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Lukas und die gestohlene Weihnacht

Lukas und die gestohlene Weihnacht

Titel: Lukas und die gestohlene Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Seitz
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Lukas.“

    Im nächsten Moment war Lukas in seinem alten Kinderzimmer. Auf dem Boden standen die Kerzen, die er vor seiner letzten Abreise mit Rebekka angezündet hatte. Rebekka! War sie am Leben? Lukas eilte zur Zimmertür und riss sie auf.

    „Spinnst du, Lukas? Willst du, dass ich einen Herzinfarkt kriege?“, schrie ihn seine Schwester an.
    „Rebekka! Du lebst ja!“
    „Ja, obwohl du mich gerade fast umgebracht hättest, du Trottel!“

    Lukas fiel seiner Schwester um den Hals.
    „Gott sei Dank, ich bin so froh, dass es dir gut geht, Bekki!“ Rebekka riss sich aus seiner Umarmung los.
    „Ich hab dir schon hunderttausend mal gesagt, du sollst mich nicht Bekki nennen, Idiot!“

    Dann stapfte sie die Treppen hinunter. Lukas ging hinterher. Unten in der Küche stand seine Mutter und kochte.

    „Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“
    „Wo ist Papa?“
    „Wieso tust du das, Lukas? Wieso redest du von Papa?“
    „Wieso nicht? Wo ist er eigentlich? Noch im Geschäft?“, fragte er.
    „Hör auf, was ist nur los mit dir, Junge? Deck lieber mit deiner Schwester den Tisch!“

    Während die Geschwister die Teller und das Besteck auf den Esstisch im Wohnzimmer stellten, schimpfte ihn Rebekka an: „Sag mal, tickst du noch ganz richtig? Wieso redest du von Papa? Wieso tust du Mama das an?“
    „Ich kapier nicht … was ist denn mit Papa?“
    „Stellst du dich so doof, Lukas, oder was ist los? Papa kommt nicht mehr. Er ist tot.“
    „Was? Seit wann?“
    „Irgendwas stimmt nicht mit dir, Lukas, du bist anders als sonst. Er wurde doch letztes Jahr überfallen und dabei getötet.“
    „Das wusste ich nicht.“ Lukas hielt inne. Etwas war anders als sonst. Doch bis er herausbekommen würde, was anders war, würde er lieber so tun, als wüsste er über alles bescheid. Zumindest, so gut es ging. „Ich meine - ja klar wusste ich das! Ich habe das wohl eben nur nicht wahr haben wollen. Entschuldige.“

    Lukas versuchte sich zu verstellen. Das soll die neue Gegenwart sein, wenn er nicht versuchen würde, Weihnachten zu retten? Rebekka war am Leben, das war gut. Doch sein Vater gestorben?

    „Kommst du nachher mit in die Stadt, Rebekka? Ich möchte Papa auf dem Friedhof besuchen“, fragte Lukas während des Essens.
    „Was soll das sein, ein Friedhof?“, fragte Rebekka.
    Lukas stutzte. Wieso wusste sie denn nicht, was ein Friedhof war? Gab es keine Friedhöfe in dieser Gegenwart? Was konnte der dunkle Mann vernichtet haben, dass es keine Friedhöfe mehr gab?
    „Haben wir ein Notebook und einen Internetanschluss?“ Lukas war vorsichtiger geworden. Wer weiß, ob diese Dinge hier existierten.
    „Ja, weißt du doch. Nach dem Essen hilfst du mir beim Abwasch, Lukas. Dann kannst du ins Internet. Aber nur eine halbe Stunde, ja?“

    Lukas öffnete die Webseite der Suchmaschine. Er gab als erstes das Wort Weihnachten ein. Null Treffer. Lösungsvorschlag der Suchseite: weiße Nacht. Dann gab er Friedhof ein. Wieder null Treffer. Konnte es sein? Lukas hatte einen bösen Verdacht. Er tippte seine Vermutung ein. Null Treffer! Das konnte einfach nicht sein! Der dunkle Mann hat nicht nur alle Weihnachtsbräuche ausgelöscht. Aber dass er so weit gehen würde, das war einfach unglaublich!

    Lukas fuhr mit dem Rad alleine in die Stadt. Er hielt nach den zwei Kirchen des Ortes Ausschau. Doch dort, wo sich eigentlich ihre beiden Türme in den Himmel strecken müssten, war nichts zu sehen. Er fuhr weiter zur katholischen Kirche, um sich zu vergewissern. Tatsächlich – es gab sie nicht. An ihrer Stelle war eine Einkaufspassage. Außerdem saßen ungewöhnlich viele Bettler und Obdachlose auf den Gehsteigen. Viel mehr, als Lukas jemals auf einmal gesehen hatte. Die Menschen gingen achtlos an ihnen vorbei. Lukas stieg vom Fahrrad und schob es neben sich her, während er die Passage entlang schritt. Die Schaufenster waren voll von Spielekonsolen, Fernsehern, Schmuck und anderen Dingen. Wenigstens das schien sich nicht verändert zu haben. Bei einem Obdachlosen blieb Lukas stehen. Er saß auf dem Boden vor einer Bäckerei und hielt eine Taschenuhr in den Händen. Lukas kramte einen Euro aus seiner Tasche hervor und reichte ihn dem Bettler.
    „Danke, mein Junge. Es gibt so wenige Menschen, die stehen bleiben.“
    „Wieso suchen Sie sich nicht eine Unterkunft? Es ist eiskalt hier.“
    „Haha, Junge, wo soll einer wie ich denn hin. Eher reißen sich die Leute ein Bein aus, als einem wie mir zu helfen!“
    „In die Kir …“

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