Lukianenko Sergej
Höhepunkt meines bisherigen Lebens!«, ratterte
er schließlich herunter.
Auch er wurde von allen eines lobenden Nickens für
würdig befunden.
»Das Deck zu schrubben, über das Ihr gegangen seid,
war herrlich!«, fiepte Hallenberry. »Klaro. Aber die Kartoffeln zu schälen, das hat mir nicht so gut gefallen …«
Hort zerzauste ihm lächelnd den Kopf. »Du hast dich
gut geschlagen. Sag mal, möchtest du dich nicht unserer
Truppe anschließen?«
»Ich soll das Theater sauber machen?«, fragte Hallenberry.
»Nein, wir wollen dich als Schauspieler haben. Du gefällst mir, kleiner tapferer Ritter. Du wirst mein Stiefbruder!«
Hallenberry ließ sich die verlockende Perspektive
durch den Kopf gehen. »Nein, danke«, sagte er dann.
»Ich kann meine Schwester nicht im Stich lassen! Ich
bleibe bei Trix.«
Als Trix sich vorstellte, was Sauerampfer dazu sagen
würde, seufzte er nur, widersprach aber nicht.
»Neben Euch herzufliegen war feenhaft!«, rief da Annette, die auf der Lehne eines freien Stuhls saß.
Paclus hielt ihr schweigend einen vollen Krug hin und
Annette trank einen Tropfen Bier.
»Wir haben ein großes und gutes Werk vollbracht«,
sagte Paclus feierlich und stand auf. »Vielleicht werden
über uns eines Tages Balladen und Legenden verfasst
werden. Aber jetzt heißt es schweigen! Die Vitamanten
haben einen langen Arm!«
Alle nickten wissend.
»Gehen wir«, sagte Paclus zu Trix. »Ich bring dich zu
Sauerampfer.«
Obwohl Trix inzwischen kampferprobt war, nahm er
den Vorschlag des Ritters dankbar an. Natürlich nicht
wegen der Vitamanten. Nein, eine Stadt bei Nacht hält
einfach viele unangenehme und völlig unmagische Überraschungen bereit: gierige Räuber, betrunkene Raufbolde,
Bettler aus Samarschan.
Um den kräftigen Ritter, der zwei Jünglinge und einen
Jungen begleitete, machten natürlich alle einen großen
Bogen. So erreichten sie das Haus von Sauerampfer ohne
jeden Zwischenfall. In den Fenstern brannte Licht, das
leise Spiel einer Laute war zu hören. Durch den Garten
flanierte das fliegende Wachlicht.
»Oh«, sagte Paclus mit leichtem Neid in der Stimme.
»Radion hat Gäste … Gut, ich warte, bis ihr die Tür hinter
euch geschlossen habt, dann gehe ich meines Weges.«
»Und wohin, Sir Ritter?«, wollte Ian wissen.
»Mangelt es in Dillon etwa an Gasthöfen?«
»Also das kommt gar nicht infrage!« Ian zupfte den
Ritter am Ärmel. »Sauerampfer ist Euer Freund, da könnt
und müsst Ihr bei ihm übernachten!«
Trix behagte das gar nicht. Sicher, Paclus war Sauerampfers Freund – aber seit wann durfte Ian, selbst bei
Sauerampfer nur Gast, einfach jemanden einladen?!
»Was meinst du?«, fragte Paclus Trix voller Hoffnung.
»Er wird es Euch verübeln, wenn Ihr nicht mit reinkommt«, antwortete Trix rasch.
Das Wachlicht flog aufmerksam um sie herum, blieb
jedoch nicht stehen. Trix ging zur Tür und klopfte an. Ins
Spiel der Laute fiel jetzt eine angenehme Stimme ein. Als
Trix gegen die Tür drückte, ging sie auf.
Ihnen bot sich ein ebenso erstaunlicher wie befremdlicher Anblick: In der Diele stand ein älterer Mann, seinem
Gesicht nach zu urteilen, aus dem einfachen Volk, seiner
prächtigen Kleidung nach zu urteilen, ein reicher Kerl,
vielleicht ein Kaufmann oder ein Gildemeister. Unterm
Arm hielt er eine kleine Truhe. Auf einem Stuhl saß eine
Greisin mit irrem Gesichtsausdruck, die einen samtenen
Geldbeutel fest in der Hand hielt. Hinter ihr stand ein
schon nicht mehr junger Lakai. Der Kaufmann und die
Greisin maßen einander mit angewiderten Blicken. An
der Tür zum Wohnzimmer hatte ein nervöser Jüngling
von elegantem Äußeren Stellung bezogen. Er trug ein
spitzenbesetztes Batisthemd und Hosen mit Aufschlägen
und hielt ebenfalls etwas in der Hand.
»Kommt ja nicht auf die Idee, Euch vorzudrängeln«,
blaffte der Kaufmann Trix an, als dieser sich an ihm vorbeiquetschte. »Ich warte schon seit Mittag!«
Prompt kroch Annette aus Trix’ Tasche. »Du Bocksbengel!«, rief sie zornig. »Auf die Knie, oder ich verwandle dich in einen verfaulten Holzklotz! Du hast den
Zauberlehrling Radion Sauerampfers vor dir, den großen
Magier Trix Solier!«
»Das hättet Ihr doch gleich sagen können, dass Ihr ein
Magier seid«, erwiderte der Mann, den die Drohung jedoch nicht sonderlich beeindruckt hatte. »Dann geht nur
durch, ist ja Euer gutes Recht. Dafür hättet Ihr einen ehrlichen Kunsttischler nicht zu erschrecken brauchen! Unsere Gilde ist in der Stadt schließlich geschätzt,
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