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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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auf Hamburg. Auf meinen geregelten Tagesablauf, auf meine eigenen vier Wände, selbst auf die Oper, die Ende August wieder beginnen würde, und natürlich auf meine Freundin.
    Bis auf die Tatsache, daß sie nicht schwanger wurde, lebte Toni doch eigentlich ein wunderbares Leben. Hatte einen Mann, den sie liebte, und wie das Schicksal es wollte, liebte dieser sie ebenfalls. Darüber hinaus war sie in ihrer Garderobe zufrieden, auch wenn es kein Mensch jemals verstehen würde. Beneidenswert. Ich hätte dem da oben jedenfalls auf Knien gedankt, wenn er mir dieses bißchen mehr an Bescheidenheit in die Wiege gelegt hatte. Die restlichen Tage in Berlin brachte ich mit einer mir fremden Nonchalance hinter mich. Messerschmidt behandelte mich plötzlich wie einen Vollprofi, was mich hoffen ließ, daß man mir ein neues Projekt anbieten würde, aber weit gefehlt. Meinen letzten Take hatte ich um Punkt fünf Uhr zu sprechen, danach schüttelte der Boß mir die Hand und wandte sich wieder seinem Regiepult zu.
    »Äh …«, machte ich, und Messerschmidt drehte sich zu mir um.
    »Was gibt’s noch?«
    »Ich … wollte nur tschüs sagen«, stammelte ich, während es in meinen Schläfen wie verrückt pochte. »Vielleicht arbeitet man ja mal wieder zusammen.«
    … arbeitet man ja mal wieder zusammen. Was für eine dämliche, ungeschickte, halbherzige Formulierung. Hätte ich nichtbesser sagen können: Ich würde mich sehr freuen, wenn wir demnächst wieder zusammenarbeiten. Oder: Wie stehen die Chancen für ein neues Projekt? Alles vermasselt. Wie immer, wenn’s drauf ankam.
    »Martha ruft dich an, falls wir was für dich haben.« Ende der Durchsage. Ich starrte noch eine Sekunde auf Messerschmidts Rücken, winkte dem Tonmeister Frank verzerrt lächelnd zu und verließ schnell den Raum, bevor meine Gesichtszüge noch endgültig entgleisten.
    Der Abschied von Karl gestaltete sich reichlich quälend. Irgendwie hatte er wohl gehofft, ich würde noch bleiben, einfach so, aber jetzt fühlte er sich – so nahm ich zumindest an – als kostenloses Hotel mißbraucht.
    »Was ist mit dem Bild?« fragte ich.
    »Noch nicht fertig.«
    Ich nickte und warf von seiner Dachterrasse aus einen letzten Blick über die Dächer Berlins.
    »Außerdem bekommst du es zu einem besonderen Anlaß.«
    »Ich habe aber erst im September Geburtstag.«
    »Macht nichts. Besondere Anlässe finden sich immer. Man muß sie nicht mal suchen …«
    Er umarmte mich, Küßchen links, Küßchen rechts, wobei mir zum ersten Mal auffiel, daß seine Wangen trotz seines starken Bartwuchses so gut wie gar nicht kratzten. Ich hatte schon meinen Koffer und die Reisetasche mit den vielen Schuhen vor die Tür gehievt, als ich noch einmal einen Fuß in die Wohnung setzte und Karl aus einem sentimentalen Gefühl heraus küßte. Im Taxi überkam mich dann der große Katzenjammer. Wieso brachte Karl mich eigentlich nicht mehr zum Bahnhof? Wenn man jemanden wirklich mochte, machte es einem doch nichts aus, schwere Taschen durch U-Bahn-Schächte zu schleppen und an Bahnsteigen auf sich möglicherweise verspätende Züge zu warten. Oder wollte Karl mich damit für etwas bestrafen, das er nie aussprach?
    Bevor ich zu Hause auch nur einen Handschlag tat, rief ich Toni an und bat sie zu kommen.
    »Es paßt grad so schlecht«, sagte sie mit wenig Begeisterung in der Stimme.
    » Was paßt grad so schlecht?«
    »Ich wollte eben in den Bioladen. Kartoffeln kaufen. Und Brot. Du weißt schon …«
    Miese Ausrede.
    »Bei mir gibt es auch einen Bioladen. Da schlägst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.«
    »Okay.«
    Zum Glück ließ Toni sich meistens sehr schnell überzeugen. Ich kümmerte mich nicht weiter um die Dreckwäsche, sondern lief sofort in den Supermarkt nebenan, um wenigstens Wasser, Wein, ein Stück Käse und was zu knabbern einzukaufen.
    Toni mußte geflogen sein. Sie wartete schon vor meiner Haustür und bedachte mich mit einem äußerst griesgrämigen Blick. Ich versuchte sie zu umarmen, aber sie schüttelte mich wie eine lästige Fliege ab.
    Während wir die paar Stufen zu meiner Wohnung hinaufgingen, meckerte Toni, sie hätte schon längst ihre Bioladensachen besorgen können.
    »Ich freue mich aber, daß du jetzt da bist.«
    Und während sie wahrscheinlich aus lauter Langeweile meine Reisetasche aufzog, einen Schuh nach dem anderen herausnahm und wie verfaulte Tomaten fallen ließ, fragte sie: »Und? Noch was von Skip gehört? Hast du dich mit Oskar getröstet? Oder

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