Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
Vom Netzwerk:
zusammenhalten werden, egal was passiert?«
    »Ich hab sie ja nur was gefragt«, verteidigte sich Diana.
    Chris hob die Augenbrauen. »Du fragst in letzter Zeit sehr viel«, sagte er.
    »Stopp!« Felix hob die Hand und sprang vom Holzstapel. »Keine sarkastischen Sprüche oder vorwurfsvollen Fragen mehr. Niemand von uns ist der Psycho, darüber sind wir uns doch einig.«
    Er warf einen ernsten Blick in die Runde. So hatte ich ihn noch nie erlebt. »Gegenseitige Anfeindungen sind reine Energieverschwendung. Dem Psycho tun wir damit sogar einen Riesengefallen. Weil wir uns auf diese Weise viel angreifbarer machen.«
    Niemand antwortete. Ich sah zur Seite und hatte das Gefühl, dass auch die anderen jeglichen Blickkontakt untereinander mieden.
    »Wir sind uns doch darüber einig, dass niemand von uns der Psycho ist, oder?«, fragte Felix schneidend.
    Rasch wanderten meine Augen von einem zum Nächsten. Übertriebenes Nicken bei den einen, Schulterzucken bei den anderen.
    »Du bist also anderer Meinung, Diana?« Felix’ Tonfall war noch immer schneidend.
    Diana sprang vom Stapel, stemmte die Hände in die Hüften und sah uns alle offen an. »Ich bin nicht anderer Meinung. Natürlich ist keiner von uns der Psycho. Mir will aber nicht in den Kopf, warum manche von uns ständig ihre Meinung ändern. Mal sollen wir die Polizei einschalten, mal nicht, dann wieder doch… Es wäre viel einfacher, wenn jeder bei seiner Meinung bliebe, dann weiß man wenigstens, woran man ist.«
    »Das hatten wir doch schon«, rief ich. »Und ich hab erklärt, warum ich mich umentschieden habe!«
    »Ich rede auch nicht von dir«, erklärte Diana.
    Jetzt sprang Vero ebenfalls auf. »Schon klar, dass du mich meinst. Aber es ist sowieso vollkommen egal, was ich mache, was ich sage, was ich nicht mache, was ich nicht sage, dir kann ich es eh nie recht machen.«
    »Stimmt doch gar nicht!«
    »Natürlich stimmt es!«
    »Ich muss euch noch was sagen!«, unterbrach ich den Disput. »Der Arzt sagt, ich darf nicht mehr in den See mit der Wunde.«
    »Das war doch logisch«, bemerkten Chris und Diana in trockenem Einklang.
    »Dann spiele ich eben den Köder«, verkündete Vero.
    Diana schüttelte vehement den Kopf. »Nein, ich bin der Köder.«
    »Ich schwimme aber schneller als du.«
    »Aber ich bin stärker.«
    »Ach so?« Vero krempelte den rechten Ärmel hoch. »Wie wär’s mit einer Runde Armdrücken?«
    Ich konnte es nicht fassen, dass die beiden sich tatsächlich auf diese Art Wettkampf einließen. Als Vero nach vier Minuten Schwitzen, Zittern und Stöhnen als Siegerin hervorging, war ich aber genauso erstaunt wie die anderen. Diana sah zutiefst betroffen aus.
    Ich stellte mich zwischen die beiden. »Das ganze Armdrücken war völlig umsonst, weil alle genügend zu tun haben werden. Wenn dir als Köder was passiert, Vero, dann ist Diana eine von denen, die dich retten.«
    Diana verdrehte die Augen. »Ich bin kein kleines Kind, Mia. Du brauchst mir die Beschützerrolle nicht wie einen Trostpreis schmackhaft machen. Vero hat das Armdrücken gewonnen, damit ist die Sache klar: Sie ist der Köder.«
    »Versteh einer die Frauen«, brummte Felix Chris zu. »Jetzt streiten sie sich darum, wer von ihnen als Erste ersäuft werden darf.«
    Doch auch in dieser Nacht wurde es nichts mit dem See. Nach dem gehörigen Schock, den Mr Bean dank mir auszustehen hatte, trank er mit Norbert und Willi zwar ein paar flotte Gläschen, kehrte aber viel zu rasch wieder in die kühle Nacht hinaus. »Willi, Norbert, morgen, am letzten Abend, da bleib ich wieder länger mit euch sitzen!«, rief Bieninger gut gelaunt und leicht beschwipst zum Abschied und steuerte dann das Jungszelt an.
    Joe, die hinausgespäht hatte, setzte sich kopfschüttelnd zurück auf ihren Schlafsack. »Die Armen! Werden wohl wieder zum Kartenspielen verdonnert.«
    »Na, hoffentlich sind sie nicht alle schon in der Badehose«, meinte Diana trocken.
    Ich gab ihr und Vero ein Zeichen, mit mir vors Zelt zu kommen. »Passt auf«, begann ich leise, sobald wir draußen und etwas abseits des Zelts waren, »sollte das Schwimmen heute wieder nicht stattfinden, nützen wir die Nacht anders.«
    Mein Vorschlag, abwechselnd Wache zu schieben, wurde positiv aufgenommen. Wir kamen überein, dass der Wachdienst liegend vom Schlafsack aus durchgeführt werden musste, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich freute mich richtig darauf. Wenn es in dieser Nacht so ablief wie in den Nächten davor, dann würden wir in den

Weitere Kostenlose Bücher