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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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rührenden Erkenntnis befreie ich meine Haare über dem Waschbecken vom restlichen Shampoo - das Wasser läuft wieder! - und überlege, wer Sammy sein könnte.
    Francas Exfreund?
    Exmann?
    Bruder?

    Cousin?
    Auftraggeber?
    Ich weiß wirklich so gut wie gar nichts über diese Frau. Allerdings habe ich jetzt fünf Tage, um alles über sie herauszufinden.
     
    »Hast du noch genug Energie, um mit mir nach Palma zu fahren?«, frage ich, als Franca wie verabredet vor meiner Tür steht, um mich zum Essen abzuholen. »Irgendwie fände ich es nämlich netter, dort am Hafen zu sitzen als hier auf der Finca. Was meinst du?«
    »Klar, gern! Schließlich sind wir ja nach Mallorca gekommen, um etwas zu sehen.« Franca lächelt.
    Also steigen wir in den Mietwagen und fahren Richtung Hauptstadt. Nach einer etwa halbstündigen Fahrt nähern wir uns schließlich unserem Ziel. Vor uns glitzert das azurblaue Meer.
    »Ist das nicht immer wieder schön?«, seufzt Franca ergriffen.
    »Stimmt, aber schau mal dort hinten!«, antworte ich, als wir die Hafenstraße entlangfahren. Im Wasser schaukeln gemächlich hölzerne Fischerboote und imposante Jachten. Francas Blick folgt meinem Finger, und wie bei jedem Aufenthalt hier trifft mich dieser Anblick mitten ins Herz: Vor uns erhebt sich groß und majestätisch die Kathedrale La Seu, das Wahrzeichen der Stadt.
    Nachdem wir den Wagen im Parkhaus abgestellt haben, schlendern wir zu dem eindrucksvollen gotischen Bau und bestaunen die Größe. Daneben wirken wir unendlich klein und bedeutungslos. Ich denke beschämt
an meine Lügen und bin kurz versucht, in der Kirche zu beichten. Aber vielleicht hat der liebe Gott ja ein Einsehen mit mir? Schließlich habe ich das alles nur aus Liebe getan …
    Ich beobachte die Frau meines Herzens, wie sie zwischen den Holzbänken herumwandert, und wünschte, ich könnte in ihr Herz schauen, oder zumindest ihre Gedanken lesen.
    Doch das gelingt mir auch später nicht recht, als wir im Szenerestaurant D’Arsena sitzen, frittierte Calamares essen, Rioja trinken und in den spanischen Sternenhimmel schauen. Unser Gespräch ist erstaunlich neutral und dreht sich in erster Linie um meinen Job und darum, was Franca gern auf der Insel sehen würde, statt um Persönliches.
    Sieht ganz so aus, als müsste ich noch ein bisschen Geduld aufbringen, um diese Traumfrau zu knacken …

19
    Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt
    FRANCA PETERS - DIENSTAG, 8. JUNI
     
    Benommen reibe ich meine Augen und blinzle in den neuen Tag. Ungewohnte Laute dringen an mein Ohr: Meckern, Blöken, Krähen - es klingt, als sei ich auf einem Bauernhof.
    Wo bin ich? Was ist passiert?
    Dann fällt es mir wieder ein. Ich bin auf Mallorca!
    Es ist sechs Uhr morgens - für einen Urlaubstag viel zu früh. Doch so schnell kann ich den gewohnten Aufstehrhythmus mit Sammy offenbar nicht ablegen.
    Sammy … Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, und ich denke daran, wie der kleine Kerl noch wohlig warm in seinem Bett liegt und in ein paar Minuten von meiner Mutter geweckt werden wird, um pünktlich in der Schule zu sein. Er wird sich erst tot stellen, dann die Decke über den Kopf ziehen und schließlich Knurrlaute von sich geben, wie es sonst kein Zweiter kann.
    Tja, mein Sohn ist trotz seiner Macken ein tolles Kind, denke ich stolz. Dumm nur, dass ich gestern Abend nicht den Mut besaß, Oliver endlich die Wahrheit zu gestehen,
nachdem ich mich doch schon verplappert hatte, als es um den Zoobesuch ging. Es wäre also ein Leichtes gewesen, endlich zu erzählen, dass ich Mutter eines achtjährigen Jungen bin. Mutterschaft ist ja schließlich nichts Schlimmes. Und schon gar nichts, dessen man sich schämen müsste.
    Schämen muss man sich nur, wenn man Lügen erzählt und behauptet, Sammy sei der Sohn einer guten Bekannten von Mia, mit dem wir in den Zoo gegangen sind, damit diese Bekannte endlich mal in Ruhe zum Friseur konnte. Etwas Klügeres fiel mir auf die Schnelle leider nicht ein.
    Ich schlage das dünne Laken, unter dem ich geschlafen habe, beiseite und setze mich auf den Bettrand. In dieser Position kann ich besonders gut nachdenken, kann die kniffligsten Probleme lösen, kreiere meine besten PR-Texte und ruhe in meiner Mitte, wie man so schön sagt. Solange in diesem nahezu heiligen Moment niemand etwas von mir will oder sonst wie an meinen Nerven zerrt, ist alles in Ordnung, und der Tag wird mein Freund.
    Da mich außer ungewohnten Tierlauten, die vom Gelände der Finca an mein Ohr

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