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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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nicht auf.
    Aufs Klo, du Leuchte. Plötzlich wurde ich von einer richtigen Abneigung gegen ihn gepackt. Er war sich seiner so sicher, dass er dachte, seine bloße Anwesenheit genügte, um Frauen glücklich zu machen. »Ich muss weiter«, murmelte ich.
    Er nahm meine Hand. Ich sah ihn überrascht an. Was wurde das jetzt?
    »Hab ich dich irgendwie verletzt, Mia?«
    Ha! Als ob du dazu fähig wärst. Bist mir doch egal! »Nein.«
    »Gehen wir ein Stückchen spazieren?«
    Und wenn er die Psychofrau war? Leicht panisch schüttelte ich den Kopf und befreite meine Hand aus seiner. Er betrachtete seine Hand mit gerunzelter Stirn, als würde er sich fragen, warum sie plötzlich leer war. Dann richtete sich sein Blick auf mich und er fragte: »Warum zierst du dich auf einmal so?«
    »Wie bitte?«
    »Jetzt tu nicht so blöd. Du stellst dich doch sonst nicht so an.«
    Unwillkürlich trat ich einen Schritt zur Seite. »Willi, ich muss jetzt echt weiter.«
    Er beugte sich zu mir. »Macht es dir Spaß, einen Mann anzumachen und ihn dann eiskalt abzuservieren?«
    »Was?« Jetzt musste ich fast lachen. »Ich kann dich gar nicht abservieren, weil nichts zwischen uns läuft. Und angemacht hab ich dich nie.«
    »Du machst doch jeden hier an. Aber die kleinen Buben kriegen das halt nicht gebacken.«
    Ich wollte weitergehen, doch er stellte sich mir in den Weg. Im Hintergrund hörte ich die Stimmen aus den Zelten, was beruhigend war. »Lass mich durch«, knurrte ich ihn an.
    »Ich hätte es wissen müssen.« Er schnaubte verächtlich. »Da wollte ich einmal einem Mauerblümchen eine Chance geben, aber du vermasselst es natürlich. Na geh schon. Geh spielen mit deinen Kindergartenfreunden.« Er ließ mich stehen.
    Hastig lief ich zum Klohäuschen und sperrte mich darin ein. Nicht heulen, Mia! Fang jetzt bloß nicht an zu heulen. Ich atmete tief durch und versuchte, die ganze Szene zu vergessen. Mauerblümchen. Das tat echt weh. Sogar mehr noch als die Schlampe. Energisch wischte ich mir die Tränen von den Wangen und atmete noch einmal kräftig durch.
    Kurz bevor es dunkel wurde, rief Mr Bean uns alle zusammen. Es war Zeit für die Überraschung, die er uns vor dem Abendessen äußerst stolz angekündigt hatte. Ich betete darum, dass es irgendetwas sein würde, was dermaßen spektakulär war, dass niemand mehr einen Gedanken an mich und meine seltsamen Ausbrüche verschwendete. Und außerdem darum, dass Willi nicht dabei war.
    »Schon Oscar Wilde wusste, dass unsere Gesichter Masken sind, die uns die Natur verlieh, damit wir unseren Charakter dahinter verbergen.«
    »Wetten, der alte Schotte dreht sich jetzt gerade im Grabe um«, raunte Felix.
    »Ire«, sagte ich.
    »Hä«, Felix schaute mich verständnislos an.
    »Wilde war Ire«, klärte Chris ihn auf.
    Felix verdrehte die Augen.
    »So, ein Wort noch und die Herren werden den Abend alleine im Zelt verbringen.«
    Felix strahlte Bieninger an. »Das passt mir eigentlich ganz gut.«
    Mr Bean beschloss, ihn zu ignorieren, und setzte erneut zu sprechen an.
    Doch Felix kam ihm zuvor. »Darf ich jetzt eigentlich ins Zelt?«
    Mr Bean tat mir richtig leid. Was war bloß mit diesem Idioten von Felix los? Wollte er von der Schule fliegen? Oder nur aus dem Camp?
    Bieninger legte jedoch eine bewundernswerte Selbstkont­rolle an den Tag und schaffte es noch einmal, Felix zu ignorieren. Die einzige Konsequenz, die er aus den Störungen zog, war, dass er seine Rede stark abkürzte – zumindest nahm ich das an, denn es folgten weder weitere Zitate noch Sprichworte.
    Dennoch bekam ich eine Gänsehaut, als er uns offenbarte, worin genau die Überraschung bestand. Mein Mund wurde ganz trocken und ich schluckte hörbar. Ich wollte da nicht mitmachen – nein, bitte, nein!

9
    Gegenseitig schmierten wir uns die schwarze Paste ins Gesicht. Tarnfarbe, extra hautfreundlich. Als ob das wichtig wäre. Jemand würde da draußen womöglich sterben, aber Hauptsache, der Gesichtskleister war hautfreundlich.
    »Mach doch nicht solche Dackelfalten, Süße.« Diana sah mich streng an. »Du machst auch grad Falten«, maulte ich, obwohl mir viel mehr nach Heulen zumute gewesen wäre. »Ich will das nicht«, flüsterte ich gepresst. Diana verstand sofort, dass ich nicht von der Tarnfarbe sprach. »Wird schon schiefgehen«, versuchte sie, mich aufzumuntern, wirkte selbst aber auch nervös.
    Vero zischelte uns zu: »Wir treffen uns aber irgendwo im Wald, okay? Ich werde echt wahnsinnig, wenn ich allein da draußen herumirren

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