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Lukas und die gestohlene Weihnacht

Lukas und die gestohlene Weihnacht

Titel: Lukas und die gestohlene Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Seitz
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Lukas fiel ein, dass es ohne Kirche auch keine kirchliche Hilfe für Obdachlose gab.
    „Junge, schon gut. Wir Bettler sterben wie die Fliegen. Aber es müssen welche sterben, täglich werden es mehr Menschen, die am Hungertuch nagen.“
    „Geben ist seliger denn nehmen“, flüsterte Lukas.
    „Was meinst du, Junge?“
    „Ach, nichts. Das hat mal jemand gesagt. Bin mir nur nicht sicher, ob es den wirklich gegeben hat.“

    Lukas ging weiter. Er kam an seiner Schule vorbei. Die war plötzlich von einer hohen Mauer umgeben. Oben an der Mauer war Stacheldraht befestigt. Am Tor zur Schule standen zwei bewaffnete Polizisten.

    „Warum wird die Schule bewacht?“, fragte Lukas.
    „Was stellst du für blöde Fragen?“, antwortete der eine der beiden. „Damit niemand das Gebäude angreift.“
    „Wieso sollte jemand die Schule angreifen?“
    „Haha, in welcher Traumwelt lebst du denn? Du würdest wohl auch kein Rathaus, keinen Sportplatz, kein Kino oder keinen Kindergarten bewachen lassen, Jungchen, wie? Nur damit die Rebellen alles nieder ballern? Geh lieber jetzt nach Hause, es wird bald dunkel.“
    „Wieso sollte jemand auf friedliche Menschen schießen?“, fragte Lukas.
    „Jungchen, aus dem gleichen Grund, aus dem das schon immer passiert. Um an die Macht zu kommen, um andere einzuschüchtern.“
    „Es geht um Macht?“
    „Es geht immer um Macht. Und letzten Endes um Geld. Wer die Macht hat, hat das Geld.“
    „Ums Geld? Was ist mit Nächstenliebe? Mitleid? Barmherzigkeit? Gerechtigkeit?“

    Für einen kurzen Augenblick verlor der Polizist sein breites Grinsen. Diese Worte schienen etwas in ihm auszulösen. Lukas wunderte sich über sich selbst. Was sagte er da für Dinge? Noch vor einer Woche hätte er nicht im Traum daran gedacht, diese Worte zu gebrauchen, geschweige denn, einen Erwachsenen daran zu erinnern.

    „Du gehst jetzt besser nach Hause“, sagte der andere Polizist ruhig. Die beiden blickten beschämt zu Boden. Lukas fuhr nach Hause.

    In seinem Zimmer suchte er das Bücherregal ab.
    „Du wirst sie nicht finden.“
    „Gabriel! Du bist wieder hier! Woher weißt du, was ich suche?“
    „Die Bibel. Wenn es ihn nicht gab, gab es die Bibel auch nicht. Er war der Grund, warum das Buch der Bücher geschrieben wurde. Sie ist eine Zusammenfassung aller Geschichten. Doch ohne die größte aller Geschichten – seine Geburt, sein Leben und seinen Tod - hatte niemand Interesse daran. So wurde die Bibel nie verfasst.“
    „Ja. Ich habe seinen Namen im Internet nicht recherchieren können. Heißt das …?“
    „Das heißt es, Lukas. Der dunkle Mann hat ganze Arbeit geleistet. So sieht die Welt jetzt aus, wenn du nichts unternimmst und nicht versuchen wirst, Weihnachten zu retten. So sieht die Welt aus, wenn du im Schnee liegen bleibst und dich aufgibst. Der dunkle Mann wird siegen. Er vernichtet die Weihnachtsbräuche, Weihnachten und er tötet den Sohn Gottes.“ „Du siehst heute sehr blass aus, Gabriel. Wieso strahlst du nicht so wie beim letzten Mal?“
    „Weil es mich hier eigentlich nicht geben darf. Ohne ihn bin auch ich nicht mehr hier.“
    „Aber ohne ihn gibt es immer noch Gott! Und du bist doch ein Engel Gottes, oder täusche ich mich da?“
    „Ja, das ist schon richtig. Doch viel mehr bin ich ein Geschöpf der Menschen. Ich existiere, weil die Menschen an mich glauben. Doch ohne Jesus gab es das Christentum nicht. Die Menschen glaubten nicht an Gott. Sie glauben nicht an Engel. Ohne den Glaube von Euch Menschen kann ich nicht sein. Verstehst du das?“
    „Der Glaube lässt dich existieren?“
    „Der Glaube, Lukas, ist etwas sehr Mächtiges. Ohne ihn ist alles nichts. Gut und Böse, Gott und die Welt, alles kann nur sein, wenn der Glaube es zulässt. Du glaubst an mich, darum siehst du mich noch. Aber ich bin schwach.“
    „Was kann ich denn tun, Gabriel? Diese Gegenwart will ich nicht haben!“
    „Bist du bereit, den schweren Weg zu gehen und dich deinen Ängsten zu stellen, Lukas?“
    „Ja, das bin ich. Egal, was kommt. Diese kalte Welt hier ist nicht die Welt, die ich kenne. Ich weiß jetzt, welche Bedeutung Weihnachten hat.“
    „Weihnachten retten heißt, ihn zu retten. Ihn zu retten heißt, die Welt zu retten.“
    „Und die Weihnachtsbotschaft, Gabriel, heißt Nächstenliebe und Gerechtigkeit. Anderen helfen. Nicht nur beschenkt zu werden. Stimmt’s?“
    „ Ja, das stimmt. Dann nimm jetzt deine Kugel, der nächste Weihnachtsbrauch wartet auf dich!“
    „Soll ich nicht

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