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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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Karabinereinhängen und darunter, circa auf Brusthöhe, schwebte eine kleine Stange.
    »Einfach dranhängen, Mia!«, brüllte Norbert.
    »Scheißescheißescheißescheiße«, presste ich hervor, während ich die Stange mit beiden Armen packte, mit den Beinen in der Luft ruderte und auf die nächste Plattform zuschoss. Mit einem Ruck landete ich auf ihr und packte das Geländer mit einer Hand. Der Wald vor meinen Augen drehte sich wie ein Karussell. Oder stand er still und ich war das Karussell?
    »Hey, Jane«, schrie Diana. »Lass endlich das Ding los. Tarzan will auch da rüberrauschen.«
    Ich öffnete die Finger und gab die Stange frei. Mein steifer Nacken hinderte mich am Kopfwenden, aber meine Augen verfolgten, wie das Teil am Seil zurückglitt. Keine gute Idee. Schwankte ich etwa? Bitte nicht. Meine beiden Hände krampften sich um das Geländer, ich presste die Augen zu, um nicht mehr den drehenden Wald sehen zu müssen. So ein elendiger Mist, bisher war es doch recht gut gelaufen. Wenn ich jetzt einen Zusammenbruch erlitt, wäre alles umsonst gewesen. Komm schon, Mia, zusammenreißen. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Diana kam angeschossen. Sie rief mir irgendetwas zu. Was denn, wollte ich fragen, aber mein Kiefer war ja eingefroren, ich konnte nicht sprechen. Jetzt schrie sie, alle schrien. Und dann kam der Stoß.
    Die Schwerkraft wirkte auf meinen Körper ein wie der Sog eines Tornados, ich verspürte einen brennenden Schmerz an der Hüfte, und als ich schließlich in der Luft hing, gehalten nur vom Seil um Oberschenkel und Becken, als Norbert irgendwas brüllte und ich mir einbildete, dass David meinen Namen rief, war ich ganz sicher, dass ich träumen musste.
    So etwas konnte doch nicht echt passieren.
    Ich kann nicht sagen, wer aufgelöster war. Bieninger, der dauernd murmelte, er müsse meine Eltern anrufen, oder Norbert, der mich mit Willis Hilfe und jeder Menge Schweißverlust nach oben zog.
    »Nicht rauf bitte, lasst mich doch einfach runter«, bat ich, jedoch so kraftlos, dass niemand es hören konnte.
    »Madl«, sagte Norbert, als sie es mit vereinten Kräften geschafft hatten und ich zitternd am ganzen Körper zwischen ihm und Willi auf der Plattform saß. Dann schüttelte er den Kopf, sagte noch einmal »Madl« und schüttelte wieder den Kopf. Wie ich es anschließend die Leiter runterschaffte, kann ich im Nachhinein gar nicht mehr sagen.
    Mit bebenden Knien stand ich am geliebten Erdboden und ließ mir von Willi die Schrammen an den Armen verarzten. »Hast dir eine heikle Stelle zum Runterspringen ausgesucht«, witzelte er. »Mach das nicht noch mal. Ist nämlich schade, wenn so viele Kratzer deinen Körper verschandeln.«
    Mir blieb regelrecht die Luft weg. Das war doch jetzt eindeutiges Anbaggern, oder? Meinen Körper verschandeln bedeutete doch wohl, dass er ihn schön fand. Auch wenn ich wirklich nichts von ihm wollte, schmeichelte mir sein Kompliment enorm. Immerhin war er schon über zwanzig und hatte sicher schon viele Frauen mit richtigen Frauenkörpern gehabt. Trotzdem. Die Hüfte würde ich mir sicher nicht von ihm verarzten lassen.
    »Na, Mia? Bist du wieder mal das arme Opfer?«, ätzte Quen und schielte zu Willi hinüber, der immer noch an meinen Armen herumdokterte. »Zu blöd, dass ihr diesmal nicht uns dafür verantwortlich machen könnt. Denn wir haben alle gesehen, dass es keine andere als die eigene Busenfreundin war, die dir den Todesstoß versetzt hat.«
    »Das war ein Unfall«, rief Vero erregt.
    »Mhm«, Quens Tonfall klang sarkastisch. »Und schon wieder trifft es Mia. Erst wird ihre Stirn beschmiert, dann ihre Kontaktlinse geklaut, ganz zu schweigen vom Arbeitsmaterial, das natürlich auch irgendjemand Böser entwendet hat. Und jetzt dieser Unfall.«
    Ihr Gekeife hatte natürlich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden erregt. Tobi legte einen Arm um Quens Schulter: »Du meinst, Mia macht das alles absichtlich?«
    Ich hielt die Luft an. Das konnte sie ja wohl nicht im Ernst glauben!
    »Du –«
    »So, wir hören jetzt mit den gegenseitigen Anschuldigungen auf und sind froh, dass nicht mehr passiert ist.« Ich wollte gerade wieder loslegen, als mich Mr Bean erneut unterbrach. Er schnaufte laut auf. »Und wer nach dem Spektakel noch immer nicht genug hat, darf es noch einmal probieren.«
    Norbert, der sich auch wieder erholt zu haben schien, nickte und klatschte motivierend in die Hände.
    Endlich bekam ich Diana zu Gesicht. »Alles okay?«, fragte sie mich.
    Ich nickte, obwohl

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