zum Glück war Toni zu Hause und hatte – dem Himmel sei Dank – auch nicht gerade ihren Eisprung.
    »Was? Du warst bei Skip?« schnauzte sie mich an, nachdem ich ihr unkoordiniert von den Fotos und der viagrabedürftigen Bettgeschichte erzählt hatte. »Ich dachte, es ist aus!«
    »Ja! Mein Gott! Man kann sich auch mal einsam fühlen in einer fremden, großen Stadt.«
    »Du Arme. Und dann ist Sex mit verschiedenen Männern die beste Methode, um der Einsamkeit zu entkommen!«
    Wie wahr, wie wahr. Wenn Toni bloß nicht immer so grauenhaft moralisch wäre, könnte man es eigentlich ganz gut mit ihr aushalten.
    »Darf ich dich erinnern? Du hast schon mit Henrik rumgemacht, als du noch mit Ole zusammen warst. Aus

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