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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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Blicke flogen umher.
    »So, das würde mich allerdings auch interessieren, Herrschaften! An dieser Stelle möchte ich kurz anmerken, dass es nur der Großzügigkeit von Mias Eltern zu verdanken ist, dass diese Sache nicht weiterverfolgt wird.«
    Meine Leute warfen mir einen fragenden Blick zu, ich schnitt eine Grimasse.
    »Trotzdem fände ich es mehr als fair, wenn der Verantwortliche sich stellen würde.« Überraschend nahm Bieninger mich ins Visier, unwillkürlich fing ich zu schwitzen an. »Allein schon deswegen, um diese lächerlichen Anschuldigungen aus dem Weg zu schaffen, die seit heute Vormittag kursieren. Also, bitte. Der Verantwortliche möge sich stellen und erklären, dass es ein Versehen war, dass die Euphorie mit ihm durchgegangen ist, dass er sich sicher war, dass die Schussbahn frei ist, was auch immer. So, ich warte.«
    Niemand rührte sich, natürlich rührte sich niemand. Mr Bean räusperte sich. »Vielleicht ist es demjenigen ja lieber, mich unter vier Augen zu sprechen. Mein Zelt steht diesbezüglich offen. Jederzeit. So und jetzt noch etwas: Wir sind noch knapp zwei Tage hier. Ich habe keine Lust, noch einmal den Arzt rufen zu müssen. Das bedeutet, keine Ext­ratouren mehr, sonst wird jeglicher Spaß gestrichen. Das ist ein Abenteuercamp, da braucht es schon eine gewisse Reife von jedermann und jederfrau.« Wieder sah er mich so komisch an. Dann sagte er: »So, Mahlzeit.«
    Nach dem Essen hatten wir Freizeit. Die Mehrheit beschloss, eine Partie Fußball zu spielen – Mädchen gegen Jungs – schnell noch, bevor die Sonne unterging. Chris, Diana, Vero, Felix und ich jedoch verzogen uns auf einen Holzstoß hinter dem Haus. Beim Abendessen hatte es aufgrund neugieriger Lauscher keine Möglichkeit gegeben, uns ernsthaft über das, was mir passiert war, zu unterhalten.
    »Hast du irgendeine Vermutung, wer es gewesen sein könnte?« Das war die Frage aller Fragen, um die es natürlich als Erstes ging. Doch ich schüttelte den Kopf. »Ich hab überhaupt keine Ahnung, wer überhaupt in meiner Nähe war.«
    »Wer hat dich als Erstes gefunden?«
    Ich zuckte die Schultern, etwas, das ich sofort bereute. »Au, verdammt! Du, Diana, oder?«
    Sie nickte. »Ja, ich und die Jungs.«
    »Stimmt, ihr habt mich ja zum Haus getragen«, sagte ich und schaute die beiden an.
    Chris warf Felix einen Blick zu. »Dass wir dich getragen haben, ist so nicht ganz richtig. Das waren vielmehr die drei Muskelprotze.«
    »Also bitte.« Felix sah richtig eingeschnappt aus. »Die waren heilfroh, als ich gekommen bin und ihnen geholfen hab, dich zu schleppen. Dein David war besonders aus der Puste. Alles nur Optik, die Muskeln, wenn du mich fragst, ist nichts dahinter.«
    »Was ich jetzt vor allem wissen möchte«, warf Diana ein, »ist, warum du deine Eltern nicht darauf angesetzt hast, die Polizei zu informieren? Darum ist es dir doch die ganze Zeit gegangen!«
    Sie hatte natürlich vollkommen recht. »Ich wollte aber nicht, dass meine Eltern sich Sorgen machen.«
    Diana schnappte nach Luft. »Seit zwei Tagen erwähnst du bei jeder Gelegenheit die Polizei, und wenn dann endlich etwas passiert, das die Bullen womöglich interessiert, fällt dir ein, dass deine Eltern sich Sorgen machen könnten.«
    Ich wand mich. »Das ist kompliziert. Ich sag auch nicht, dass es die richtige Entscheidung war, den Pfeilschuss runterzuspielen, aber als ich gesehen habe, wie Mr Bean und Norbert und Willi reagieren, war mir plötzlich klar, dass die Polizei den Schuss auch als Versehen oder Unfall betrachten wird. Und selbst wenn nicht und sie eine Untersuchung einleiten würden, wäre die Chance, dass man auf den Schützen kommt, gleich null. Und ich musste immer daran denken, was du gesagt hast, Vero. Was ist, wenn die Angriffe hier aufhören, aber plötzlich zu Hause wieder beginnen? Ich hab Angst«, gab ich zu.
    Vero nickte. »Ja, aber grade dann wäre doch die Polizei –«
    »Vero, was soll das denn jetzt?«, stieß Diana hervor. Vero sah sie erschrocken an. »Erst bist du selbst die ganze Zeit dagegen, dass wir zu Bieninger oder zur Polizei gehen. Jetzt gibt Mia eine logische Erklärung ab, warum sie sich heute auch dagegen entschieden hat, und schon musst du dafür sein. Steckt da irgendeine Absicht dahinter?«
    »Nein«, kam es quiekend aus Veros Mund. Zum Bemitleiden hilflos sah sie aus. Felix ergriff für sie Partei. »Darf ich dich daran erinnern, Igelchen, dass du diejenige warst, die uns gefragt hat, ob wir stark genug sind und

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