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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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Inhalt aus der Flasche in die Wiese hinter dem Zelt. Wenig Flüssigkeit tropfte heraus, dafür wälzten sich zwei gelb-schwarze Körper im Gras. Wespen. Diana holte einen großen Stein und ließ ihn auf sie fallen.
    »Oh, Diana«, sagte Vero leise.
    »Sorry, aber für Tierschutz ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Du kannst mir glauben, dass ich sonst nicht mal Mücken erschlage, aber hier geht es um Mia. Und jetzt hole ich deine Flasche, Vero«, fügte sie hinzu.
    Ein einziger weiterer Wurm befand sich darin, Diana schenkte ihm die Freiheit, Vero schüttelte es. »Ich muss Zähne putzen«, stieß sie hervor. »Oh Gott, was ist, wenn ich einen geschluckt hab und der legt jetzt Eier in mir?«
    »So was darfst du nicht mal denken«, stöhnte ich.
    »Und außerdem«, ergänzte Diana, »vergiss nicht die helfende Magensäure.«
    »Deine Trinkflasche sollten wir uns auch noch ansehen«, bemerkte ich.
    »Wehe, da ist jetzt nichts drin«, knurrte sie sarkastisch.
    Doch natürlich befanden sich ungebetene Gäste darin. Ersoffene Weberknechte und die Überreste eines Insekts, das vor seiner Auflösung in Limonade vielleicht mal ein Schmetterling gewesen war.
    »Das ist so krank«, flüsterte Vero. »Es reicht, wir müssen es doch Bieninger sagen.«
    »Ach, jetzt auf einmal?«, fragte Diana mit gespielter Überraschung. »Aber vorhin, als wir noch dachten, dass Mia gleich krepiert, da wolltest du lieber abwarten.«
    Vero sah schon wieder aus, als würde sie gleich zu heulen anfangen.
    »Tut mir so leid, Mia. Ich weiß auch nicht –«
    »Du brauchst dich echt nicht zu entschuldigen. Glaub mir, ich hab selbst dauernd das Gefühl, dass meine Reaktionen immer seltsamer werden, seit das angefangen hat. Irgendwie verändert uns das. Ich hab echt das Gefühl, dass ich grad wahnsinnig werde.« Ich lachte schrill. Meine Freundinnen sahen eher verzweifelt drein.
    »Wer hat denn da so viel Spaß?«, höhnte Quen, die soeben mit Gefolgschaft das Zelt betrat. »Kann ja gar nicht sein, dass ihr grad nicht die armen Opfer spielt.«
    »Tu mir einen Gefallen, Tussi«, Diana grinste hämisch, »nimm doch mal einen Schluck aus deiner Trinkflasche.«
    Quen runzelte die Stirn. Ich nickte. »Ja, schaut mal alle in eure Flaschen!«
    »Seid ihr jetzt total gaga?«, fragte Amelie und drehte uns demonstrativ den Rücken zu.
    »War irgendwas mit euren Flaschen?«, erkundigte sich Kinga und griff nach ihrer.
    Ich nickte. »Allerdings. Und diesmal ist der Spaß wirklich vorbei.«
    Diana, Felix und ich standen etwas abseits und beobachteten Vero und Chris, die auf Mr Bean einredeten.
    »Das wird nichts«, murrte Diana zum vierten Mal.
    In der Tat sah es aus, als wäre es ein nutzloses Unterfangen, Mr Bean von irgendetwas überzeugen zu wollen. Seine Stirn war unterteilt in vier zutiefst kritische Längsfalten, die Arme hielt er starr verschränkt vor der Brust. Die Wahl war deswegen auf Chris und Vero gefallen, weil sie sich in ihrem bisherigen Schulleben weniger unbeliebt bei Mr ­Bean gemacht hatten als wir Übrigen, doch unser Lehrer war nun mal ein bornierter Sturbock.
    Auf einmal winkte er mich zu sich. Ich hoffte, dass mir der reife, vertrauenswürdige und dennoch leicht verzweifelte Gesichtsausdruck gelang, den ich mir in den letzten paar Minuten überlegt hatte. Mr Bean sollte wissen, dass er es nicht mit Hysterie zu tun hatte, dass die Lage aber dennoch eine ernste war.
    Er begrüße mich mit: »Hab ich’s nicht gesagt? Das Fräulein wird irgendwann noch ihren Kopf verlieren.« Mit einem Blick auf meine Haare fuhr er fort: »Kann es sein, dass das Fräulein sich mehr Gedanken um ihre Frisur als um ihre Gesundheit macht?«
    Ich machte den Mund auf, doch mir fehlten die Worte. Egal, was ich sagte, Bieninger würde mir ja doch nicht glauben.
    Diana und Felix waren mir hinterhergelaufen und kamen mir zu Hilfe. Als sie auch noch auf Mr Bean einredeten, gab er sich schließlich geschlagen. Vermutlich hatte er erkannt, dass er der lästigen Plage nur ein Ende setzen konnte, indem er sich märtyrerhaft fügte.
    Wir trommelten alle zusammen und warteten auf Mr ­Beans Rede, inständig hoffend, dass er der Sache die gebotene Ernsthaftigkeit entgegenbrachte.
    Und der Beginn klang eigentlich recht vielversprechend. »Wenn es um die Gesundheit geht, hört der Spaß auf. Und ich bin sowieso kein großer Freund von Scherzen, wie ihr wisst. Warum wohl? Weil sie nur zu oft in die Hose gehen und hinterher oft derjenige, der die Grube gegraben hat, am tiefsten

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