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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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Geschäftsessen anstand - immer zuerst die Kunden in eine nette Konversation verwickeln und dann, in angenehmer Atmosphäre bei einem guten Glas Wein, die unschönen Seiten der Geschäftsbeziehung ansprechen.
    „Lass’ dich überraschen. Ich glaube, ich habe da einen Laden aufgetan, der den vornehmen Leuten verborgen geblieben ist. Mir scheint, ich bin im Rahmen meiner Geschäftsessen inzwischen mehrmals um den Erdball gereist. Nicht jedes Essen ist mir dabei in guter Erinnerung geblieben.”
    Persephone nickte zustimmend. „Oh ja, das sind die schlimmsten Termine - der Kunde hat sich einen hippen Stadtführer zugelegt und sich das exotischste Restaurant ausgesucht, das er finden konnte. Dann sitzt man den ganzen Abend lang da und muss Sachen essen, die man weder aussprechen noch definieren kann und fragt sich, ob man noch Magentabletten dabei hat. Inzwischen habe ich mir angewöhnt, auf mein Recht als Dame zu pochen und selbst auszusuchen. Da gibt’s keine Experimente, sondern normales Essen in viel zu kleinen Portionen zu überteuerten Preisen, dass die Herren den Eindruck haben, First Class zu speisen. Ist dir aufgefallen, dass die meisten Leute annehmen, dass hohe Preise gleichbedeutend sind mit hoher Qualität?”
    „Allerdings. Sobald die Beträge in der Speisekarte dreistellig werden, glauben die Herrschaften, sie würden ein wirklich außergewöhnlich gutes Restaurant besuchen. Meistens stellt man aber fest, dass die auch nur mit Wasser kochen. So, da sind wir. Kommt dir das hier bekannt vor?”, fragte Charles mit einer Geste zur Straßenseite.
    „Hm, nein, glaube nicht. Das ist nicht die Gegend, in die mich meine Auftraggeber ausführen würden. Und auch nicht die Gegend, in der ich mich für gewöhnlich herumtreibe.” Sie lugte mit einer gehörigen Portion Skepsis im Blick an ihm vorbei.
    „Dachte ich mir”, gab Charles lachend zurück.
     
    Schon beim Betreten staunte Persephone über dieses kleine Restaurant. Es sah so gemütlich aus wie die kleinen Tavernen am Mittelmeer, komplett mit rot-weiß karierten Tischdecken und einem Wirt, der sich mit einem Gast auf Italienisch unterhielt. Sie lauschte. Der Raum wurde mit leiser Opernmusik berieselt. Rigoletto. Sie mochte diesen Laden auf Anhieb.
    Er hatte ins Schwarze getroffen, das konnte er sehen. Alles an Sephi sah nach einer gelungenen Überraschung aus - ihre entspannte Körperhaltung, das verträumte Lächeln in ihrem Gesicht. Charles wusste, dass er sie mit der Musik kriegen würde. Das Restaurant hatte er durch Zufall im Internet gefunden und zur Probe vor ein paar Tagen ein hervorragendes Ossobuco zu den Klängen von Don Giovanni gegessen.
    „Was möchtest du gern wissen? Ich dachte, mein Anwalt hätte sich in diesem Vertrag klar und deutlich ausgedrückt. Meine Anweisung war die, dass du den Deal nachvollziehen können musst, um abzuwägen, ob du zustimmen kannst.” Es war besser, noch vor der Vorspeise über das Geschäft zu sprechen, hatte Persephone beschlossen.
    Charles lehnte sich zurück. Wie drückte er es am besten aus, ohne gleich wieder als Idiot dazustehen?
    „Ich habe den Vertrag verstanden und ihn meinem Anwalt vorgelegt. Der ist aus allen Wolken gefallen, weil er noch nie zuvor ein so vorteilhaftes Geschäft gesehen hat. Meinst du es wirklich ernst damit, mir die Hälfte aller Einnahmen abzutreten?”
    Sie nickte ohne eine sichtbare Gefühlsregung. „Ich meine es ernst. Das Buch ist ein kleines Projekt nebenbei, nicht mein Broterwerb. Meinen Teil der Einnahmen werde ich spenden, das steht schon fest. Was du mit deiner Hälfte machst, bleibt ganz allein dir überlassen. Es gibt keinen Haken bei dieser Angelegenheit. Okay, vielleicht belaufen sich die Einnahmen nur auf ein paar Dollar, aber immerhin - besser als nichts.”
    „Aber warum bist du so großzügig?”
    „Wir sind... Unsere Familien sind einander in langer Freundschaft verbunden, das muss man zu würdigen wissen. Freunde haut man nicht übers Ohr, wenn man noch einen Hauch von Anstand und Ethik besitzt”, gab Persephone mit einem Schulterzucken zurück.
    Charles nickte, erwiderte aber nichts darauf. Hätte sie ihren ersten Satz so weitergesprochen, wie sie ihn begonnen hatte, hätte sie gesagt, dass sie beide einander in langer Freundschaft verbunden waren. Das wäre sehr nach seinem Geschmack gewesen.
    Um die unangenehme Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, zu unterbrechen, wechselte Persephone abrupt das Thema.
    „Ich habe übrigens deine Wünsche

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