Luftschlösser
Dann könnte ich für nix garantieren.”
Gegen ihren Willen musste Persephone lächeln. „Dann hatte ich ja Glück. Halb elf klingt sehr gut.”
„Fein. Na, dann bis zum nächsten Mal, schöne Frau.”
„Bis zum nächsten Mal, Warren.” In einem Anfall von Übermut zwinkerte sie dem jungen Mann verschwörerisch zu, bevor sie den Laden verließ.
Schon wieder dieses verflixte Telefon! Persephone hegte inzwischen gewaltige Zweifel am Konzept der uneingeschränkten Erreichbarkeit.
„deWinter.”
„Hi. Ich wollte noch einen Versuch starten, dich zu einem Essen mit mir zu überreden. Hättest du heute Abend Zeit? Ich habe noch ein paar Fragen wegen deines Buches.”
Oh, er hatte das Anwaltsschreiben schon erhalten. Sehr gut. Fragte sich nur, was es da noch zu klären gab.
„Gut, wo sollen wir uns treffen?”
Charles hatte etwas Stilvolleres als einen Geschäftstermin im Sinn. „Wir treffen uns nicht. Ich hole dich ab. Einverstanden?”
Eine Taxifahrt weniger, auch gut. „Einverstanden. Wann kommst du vorbei?”
Sie hatte angebissen! Grund zur Freude. Vorläufig. „Ist um acht okay für dich?”
Persephone schaute auf ihre Uhr. „Wenn ich ohne Umwege nach Hause fahre, klappt es. Bis später, Charles.”
„Ich freue mich. Bis dann.” Er hatte seine Stimme extra ein wenig gesenkt, weil er mal gehört hatte, dass das vertraulicher und verbindlicher klang. Es hatte verdammt lang gedauert, bis ihm eingefallen war, dass geschäftliche Fragen die einzige Möglichkeit waren, Sephi zu sich zu locken, um sie vielleicht doch noch von den Vorzügen des erwachsenen Charles Manning zu überzeugen. Wie es schien, hatte er wenigstens diesmal richtig gelegen. Oh, er würde sich von seiner allerbesten Seite zeigen!
Wieder hatte Charles’ Stimme es geschafft, eine Gänsehaut über Persephones ganzen Körper zu schicken. Und das trotz sommerlicher Wärme. Sie konnte sich diese Reaktion immer noch nicht erklären. Vielleicht reagierte ihr Gehirn mit einem Zustand erhöhter Alarmbereitschaft auf diese tiefe Stimme. Vielleicht hörte sie sie auch einfach nur gern. Das wäre zwar ärgerlich, aber immerhin verständlich. Noch eine gute Stunde, bis Charles vor ihrer Tür stehen würde. Sie würde sich sputen müssen.
***
„Wow, du siehst hinreißend aus!” Nein, das war nicht die Begrüßung gewesen, die Charles einstudiert hatte. Eigentlich hatte er etwas Elegantes sagen wollen, mit dem er sie beeindrucken konnte. Stattdessen hatte er Sephi wie ein Teenager angegafft und diesen Schwachsinn von sich gegeben.
„Vielen Dank. Du hast dich auch sehr schick gemacht.”
Natürlich, wie sollte es anders sein! Sie war Herr der Lage, konnte sich geschliffen ausdrücken und ihn in den Schatten stellen. In Situationen wie dieser beneidete Charles Persephone um ihre Abgebrühtheit.
„Danke.” Er holte tief Luft und nahm sich eine Sekunde Zeit, um sich zu sammeln, während er gleichzeitig die Beifahrertür öffnete. „Magst du italienisches Essen?”
Persephone stieg ein und blickte mit einem kleinen Lächeln zu ihm auf. „Sicher. Das wirst du doch wohl nicht vergessen haben, oder?”
Der Weg um das Heck des Jaguars reichte aus, um Charles innerlich über sich selbst fluchen zu lassen. Wie konnte sie es immer wieder schaffen, ihn so auflaufen zu lassen?
„Nein, habe ich nicht.” Er ließ den Motor an, das Kätzchen erwachte leise schnurrend zum Leben. „Es hätte aber durchaus sein können, dass sich dein Geschmack im Laufe der Jahre geändert hat. Ich kann Fast Food nicht mehr ausstehen - früher hätte ich das Zeug pfundweise verdrücken können.” Ein wunderbarer Auftakt zu einem stilvollen Abend! Ob er sich mit diesem Quatsch aus dem Schlamassel gezogen oder erst so richtig reingeritten hatte?
„Das würde ich als großes Glück für dich bezeichnen. Hättest du diese Vorliebe nicht verloren, hättest du jetzt keine so angenehme Figur mehr”, entgegnete Persephone nach einer gründlichen Musterung von der Seite.
Charles grinste vergnügt. Obwohl der Seitenblick von einer sehr ernsten Miene begleitet wurde, klang doch wenigstens die Bemerkung verdächtig nach einem Kompliment.
„Wohin entführst du mich eigentlich? Es gibt so unglaublich viele gute Italiener in dieser Stadt. Im Laufe der Jahre haben sich meine Geschäftspartner große Mühe gegeben, mir alle vorzustellen. Ich bin echt gespannt, ob es noch einen gibt, den ich nicht kenne.”
Smalltalk also. So hielt er das auch immer, wenn ein
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