Lügennetz: Thriller (German Edition)
nachdem sie ihn verlassen hatte. Ich setzte mich aufs Bett und ließ den Kopf auf meine Hände sinken.
Stand genau das auch mir bevor? Würde Peter jetzt mich verfolgen? Mich während eines inszenierten Raubüberfalls töten?
Ich legte meine Hand über den Mund.
Moment, nein!
Mit Elena hatte er dasselbe getan.
Nicht Jamaikaner hatten Elena und den Angestellten im Laden getötet, sondern Peter.
Plötzlich wurde mir alles klar. Peter hatte Elena mit der Maschinenpistole umgebracht, die ich auf seinem Boot gesehen hatte, und die Geschichte mit dem Raubüberfall erfunden.
Es ging um Drogen. Deswegen war das FBI beteiligt. Peter stand unter Beobachtung.
Ich nickte vor mich hin. Ich wusste, ich hatte recht. In allen Punkten. Ich konnte nicht glauben, wie blind ich gewesen war.
Peter war nicht mein Held. Er war nicht die Liebe meines Lebens. Er war ein korrupter Bulle, ein Drogenhändler und eiskalter Mörder.
Und jetzt, Meerjungfrau? Ich ließ mich aufs Bett fallen und starrte an die Decke, bis ich schließlich die Visitenkarte des FBI -Agenten herauszog und, den Blick aufs Telefon gerichtet, in meiner Hand drehte.
Sollte ich ihn anrufen? Er wusste, dass ich in der Klemme steckte. Er konnte mir helfen. Das hatte er gesagt. Nein!, meldeten sich meine Zweifel, während ich mit der Karte gegen meine Stirn tippte. Dann würde alles rauskommen. Was ich getan hatte. Wie Peter Ramón Peña aus dem Weg geräumt hatte.
Ich legte beide Hände auf meinen Bauch, stellte mir vor, wie das Baby in mir wuchs. Und wie ich dieses Baby im Gefängnis zur Welt brachte.
Unerträglich! Ich rollte mich auf dem Bett zusammen und zerknüllte die Karte. Das FBI konnte ich auch nicht anrufen. Genauso gut hätte ich mir ein Taxi zum nächsten Gefängnis bestellen können.
Es dauerte etwas mehr als eine Stunde, bis die dritte Möglichkeit und das, was ich zu deren Umsetzung zu tun hatte, Form annahmen. Die Idee allerdings war echt wahnsinnig.
Passt ja genau zu mir, dachte ich und erhob mich.
3 7
Als Erstes räumte ich sorgfältig meine Kleider wieder ein und stellte den Koffer zurück. Anschließend kniete ich mich auf den Boden und öffnete die Schublade mit den Socken, in der ich mein Trinkgeld vom Cateringservice versteckt hatte. Damit hatte ich Peter zum Hochzeitstag eine Uhr kaufen wollen. Zweihundertundelf Dollar waren nicht viel, würden aber reichen müssen.
Rasch steckte ich das Geld in meine Bauchtasche und zog mir meine Sportkleider an. Im Badezimmer legte ich etwas Lippenstift auf und band mein Haar zu einem hübschen Pferdeschwanz zusammen. Ich musste umwerfend aussehen.
Schließlich würde ich an diesem Nachmittag von dem Fallschirmmörder entführt werden.
Es war die Nachricht im Krankenhaus gewesen, die mich auf die Idee gebracht hatte. Die vermisste Frau aus Marathon. Die Tatsache, dass man davon ausging, der Serienmörder würde sein Unwesen jetzt in den Lower Keys treiben. Neunzehn junge Frauen wurden bereits vermisst, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.
Ich würde Nummer zwanzig werden.
Peter war nicht dumm, das wusste ich. Wenn mein Plan funktionieren sollte, musste er in jeder Hinsicht perfekt sein. Peter durfte keine Sekunde lang Verdacht schöpfen. Genauso wenig wie mein Freund vom FBI .
Aber ich hatte keine andere Wahl. Wenn ich von Peter fortwollte, aus der tiefen Grube entkommen wollte, die ich mir selbst gegraben hatte, musste ich die einzige Chance ergreifen, die mir blieb.
Nach einem letzten prüfenden Blick in den Badspiegel sah ich auf meine Uhr. Es war kurz vor Mittag. Ich ging ins Schlafzimmer und spähte durch die Jalousie auf das in der Sonne glitzernde Meer. Von Peters Boot keine Spur. Zumindest noch nicht. Sechs oder sieben Stunden Vorsprung waren mir sicher.
Ich wollte zu meiner eigenen Beerdigung nicht zu spät kommen.
Nachdem ich die Haustür abgesperrt hatte, zog ich mein graues Lauf-T-Shirt hoch und tätschelte meinen Bauch. » Wünsch uns Glück « , sagte ich zu meinem Baby. » Mami wird es gut gebrauchen können. «
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Zehn Minuten raste ich auf meiner Vespa mit Vollgas den Smathers Beach entlang. Überraschenderweise hielten sich nur wenige Leute auf dem schneeweißen Sand auf. Eine Frau flocht das nasse Haar ihrer Tochter zu einem Zopf, und zwei beleibte, lederfarbene alte Männer schossen Harpunen ins fast spiegelglatte Wasser. Ein Doppeldecker zog am Himmel ein Werbeband hinter sich her: AUF GEHT ’S INS GREEN PARROT ! GLEICH BEI DER NULLTEN MEILE ! DIE SÜDLICHSTE BAR
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